Wir sind in Vanuatu! Und es ist warm und die kulinarische Versorgungslage hat sich dank „Pizza Hot“ massiv verbessert!

Glückliche Gesichter Dank „Pizza Hot“

Aber der Reihe nach. Und Achtung: es wird leider etwas unappetitlich. Wir hatten ja berichtet, dass wir für Sonntag, den 1. September einen Flug nach Vanuatu gebucht hatten. Und da mussten wir irgendwie noch auf den internationalen Flughafen Neukaledoniens gelangen. Wir hatten uns für eine landschaftlich reizvolle Route entschieden, die 30 min länger als die kürzeste Route sein würde. Also standen 4 Stunden Autofahrt quer durch die Grand Terre und durch mehrere Gebirgsketten an, das ganze bei Starkregen, immerhin sind wir in der klimatisch trockenen Winterzeit hier… (wie ist es hier erst in der Regenzeit???)

Also um es kurz zu machen, eine von den gefühlten 3.458.987.364.358 engen Kurven war dem Leonardo offenbar eine zu viel, er klagte bereits am Morgen über Müdigkeit und Kopfschmerzen. Auf jeden Fall zwang uns plötzliches Geschrei auf der Rückbank zu sofortigem unplanmässigen und verkehrswidrigen Anhalten am Strassenrand: Leonardo hatte sich das Morgenessen noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Der Worst Case schlechthin: wir bei Starkregen im einsamen Gebirge von Neukaledonien, etwas Zeitdruck wegen dem Flug nach Vanuatu, völliges Fehlen geeigneten Putzmaterials und ein Gestank, der nicht zu beschreiben ist! Trotz Regen verliessen alle sofort freiwillig das Auto. Marco opferte sein ältestes T-Shirt und putzte das Kotz mit kühnem Schwung direkt auf die Strasse – wo es dann praktischerweise vom Regen in irgendeinen Fluss gespült wurde. Ich übernahm das Putzen und Neueinkleiden der Kinder und überhörte tapfer deren Geschrei. Nach einer halben Stunde mussten wir wohl oder übel weiterfahren. Ich opferte mich freiwillig und setzte mich hinten auf die besonders betroffene Stelle, währenddessen Leonardo nun vorn sitzen durfte – ich hoffte da würde ihm weniger schnell schlecht werden. Der Gestank im Auto war trotz geöffneter Fenster kaum auszuhalten.

Und noch 2 Stunden bis zum Flughafen…

Wir haben die 2 Stunden irgendwie überlebt und sind am Flughafen angekommen. Bei Europcar war zum Glück niemand da, es war ja Sonntag. Und ausserdem hatten wir sowieso vereinbart, dass wir das Auto dreckig zurückgeben durften weil es von Anfang an nicht ganz sauber war. Aber was würden die wohl zu dem Gestank sagen? Aufgrund Starkregens konnten wir es leider auch nicht riskieren, die Fenster geöffnet zu lassen. Naja, da konnten wir uns jetzt nicht mehr drum kümmern und bis Redaktionsschluss dieses Blogbeitrags am 4. September waren bei uns keine Beschwerden eingegangen…

Der Rest des Tages verlief dann ohne grössere Aufreger, ausser dass wir eine Schere im Handgepäck vergessen hatten – die schlummert jetzt für alle Zeiten auf dem Flughafen in Noumea. Ach ja, und meinen Knoblauch durfte ich auch nicht einführen – der schlummert jetzt auf dem Flughafen in Port Vila.

Apropos Port Vila: das ist die Hauptstadt von Vanuatu, süsse 50.000 Einwohner gross und malerisch auf einer Halbinsel gelegen. Wir landeten halb 6 am Abend und es wurde gerade dunkel. Am Flughafen wurden wir von einem Eingeborenen zum Taxistand eskortiert. Widerstand zwecklos. Ein normal grosses Taxi stand für uns bereit und während Marco noch diskutierte, dass wir mit 5 Personen plus Taxifahrer plus vier grosse Koffer plus 5 Rucksäcke nie im Leben dort hineinpassen würden, war auch schon alles im Kofferraum verstaut und wir wurden in das Taxi komplimentiert. Ich nahm den Jüngsten auf den Schoss – alles kein Problem!

Nach zehn Minuten Fahrt waren wir auch schon da – offenbar hatte man hier den Fehler von Neukaledonien nicht gemacht, wo der Flughafen eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt lag. Nein – hier war der Flughafen da wo er hingehört: direkt neben der Hauptstadt!

Unser Hotel war allerdings ein böse Überraschung. Eigentlich in Top Lage mit super Aussicht über die Bucht von Port Vila, 5 Gehminuten zum Stadtzentrum, im alten Kolonialstil erbaut mit Gästepiano und zwei Gitarren zur freien Nutzung (das hätte für unsere beiden grossen Musikanten nicht besser passen können). Wäre alles toll, wenn es nicht eine unglaublich dreckige Schlamperbude wäre. Eigentlich funktioniert hier gar nichts und alles sieht aus als wäre seit hundert Jahren nicht mehr renoviert worden. Und der Gestank – nein das lass ich jetzt lieber, euch ist noch schlecht von der Story mit dem Auto… Naja, für vier Nächte musste es irgendwie gehen. Im Lonely Planet wird das Hotel übrigens lobend erwähnt – einmal mehr beschleicht uns das Gefühl, dass der Autor noch nie in seinem Leben hier war…

Badimpressionen. Hatte ich schon die Kakerlaken erwähnt? (nein, das lassen wir jetzt besser, waren eh auch nur zwei…)
Ein Klavier für Lorenzo!
Und eine Gitarre für Romina!

Jeden Vormittag gibt es Schule. Es wird weitgehend freiwillig mitgemacht. Ausser bei Französisch – da wird gestreikt. Sie wollen lieber Englisch lernen! Und das kann ich ihnen gar nicht so richtig verübeln. Kein Mensch weiss, warum unsere armen Kinder erst Franz und dann Englisch lernen sollen. Wenn ich nur schon an die Zahlen denke: „quatre-vingt-dix-sept“. Für alle, die nie mit dieser Sprache gequält wurden, dass ist die Zahl 97 auf französisch ausgeschrieben (wörtlich: 4 mal 20 plus 17 – ALLES KLAR???) Also wirklich, ich kann meine Kids bestens verstehen. Ausserdem ist das Lehrmittel „Mille Feuilles“ komplett unbrauchbar – wir haben schon überlegt, ob wir es aus Platzgründen irgendwo am Strassenrand aussetzen…

Glückliche Gesichter Dank Matheunterricht (kein Franz!)

Aber euch interessiert sicher eher, was wir bisher in Vanuatu so gemacht haben: Als erstes müssen wir immer Organisatorisches machen. Meistens ist das aufregender als es klingt. Zum Beispiel wollte Marco sich eine SIM-Karte kaufen, damit wir immer Internet haben. Also gingen wir zum Shop von Digicel, der zum Glück angenehm klimatisiert war – dadurch waren die 45min Wartezeit auch tiptop zu ertragen. Und dort trafen wir – das glaubt ihr jetzt sicher nicht- Jeanne d’Arc! Also die Dame, die Marco bedient hat, hiess doch tatsächlich so, also nur der Vorname.

Marco bei Digicel mit Jeanne d’Arc

Ausserdem waren wir noch in der Markthalle von Port Vila. Die liegt direkt am Strand und da wird alles verkauft, was irgendwie unter Obst und Gemüse subsummiert werden kann. Und da hatte Lorenzo plötzlich das dringende Verlangen nach Ingwer:

Lorenzo kauft Ingwer in Port Vila

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel – wir haben den Heimweg aus gut nachvollziehbaren Gründen extrem in die Länge gezogen – entdeckten wir an der Strandpromenade lustige Einsiedlerkrebse. Besonderes Markenzeichen: stechend blaue Augen:

Schau mir in die Augen Kleines! Also mit diesen blauen Augen kriegt er sie alle rum…

Gestern hatte ja Marco noch Geburtstag. Und da wollten wir bisschen Party machen und sind in eines der vielen tollen Restaurants direkt an der Bucht gegangen. Wir hatten vorher dort reserviert und ich hatte der Bedienung gesteckt, dass es Marcos Geburtstag ist. Die Bedienung fand das ganz toll und meinte, dass es da noch eine Überraschung gibt.

Also sassen wir gemütlich bei extrem feinem Essen am Meer und suchten am Himmel das Kreuz des Südens, als es plötzlich losging: lautes Geschepper und Gerassel aus der Küche, das immer näher kam und nun mischte sich auch noch Gesang unter das Geschepper – unverkennbar „Happy Birthday to you“. Potz! Ich war sicher, die hätten das vergessen. Und nun sang und tanzte sich die ganze Kuchimannschaft zu unserem Tisch, einige schlugen mit Holzlöffeln auf alte Töpfe und die Dame ganz vorn brachte einen kleinen Kuchen mit Kerze drauf. Marco versank vor Scham und Peinlichkeit fast unter dem Tisch und alle anderen waren begeistert:

Happy Birthday!

Heute haben wir mal wieder einen Ausflug auf eine kleine Insel gemacht. Wir hatten uns vorab bei der Touristeninfo erkundigt, wo man hier am besten Schnorcheln kann. Die beiden Angestellten meinten einstimmig und mit grosser Begeisterung: Insel Iririki! Die heisst wirklich so, mit vier mal „i“.

Iririki

Wir haben uns dann noch erkundigt wie man dort hinkommt und was die Überfahrt so kostet. Die Insel liegt direkt in der Bucht und es verkehrt permanent eine Fähre und die kostet: Nix! Boah, wir waren begeistert. Aber nur eine Schrecksekunde lang, denn: für die Insel muss man einen Tagespass lösen, und der kostet. Ich habe ihm dann erklärt, dass das bei uns in der Schweiz genau anders herum wäre: man müsste die Überfahrt bezahlen, aber eine Insel wäre natürlich gratis! Da mussten die beiden ziemlich drüber lachen. Wir sind aber auch lustig, wir Schweizer…!

Auf der Fähre nach Iririki – noch gratis!
Schnorcheln auf der Insel – nicht gratis!

Beim Rundgang über die Insel stolperten wir dann noch auf einige Titanic-Impressionen. Vor vier Jahren gab es hier einen verheerenden Zyklon, der Iririki und die ganze Bucht von Port Vila ziemlich zerzaust hat. Dabei kamen auch Schiffe zu Schaden und bisher war noch keine Zeit zum Aufräumen gewesen:

Gestrandete Schiffe

So, jetzt muss ich langsam Schluss machen, hoffentlich hab ich euch nicht zu sehr gelangweilt und euch ist am Anfang nicht allzu übel geworden. Morgen müssen wir extrem zeitig aufstehen: um vier ist Tagwach! Wir wollen auf die Insel Espiritu Santo fliegen. Santo ist die grösste Insel von Vanuatu und liegt noch etwas mehr Richtung Äquator – es sollte also noch wärmer werden, was ja generell zu begrüssen ist. Also dann bis später!

Auf zu neuen Abenteuern!