Heute mal kein reisserischer Titel sondern ein Zitat der Überschrift eines Artikels über uns in den samoanischen Medien. Wir werden langsam berühmt, auch wenn wir eigentlich nicht viel dafür können, ausser dass wir als einzige Touristen immer noch in Samoa hocken. Aber dazu später.

Es ist Winter geworden in Samoa. Das heisst am Abend brauchts ein Jäckli und die Klimaanlage ist nicht mehr das wichtigste Kriterium einer Unterkunft, sondern die heisse Dusche. Wir sind schon Weicheier!

Also gut, wir waren ja aus dem Taumeasina abgereist. Und ich muss es zugeben: es ging uns im Taumeasina extrem gut. Aber das war halt gar kein typisches Samoa Feeling. Wir hockten dort sozusagen im goldenen Käfig und erlebten nix Spannendes.

Also packten wir unseren ganzen Krempel zusammen und zogen in ein einfaches Häuschen am berühmten Lalomanu Beach – dem schönsten Strand Upolu’s.

Unser Häuschen am Lalomanu Beach – das rosane 😉
Lalomanu Beach, im Hintergrund die unbewohnte Insel Nu’utele

Und das erste, was uns dort über den Weg lief, waren jede Menge Katzen, eine schöner als die andere.

Katze Bob

Also ich bin generell überrascht, wie viele Katzen es hier in der Südsee überall gibt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte erwartet, dass die Katzenhaltung hier ähnlich restriktiv gehandhabt wird wie in Australien. Aber das ist keineswegs der Fall. Es gibt hier überall schöne Katzen, zur grossen Begeisterung unserer Kinder.

Unsere Hauskatze – schlich immer um’s Haus

Und auch hier am Lalomanu Beach schnurrten uns einige Taschentiger um die Beine und leisteten uns beim Homeschooling Gesellschaft.

Bob hilft bei den Matheaufgaben

Gern auch im Täschli vom Musket Cove (Fiji):

Ich muss hier den Sack bewachen!
Sprichwörtlich die Katze im Sack!

Korallen im Ohr

Besonders toll für die Kinder war natürlich der schöne Sandstrand hier. Es hatte auch immer ordentlich Wellen zum darin toben:

Zwischendurch hatte ich dann schon immer mal Angst, weil die Wellen sehr hoch waren und die Kids darin herumgewirbelt wurden. Leonardo traf mit der Backe etwas unsanft auf dem Sandboden auf und da sah die Backe dann etwas lädiert aus.

Aber das war noch harmlos gegen Rominas Ohrenentzündung! Sie klagte schon am Abend nach dem Wellenspass über Ohrenschmerzen. Aber ich wollte erst einmal abwarten. Die meisten Probleme lösen sich von selbst. Aber nicht alle! In der Nacht um 2 Uhr stand die Romina bei mir am Bett und jammerte, das Ohr werde immer schlimmer. Ich war sofort hellwach. Holte den Medikamentensack und eine Lampe und guckte der Mimi fachmännisch ins Ohr. Also ich bin kein HNO-Arzt, aber was ich da sah, sollte eigentlich nicht so sein: da tummelten sich kleine weisse Steine im Ohr. Das mussten die Korallenstückchen vom Sandstrand sein, die es mit jeder Welle in Mimi‘s Ohr gespült hatte. Und nun reagierte das Ohr verständlicherweise entrüstet, mit einer Entzündung. Da gibt’s nur eins: Antibiotikum und Ibuprofene. Nach mehreren Versuchen war das Zeugs endlich heruntergespült und die Romina beruhigte sich langsam wieder.

Durch die ganze Aufregung war der Rest der Familie dann auch langsam wach geworden und da hatten alle was davon. Gegen vier Uhr kehrte langsam wieder Ruhe ein. An Baden war in den nächsten Tagen aber nicht zu denken. Und so nach und nach gab das Ohr dann auch die Korallen wieder frei.

Swatchwatch???

Und dann kam das Wochenende. Das merkt man immer daran, dass sich die Unterkunft plötzlich füllt und so hatten wir den Strand nicht mehr ganz für uns allein. Und da kam ich mit einer Frau ins Gespräch, die mit ihrer Familie hier das Wochenende verbringen wollte. Wir beaufsichtigten den ganzen Nachmittag lang unsere Buben, die gemeinsam in den Wellen zusammen spielten:

Leonardo, Matthew, Lorenzo (v.l.n.r.)

Sie hiess übrigens Michelle und kommt ursprünglich aus Tonga. Na, da hatten wir ja gleich was zu bereden. Und während wir so über Tonga redeten, rief sie plötzlich: „Wow! Is this a swatchwatch???“ Ich war erstmal völlig überfordert und hatte keine Ahnung, was sie meint. Aber sie zeigte aufgeregt auf meine Armbanduhr und da musste es wohl irgendwas mit der Uhr zu tun haben. Und in der Zwischenzeit hatte mein Gehirn auch eine Interpretation für swatchwatch gefunden: sie meinte wohl meine Swatch.

Die berühmte Swatchwatch

Aber Moment mal, woher weiss eine in Samoa lebende Tonganerin, was eine Swatch ist?

Also das war so: Michelle hatte als Teenager in Neuseeland gelebt und dort an einem Radiowettbewerb teilgenommen – was man so macht wenn der Tag lang ist. Also auf jeden Fall hat sie da gewonnen und – ihr ahnt es sicher schon – der Preis war eine Swatch! Na jedenfalls war sie total begeistert von meiner Swatch watch 😂

Und da kam auch schon Marco daher, der hatte beim Fischen am Strand auch jemanden kennengelernt: Sean war zufällig der Mann von Michelle. Marco erzählte mir dann später, das Sean einen ganz speziellen Beruf hat: er ist Pilot, und zwar bei PNG Air. PNG ist die offizielle Abkürzung von Papua Neuguinea. Na jedenfalls hat Sean grad nicht viel zu tun: es ist im Moment unmöglich, an seinen Arbeitsplatz zu gelangen. Er war auch ziemlich gut gelaunt 😎

Gemeinsames Nachtessen, im Hintergrund Sean und Michelle aus Apia

Am Abend gabs dann eine Fiafia-Show. Das ist eine typische samoanische Tanzshow mit Feuer. Etwa so hier:

Fiafia am Lalomanu Beach

Plötzlich stupste mich Michelle von der Seite an und zeigte auf einen Mann der hinter uns stand und meinte, das sei ein ganz berühmter samoanischer Sänger: Sam Ah Chookoon, alias Mr. Cowboy. Wir guckten dann auch noch gemeinsam ein YouTube Video an:

Also der macht so Western-Style Musik mit samoanischen Texten. Ist wohl sowas wie der Justin Bieber von Samoa 🤣 Und der hatte auch eine weibliche Begleitung dabei. Da seid ihr jetzt sicher gespannt. Und wir waren da ehrlich gesagt auch etwas überrascht. Denn der Mr. Cowboy sah richtig gut aus, gross schlank, berühmt und erfolgreich. Da könnte man meinen er umgibt sich mit einer dekorativen Schönheit. Aber irgendwie, wie drück ich das jetzt hier am besten aus… Also vielleicht so: wäre die Dame etwas schlanker gewesen … öhm, also ihr wisst was ich meine. Also offenbar sind ein paar Kilo mehr hier tatsächlich ein Schönheitsideal, was ja bei uns im westlichen Kulturkreis eher gar nicht geht. Und hier noch ein Foto mit ihm und den ganzen Tänzern der Fiafia-Show:

Die Tänzer mit Mr. Cowboy (der links im schwarzen Shirt)

Eine Schildkröte kommt uns besuchen

Das Wochenende war dann langsam vorbei und wir waren wieder allein am Strand. Obwohl: ganz allein waren wir gar nicht: das schlechte Wetter war nämlich leider nicht abgereist. Das blieb mit seinen grauen Wolken, dem Sturm und Regen hartnäckig an unserem Strand kleben. Also guckten wir trübselig aufs Meer hinaus und hatten schlechte Laune! Aus Frust holte ich mir ein Glas Wein und hoffte, dass der das Wetter etwas erträglicher machen würde. Funktionierte aber nicht. Ich guckte durch den Plastikregenschutz unseres Restaurants raus zum Strand und sah dort etwas, was es bei uns am Strand angespült hatte. Sah aus wie ein Stück Baumstamm. Irgendwann merkte ich allerdings, dass sich der Baumstamm bewegte, und zwar den Strand hinauf! Hektisch zog ich den Regenvorhang beiseite und rieb mir erstaunt die Augen: da schleppte sich mühsam eine Schildkröte aus dem Meer bei uns auf den Strand.

Was hat’s denn da angeschwemmt?

Na, da laust mich doch der Affe! Die wird doch hier nicht etwa Eier legen wollen??? Sofort war Hektik bei uns am verregneten Strand und die ganze Kuchimannschaft kam auch grad herbeigewetzt:

Und wer kocht jetzt das Nachtessen???
Da oben ist das perfekte Plätzchen!

Die Schildkröte kroch unter eines der Beach-Fales, grub dort mühsam ein Loch und legte ihre Eier direkt unter der Holztreppe ab. Das ging auch alles ziemlich zackig: Loch graben, Eier legen, Loch zuschütten und Spuren verwischen – nach einer Stunde war sie fertig und kroch wieder zurück zum Meer, wo sie ohne Tschüss zu sagen sang und klanglos im Ozean verschwand. Tschüss Schildi!

Und jetzt aber schnell wieder zurück ins Meer!
„ Deine Spuren im Sand… “

Die Kids machten sich Sorgen, dass die Hunde das Gelege finden könnten. Also legte Marco eine abschreckende Duftspur und die Kids putzten mit einem Palmwedel den Strand und verwischten sämtliche Schildkrötenspuren.

Mit kriminalistischer Finesse…

Zurück nach Savai’i

Wegen des anhaltend schlechten Wetters beschlossen wir spontan, nach Savai’i zurückzukehren. Die grössere der beiden Samoainseln ist eh die schönere und wir erwarteten dort auch besseres Wetter. Einfach aus dem Grund, weil es gar nicht mehr schlimmer werden konnte.

Die Überfahrt über die Meerenge der beiden Inseln war diesmal etwas ungemütlich. Durch den Sturm war das Meer sehr aufgewühlt und wir entsprechend durchgeschaukelt. Mit flauen Mägen fuhren wir im Hafen von Savai’i von Board und steuerten direkt das Amoa Resort an. Der aufmerksame Leser wird sich sicher daran erinnern, dass wir hier schon Leonardo’s 6. Geburtstag gefeiert hatten. Und schon damals haben wir beschlossen, irgendwann wieder zurückzukommen. Und jetzt war es soweit: wir checkten hier mit Mann und Maus ein. Am Empfang begrüsste uns das Personal ganz freundlich: „Welcome back“ und die wussten sogar noch Leonardo‘s Namen – und der ist für samoanische Ohren seeeeehr kompliziert!

Und gleich am nächsten Tag entdeckten die Kids diesen schicken 3 Meter hohen Steg, der auf’s Meer hinausführt:

Und da wurde nicht lang gefackelt: Marco sprang als erster, um zu schauen, ob das Wasser tief genug ist und dann gab’s kein Halten mehr:

Währenddessen ich:

Schoggibaum am Mount Tafua

Am ersten Tag empfahl uns Elisabeth, die Hotelmanagerin, einen Ausflug zum Mount Tafua. Dieser ist ein erloschener Vulkan, von dessen Kraterrand man offenbar einen „atemberaubenden“ Blick geniessen kann. Ganz klarer Fall: wir müssen da hin! Dass die Kids nicht begeistert waren, muss ich wohl nicht erst erwähnen. „Blödes Gelatsche!“ war der Tenor…

Auf der Karte sah das auch ganz einfach aus: wir mussten mit dem Auto bis zum Fuss des Berges fahren und es dann an der gut erkennbaren Digicel-Antenne parkieren. Von dort gings einen gut ausgelatschten Trampelpfad auf ein Plateau, wo sich der Weg in einer kleinen Plantage verlor. War ja klar. Wir standen dort bisschen ratlos herum und versuchten, einen Weg auf den Krater zu finden. Aber das war hoffnungslos. Es ist unmöglich, ohne Guide und Machete durch den Dschungel zu gehen.

Wir wollten grad frustriert abzotteln, als wir auf einem Kakaobaum schöne gelbe, reife, tief hängende Früchte entdeckten. Wir griffen beherzt zu und die kollektive Laune besserte sich schlagartig.

Okay, ich gebs zu, bei nüchterner Betrachtung hätte uns schon klar sein müssen, dass der Kakaobaum mitsamst den Früchten zu der Plantage hier gehört. Aber manchmal will man einfach nicht genauer drüber nachdenken. Und während wir so genüsslich vor uns hinschmatzten, hörte ich plötzlich Hundegekläff, auffallend nah und auffallend aggressiv. Und eine Schrecksekunde später kamen aus dem Gebüsch zwei Kampfhunde auf mich zugefletscht. Ich war zur Salzsäule erstarrt und stand schreckensbleich da: in der einen Hand die halbaufgegessene Kakaofrucht und in der anderen Hand ein gröberes Armeemesser (zum Früchte aufschneiden!!!) Der Rest der Familie versuchte, sich hinter dem Kakaobaum unsichtbar zu machen. Was tun? Ich setzte auf Deeskalation und redete beruhigend auf die Kläffer ein. Und die beruhigten sich auch tatsächlich, was aber auch der Tatsache geschuldet sein könnte, dass nun der Besitzer der Hunde sowie der Plantage aus dem Dschungel auftauchte und die beiden Köter zurückpfiff. Und nun stellt euch die peinlichste Situation vor, die vorstellbar ist und multipliziert sie … hm … sagen wir mal mit zehn. Oder von mir aus auch mit Hundert, spielt ja eh keine Rolle mehr. Denn da war sie nun, die peinlichste Situation, die wir je in unseren insgesamt 116 Lebensjahren erlebt hatten. Wir standen wie die Deppen da, auf der Plantage, wo wir nix zu suchen hatten, assen Früchte die uns nicht gehörten und wurden von den Hunden des Farmers in Schach gehalten. Und zu allem Überfluss tauchte nun auch noch der siebenjährige Sohn des Farmers auf, der uns ebenso verwundert anstarrte. Gehts noch peinlicher??? Wir wollten grad alle kollektiv in den Boden versinken, als Marco sich aufraffte und versuchte, mit bisschen Smalltalk die Situation irgendwie zu retten. Ich packte unterdessen unauffällig den Armeedolch weg. Nicht dass noch Missverständnisse aufkommen. Das war hier schon so peinlich genug…

Jedenfalls konnte Marco die Situation retten. Er erklärte, dass wir eigentlich auf den Krater wollten und hier über den Schoggibaum gestolpert sind. Kann ja mal passieren. Eigenartigerweise hatte der Farmer Verständnis für unsere Situation und bot an, uns auf den Krater zu führen. Der Junior erhielt den Auftrag, eine Machete zu holen und los ging’s. Nach einer halben Stunde standen wir oben auf dem Kraterrand und wenn nicht rundrum alles zugewuchert gewesen wäre, hätten wir einen atemberaubenden Blick auf die ganze Insel sowie auf die Apolima Strait gehabt. Aber mit bisschen Fantasie war es auch so beeindruckend:

Aussicht über dem Kraterrand
Wenn man die Kamera dreht, ist die Aussicht fast noch schöner…

Wir haben uns dann übrigens mit dem Farmer bezüglich der Unkosten irgendwie geeinigt und im Nachhinein den guten Ruf der Schweiz in der Welt im Allgemeinen, und den in Samoa im ganz Speziellen, doch noch gerettet…

Zum Samichlous

Auf der Rückfahrt fuhren wir noch schnell beim Samichlous (Nikolaus) vorbei. Jaaaa, habt ihr richtig gehört! Der wohnt hier auf Savaii kurz vor dem Hafen. Guckt ihr:

Samichlous und andere finstere Gestalten

Die Kids machten vor dem Grundstück einen Heidenlärm:

Offenbar sind die Skulpturen wahnsinnig lustig…

… was dann die Besitzerin des Grundstücks anlockte. Mit einem Besen bewaffnet kam sie neugierig daher und wollte schauen, was hier so lustig ist. Marco verwickelte sie auch sofort in ein Gespräch und fragte, was das für tolle Skulpturen seien. Jaaa, die hat jemand im Gefängnis gemacht. Ah ja? Und dann traute Marco sich doch tatsächlich zu fragen, ob „jemand im Gefängnis“ ihr Mann sei. Entrüstet streckte die Dame die Hände von sich. Nein! Das hier ist ein ehrenwertes Haus. Allerdings konnte sie uns nicht abschliessend erklären, wie die Skulpturen aus dem Gefängnis hier auf ihr ehrenwertes Grundstück geraten waren. Machte aber nix, Hauptsache die stehen hier und sehen gut aus 🧐

Village Walk

Am nächsten Tag kam wieder Elisabeth daher und meinte, wenn wir Lust hätten, könnten wir einen Spaziergang durch das Dorf mit ihr machen. Klar, coole Idee, das machen wir. Die Kids waren nicht sonderlich begeistert, aber bisschen neugierig waren sie trotzdem.

Dorfspaziergang

Und damit der Dorf-Spaziergang nicht zu langweilig wird, liess sich Elisabeth was einfallen: wir kommen ja hier an ganz vielen Gärten vorbei und da sollen doch die Kids mal alle Früchte und Gemüsesorten aufzählen, die sie kennen. Die Kids fanden das Spiel toll und zählten alles auf, was am Wegrand wuchs: Taro, Banane, Kokosnuss, Brotfrucht, Papaya, Mango… Elisabeth fielen fast die Augen raus. Ich erklärte ihr, dass das weniger mit der Hochbegabung unserer Kids zu tun hatte, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet war, dass wir ja schon seit über zehn Monaten in der Südsee herumreisen und da lernt man schnell, was essbar ist und was nicht…

Und hier noch einige Dorfimpressionen:

Wow, richtige Weisse – bei uns im Dorf!!!
Gewagte Frisur…
Fahrradfahrer sieht man ja in Samoa eher selten, aber dann auch noch einer der während dem Fahrradfahren mit ZWEI Smartphones beschäftigt ist…

Warren Jopling – Savai’i‘s ultimate tourguide

Eines Morgens kam wieder Elisabeth vorbei und fragte, ob wir Interesse hätten, bisschen mehr über die Entstehung und Geologie Samoas zu erfahren. Was für eine Frage! Wir sind jetzt seit drei Monaten in Samoa und haben so viele Dinge gesehen, für die wir keine oder nur rudimentäre Erklärungen hatten. Also bisschen Basiswissen schadet da sicher nicht. Jedenfalls kennt Elisabeth da einen pensionierten Geologen und der hat grad nix zu tun und langweilt sich. Na aber her mit dem Geologen!

Er sei aber schon bisschen älter, wurden wir gewarnt. Und er redet gern. Macht nix, solange er langsam redet, mit haben‘s nicht so mit Englisch…

Und dann stand der Geologe bei uns in der Hotellobby, mit einem Stapel Unterlagen. Er stellte sich als Warren Jopling vor und dass er 91 Jahre alt sei. Öhm, wie bitte??? Jaaa, wir haben richtig gehört: einundneunzig!!!

Warren mit Marco
Warren mit Andrea

Also wenn ich mit 80 noch so fit bin wie Warren mit 91, dann bin ich zufrieden. Warren hat bis vor zwei Jahren noch als Tourguide gearbeitet und Interessierte auf den Tafua Krater geführt! Und wenn nicht ein Hüftleiden dazwischen gekommen wäre, dann würde er immer noch auf den Vulkan kraxeln – mit 91! Er fährt auch immer noch selber Auto, einen monströsen Pickup Truck. Und vor einigen Jahren wurde ihm vom samoanischen Premierminister höchstselbst die Staatsbürgerschaft verliehen.

Warren wird Samoaner (Quelle: irgendwo im Internet geklaut)

Er war sogar schon mal in der Schweiz, das war 1951!!! Und so ging es weiter. Er erzählte uns seinen äusserst spannenden Lebensweg quer durch die ganze Welt und er wusste auch immer die passenden Jahreszahlen dazu. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus.

Und genau dieser Warren erklärte uns nun ganz klar und strukturiert den Einfluss der Plattentektonik auf die Entstehung Samoas und warum es in Samoa fast keine Flüsse gibt und warum es überall Wasserfälle, Vulkane und Lavahöhlen gibt. Und warum alle Inseln Samoas wie auf einer Perlenschnur aufgereiht sind. Also das ging so: unter Samoa befindet sich ein sogenannter Hotspot. Das ist ein heisser unterirdischer Riesenvulkan. Da sich die pazifische Platte langsam über diesen Hotspot drüber hinweg schiebt, wird dort quasi auf einer Linie Material aufgeworfen, welches sich zu einer Inselkette bildet. Der Hotspot lässt dabei immer neue Inseln entstehen.

Lange Rede kurzer Unsinn, oder anders ausgedrückt – ein Bild sagt mehr als Tausend Worte:

Das heisst nichts anderes, als dass die Insel Savai’i, auf der wir uns gerade befinden, die älteste der samoanischen Inseln ist. Wohingegen die Insel Ta’u, ganz im Osten von Amerikanisch Samoa (gehört zu den USA) mit 500.000 Jahren das jüngste Mitglied der Inselkette ist. Und es gibt sogar noch good news für die Amerikaner: da wächst nämlich grad eine neue Insel heran: Vailulu’u. Da müssen sich die Amis aber noch bisserl gedulden, die wird sich erst in circa 50.000 Jahren aus dem Meer erheben…

Zum Schluss wurde Warren sogar noch philosophisch und machte ganz emotionslos folgende Zukunftsprognose: durch den steigenden Meeresspiegel verringert sich weltweit die Landmasse. Demgegenüber steht ein permanentes Bevölkerungswachstum. Oder um es kurz zu machen: weniger Platz, mehr Leute. Ihn kümmerts nicht: er ist 91 und hat keine Kinder!

Wir waren tief beeindruckt von Warren…

Siapo für Lorenzo

Am nächsten Tag wollten wir auf den Markt in Salelologa. Lorenzo hat eine Schwäche für savaiische Handwerkskunst und wollte irgendsoein bedrucktes Bild kaufen. Und genau das was er wollte gab es tatsächlich auf dem Markt.

Auf dem Markt in Salelologa, rechts die bedruckten Bildli

Marco wollte es jedoch genauer wissen und fragte, was das für Materialien sind. Der Verkäufer war mit seinem Englisch schnell am Anschlag und meinte, wir sollten doch am besten ins Demonstration Center fahren und uns das angucken. Wir waren überrascht. Da gibt’s ein Demonstration Center und wir wissen nix davon? Wir liessen uns den Weg erklären und schon standen wir da. Drei Generationen Frauen demonstrierten für uns die Herstellung des Siapo, so ist nämlich der korrekte Begriff für das bedruckte Bild. Und das geht so hier:

Der Innenteil einer Ast-Rinde wird breitgeklopft:

Das Material wird breitgeklopft

Dann wird das Ganze getrocknet und anschliessend auf eine geschnitzte Holzform gelegt und mit Farbe überpinselt. Da wird dann die Schnitzerei des Untergrundes sichtbar:

Das Muster wird sichtbar

Dem aufmerksamen Betrachter ist sicher aufgefallen, dass da auf dem Material ganz viele Löcher drauf sind. Das sind die Astlöcher der Rinde. Und die müssen nun auch noch zugeklebt werden:

Erinnert bisschen an die Löcher-Kleberei auf dem Schiessstand 😂

Und ganz zum Schluss wird das Siapo dann noch liebevoll bemalt:

Hochkonzentriert…

Anschliessend gingen wir wieder auf den Markt, wo Lorenzo gefühlte 100 Stunden brauchte, um sich für ein Siapo zu entscheiden. Aber zum Schluss kam alles gut und Lorenzo ist jetzt stolzer Besitzer eines samoanischen Siapo:

Siapos gibt es übrigens im ganzen Südseeraum. Früher wurden damit Kleider hergestellt, was aber nicht so praktisch war, weil sie sich im Regen auflösten. Heute dient Siapo mehr zur Deko und Raumausstattung.

Wir werden berühmt

Und schon am nächsten Tag kam Elisabeth wieder daher und erzählte uns, dass es am Abend ein Mongolisches Barbecue geben würde. Super, wir sind dabei! Was sie nicht erwähnte: eine Abgesandtschaft der samoanischen Tourismusbehörde (STA) sowie sämtliche Medienvertreter Samoa‘s würden ebenfalls zu Gast sein. Und so kamen wir am Nachmittag von einem Ausflug zurück und das Hotel war voller Menschen. Auch gut, wir hätten echt ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn wir das Barbecue ganz alleine hätten essen müssen 🤪

Jedenfalls wurde das ein ganz toller Abend. Und das lag gar nicht nur am Barbecue, sondern an der tollen Tanzshow! Also polynesische Tänze sind einfach was Tolles, da haben wir richtig Freude.

Und dann passierte es plötzlich: es gab eine Ansage auf samoanisch und die Tänzer und Tänzerinnen kamen alle ins Publikum gelaufen. Ganz klar: da wurden „Freiwillige“ aus dem Publikum zum Tanzen gesucht. Eigentlich erwischt mich sowas immer, aber gerade fünf Minuten vorher hatte sich Leonardo auf meinen Schoss gesetzt. Und da sass er jetzt und das war mein Glück. Die Mimi hingegen hatte nicht soviel Glück. Ich sah sie plötzlich etwas unbeholfen auf der Bühne stehen. Und schon wurde getanzt:

Romina tanzt

Aber schon einen Tag später hat sich die Romina revanchiert: sie hat dem Hotelpersonal Fortnite Dance beigebracht. Was dann in einem gröberen Lachanfall bei allen Beteiligten sowie den nicht beteiligten Zuschauern ausartete.

Am anderen Morgen waren die offiziellen Vertreter der Medien und der STA immer noch da. Und da stand plötzlich eine Frau bei uns am Frühstückstisch und meinte, sie hätte gehört dass wir die allerletzten Touristen in Samoa sind. Wir nickten ganz stolz. Und jetzt – ihr ahnt es sicher schon – fragte uns die Frau, ob wir so nett wären, für‘s samoanische Fernsehen ein Interview zu geben. Öhm, ja, klar, also das kriegen wir schon hin. Aber unser Englisch ist halt nicht so ganz fehlerfrei. Aber das störte die Dame vom TV nicht weiter. Wir sollten nur ruhig fertig frühstücken und dann würden sie da drüben auf uns warten. „Dort drüben“ stand ein riesiges Dreibein und da drauf eine riesige Kamera mit einem pelzigen Mikrofon. Huch!!! Wollen wir das wirklich??? Naja, jetzt haben wir grad zugesagt, nun müssen wir da durch… Und das Ergebnis stand schon einige Minuten später auf einem Internetportal:

Bootsfahrt mit dem Auslegerkanu

Und nach dem Interview kam auch schon Elisabeth daher und fragte, ob wir auf einen Ausflug mitkommen wollten. Sie fahren mit der ganzen offiziellen Delegation an eine Frischwasserquelle im Landesinneren. Naaa, da können wir ja aber jetzt auch wieder nicht nein sagen, oder? Klar kommen wir da mit. Jedenfalls hab ich mich auf der Tour ganz nett mit einer Journalistin vom Samoa Observer unterhalten und die erzählte, dass sie die vorletzte Nacht in Falealupo in den Beach Fales waren! Na, die kennen wir auch sehr gut. Und wir hatten sogar noch zwei weitere Bekannte: Connor und Helena. Ihr erinnert euch vielleicht an die beiden jungen Leute, die 6 Wochen in Samoa festsassen, weil Neuseeland sie nicht einreisen lassen wollte. Die Geschichte hatte sich offenbar auch bis zum Samoa Observer herumgesprochen. Samoa ist halt ein überschaubares Land…

Die Frischwasserquelle war übrigens hübsch:

Süsswasserpool auf Savai’i

Und auch ziemlich erfrischend:

Ziemlich kalt!

Und plötzlich tauchte so ein Auslegerkanu mit muskulösem Oberkörper auf:

Da guckt frau doch gerne hin 🤣

Jedenfalls fragte Elisabeth, ob unsere Kids mit dem Auslegerkanu zurückfahren wollten. Meist sind sie bei solchen Sachen etwas schüchtern. Aber heute machten sie ein riesen Freudengeschrei!

Diese Auslegerkanus sind übrigens typische polynesische Einbäume. Die meisten Einheimischen gehen mit diesen Booten fischen und man sieht sie hier auf Savaii überall am Strand herumliegen. Die Geschichte dieser Kanus reicht übrigens sehr weit in die Vergangenheit zurück. Das Auslegerkanu war die Grundlage zur Besiedlung der gesamten Südsee! Wir gehen aber davon aus, dass die bisschen grösser waren als dieses hier:

Auf zu neuen Ufern! oder: O sole mio…

Wir hatten es anschliessend ziemlich eilig, wieder zurück ins Amoa Resort zu kommen. Elisabeth war dann doch etwas neugierig und fragte direkt, was wir denn da für einen Zeitdruck hätten. Und da mussten wir dann zugeben, dass wir heute noch einen zweiten Pressetermin haben, hüstelhüstel. Also das war dann schon wirklich bisserl viel. Marco und ich hatten vorher in unserem Leben noch nie ein journalistisches Interview gegeben. Und jetzt gleich zwei an einem Tag! Elisabeth konnte sich ein süffisantes Schmunzeln nicht verkneifen…

Mit quietschenden Reifen kamen wir genau drei Minuten zu spät zu unserem Termin. Also vielleicht sollte ich mal kurz erklären, wie es zu diesem Termin überhaupt kam. Wir hatten einige Tage vorher via unserer Botschafterin in Neuseeland eine Anfrage eines Schweizer Journalisten bekommen. Er lebt als freier Journalist in Neuseeland und scannt immer mal so den ganzen Grossraum Südsee und Neuseeland nach interessanten Stories für Schweizer Zeitungen ab. Und da hatte er die Idee, mal zu schauen, ob in der Südsee noch irgendwo Schweizer hängen geblieben sind. Und er wurde tatsächlich fündig. Und ausser uns gibt es sogar noch einen weiteren Gestrandeten in der Südsee: einen Herren irgendwo auf den Cook Inseln. Ansonsten sind wir hier aber allein auf weiter Strecke.

Also machten wir den Termin – via Skype – und unterhielten uns eine knappe Stunde lang mit dem Journalisten. Und das Ergebnis hat sogar uns überrascht: In der Samstags-Ausgabe vom 27. Juni der Berner Zeitung zierten wir in fast Lebensgrösse die Titelseite:

Wir auf der Titelseite. Boah ey!!!

Anschliessend durfte der geneigte Leser auf einer ganzen Innenseite unsere Geschichte vor dem Hintergrund des Corona-Lockdown geniessen:

Jedenfalls sind wir jetzt vor allem hier in Samoa bekannt wie ein buntes Huhn. Wir wurden schon von wildfremden Leuten auf der Strasse angesprochen und auch die Gäste im Hotel fragen, ob wir die aus der Zeitung sind. Aber das Beste war neulich in der Pizzeria in Salelologa: da kam die Bedienung und wollte uns doch tatsächlich 20 Prozent Rabatt geben, weil wir doch die arme swiss family aus der Zeitung sind! Marco war das wie immer total peinlich und da konnte er sich aus der Situation retten, indem er den Rabatt in ein (hier völlig unübliches) Trinkgeld umwandelte…

Und heute waren wir noch schnell im Dorflädeli um die Ecke und die Familie, die den Laden betreibt, war total begeistert uns zu sehen. Wir waren doch tatsächlich am Samstag Abend zur besten Sendezeit im samoanischen TV und das Radio muss auch den ganzen Tag lang über uns berichtet haben. Und da war die Laden-Familie total glücklich, weil wir ja im Moment bei ihnen Stammkunden sind – und erst noch so prominent…

Und morgen ist schon unser letzter Tag auf Savai’i und im Amoa-Resort. Und weil wir dem Resort bisschen Publicity gebracht haben – oder aus sonstigen Gründen – offeriert uns das Management ein Gala Dinner draussen auf dem Steg. Ihr erinnert euch sicher: da wo unsere Kinder immer ins Meer springen. Normalerweise finden dort Hochzeits-Zeremonien statt. Und wir hoffen natürlich, dass es nicht regnet, weil sonst das feine Nachtessen sprichwörtlich ins Wasser fällt. Also die Kids freuen sich schon wie wild auf das Dinner. Und zwar aus ganz praktischen Gründen: sie können dann nach dem Essen noch vom Steg springen. Wat’n Gaudi!

Und damit sind wir mal wieder am Ende dieses Blogbeitrags angekommen. Wir werden in einigen Tagen Savai’i verlassen und auch so schnell nicht mehr wieder kommen. Wer gehen noch einige Wochen auf die Hauptinsel Upolu und müssen uns dann auch schon langsam wieder um unseren Rückflug in die Schweiz kümmern. Und das wird wahrscheinlich nicht ganz einfach werden. Also, wir schieben das schon eine Zeitlang vor uns her, aber es hilft nix. Also wir melden uns dann wieder von Upolu aus.

Und zu Schluss noch ein Familienbild, damit ihr nicht vergesst, wie wir aussehen:

Und Tschüss!