Na aber jetzt! Was‘n nu los? Der Adolf??? Na wartet‘s mal ab! Der kommt noch. Aber vorher waren wir ja aus den Beach Fales in Falealupo abgereist. Und da war es vor allem ziemlich heiss. Egal wo wir ab jetzt hingehen würden, es würde sicher eine Abkühlung geben.

Und da landeten wir wieder in Fagamalo, in Jim’s Haus. Ihr erinnert euch sicher: da waren wir schon fast zwei Wochen lang gewesen und es war dort richtig gemütlich. Und das war es auch immer noch, nur dass plötzlich die eine Haushälfte komplett ohne Strom war. Aber das konnte dann nach einem Tag von einem echten Profi-Elektriker fachmännisch repariert werden. Der Grund: die Glühbirne im Schlafzimmer war kaputt und da ging dann die Elektrik im halben Haus nicht mehr. Ihr müsst euch das so vorstellen wie bei einer Christbaumbeleuchtung, die dann grad komplett schlapp macht, wenn ein einziges Lämpchen nicht geht. Also ich bin jetzt bei weitem kein Elektrik-Profi. Aber wenn ich das unserem Schweizer Haus- und Hofelektriker erzähle – also ich bin sicher, der lacht sich da ziemlich drüber schlapp!

Aber ansonsten war mal wieder alles tiptop. Vor allem der 6. Geburtstag von Leonardo.

Marco hatte die Idee, wir könnten doch aus gegebenem Anlass ins piekfeine Amoa-Resort essen gehen. Dieses hatte nach dem Corona-Schock gerade erst wieder eröffnet. Und der Zufall wollte es, dass genau an jenem 22. Mai etwa 30 Mitglieder der samoanischen Regierung dort irgendetwas feierten. Jedenfalls gab es Live-Musik und gute Stimmung und zu vorgerückter Stunde hörten wir aus Richtung der Band ein unverkennbares „Happy Birthday“ und gleichzeitig tanzte aus der Küche ein riesiger Brownie mit Vanilleeis und Kerze in Richtung Leonardo. Der war grenzenlos begeistert und hatte das Kerzlein schon beherzt ausgepustet, als es noch zwei Meter vom Tisch entfernt war. Und genauso schnell waren dann auch Brownie und Vanilleeis verputzt. Zum Leidwesen der beiden Grösseren gabs keine Reste…

Brownie!!!

Der Bubblemaker

Aber schon zwei Tage später gabs wieder Aufregung: wir wollten ja schon lange mal einen Kindertauchkurs für Romina und Lorenzo machen. Das ist ab acht Jahren möglich und heisst bezeichnenderweise Bubblemaker, was man mit „Blasenmacher“ übersetzen kann. Und hier in der Südsee wäre ja eigentlich der perfekte Ort für die Blasen. Aber bisher waren entweder die Preise zu hoch oder die Tauchbasen hatten einfach keinen Bock auf zwei deutschsprachige Kinder. Wir mussten da bisher ein unglaubliches Repertoire an Ausreden wegstecken.

Aber heute war Bubblemaker-Tag: Marco hatte Kosten und Mühe nicht gescheut und extra zwei deutschsprachige Tauchlehrer aufgeboten…

Öhm, also das war so, dass Olaf und Tina ihre Tauchbasis zufälligerweise neben unserem (Jim´s) Haus hatten. Und auch für Olaf und Tina aus Sachsen und Thüringen, waren wir ein Glücksfall: wir generierten den ersten – wenn auch bescheidenen – Umsatz für die Tauchbasis dieses Jahr!

Wir warteten die nachmittägliche Flut ab und los gings.

Also gut, ganz so schnell ging’s nicht: erstmal der ganze Papierkram:

Klaustrophobie, Herzprobleme, Alkoholismus? Nö, ham wir alles nicht!

Und dann die ganze Theorie, was die Kids äusserst lustig fanden:

Blasen machen beim Notaufstieg? Cool!!!

Und schon gings los.

Das passende Equipment wird anprobiert:

Sieht irgendwie elefantig aus…

Anschliessend sind wir mit dem schweren Zeugs rüber zum Strand geschlurft. Das halbe Dorf wurde neugierig.

Dann wurde die Luft aus dem Jackett gelassen und ab gings:

…und wenn ich jetzt hier die Luft rauslassen, geht ihr runter wie ein Stein.

Also ich muss neidvoll gestehen, dass die Kids das richtig gut gemacht haben. Die bewegten sich unter Wasser wie die Profis. Wenn ich da so an meine eigenen unbeholfenen ersten Tauchversuche im Schwimmbad Worb denke, so kurz vor der Panik mit massiver Schräglage und beschlagener Tauchermaske… Oh Gott!

Nach knapp zwei Stunden tauchte die Tauchgruppe dann endlich mal wieder auf. Sie hatten unter Wasser Purzelbäume gemacht, eine Scholle beobachtet und mit einem Schaumstoff-Torpedo gespielt. Und ich bin mir grad nicht sicher, wer es da unter Wasser am lustigsten hatte: die Tauchlehrer oder die Kids.

Jedenfalls sind sich die Kids einig: das war toll und schreit nach Wiederholung!

Marco und Lorenzo gehen fischen!

An einem sonnigen Nachmittag waren wir noch einmal am Schildkrötentümpel und haben Schildkröten gefüttert und gestreichelt. Und der Zufall wollte es, dass wir auf dem Rückweg an einem kleinen Fischerboot vorbeikamen:

Einsames Fischerboot am Strand bei Fagamalo

Also das lag da ziemlich gelangweilt am Strand vor Anker und da meinte Marco, er geht mal im Dorf rumfragen, wem das gehört. Nach einer halben Stunde war er wieder da und grinste selbstzufrieden: morgen früh um halb acht gehen er und Lorenzo mit Willy fischen.

Gesagt, getan: als ich am anderen Morgen gegen halb 9 erwachte, waren Marco und Lorenzo schon weg. Also machten wir, was wir immer so taten: Frühstück und anschliessend bisschen Homeschooling. Halb elf ging ich mal unser Tor öffnen, weil Marco gesagt hatte, dass sie so ungefähr um diese Zeit zurück sein würden.

Also, um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen, aber die beiden Herren tauchten irgendwie nicht auf. Weder um 11, noch um 12. Ich machte mir langsam Sorgen und überlegte, was ich tun könnte, falls sie gar nicht wiederkämen. In meiner Verzweiflung suchte ich mit dem Feldstecher das Meer nach einem silbernen Fischerboot ab – nichts! Kein einziges Boot! Ich wurde langsam richtig nervös. Das Auto hatten sie natürlich auch mitgenommen und auf dem Handy konnte ich sie ebenfalls nicht erreichen, weil wir nur eine SIM-Card hatten. Und die war bei uns im Haus.

Um eins war immer noch niemand zu sehen und ich lief nervös auf der Strasse hin und her. Und „schon“ eine halbe Stunde später war am Horizont ein weisses Auto zu sehen. Und jetzt war Aufregung. Es gab ganz viel Anglerlatein zu berichten. Alle redeten wild durcheinander. Lorenzo zeigte stolz wie Oscar sein Fischli.

Ein Juwelenbarsch

Das geht noch grösser:

Yellow Fin

Und Marco war auch erfolgreich gewesen:

Reicht für’s Abendessen

Und am Abend gabs ein grosses Festessen, zumindest für mich:

Rindsfilet oder Thun???

Der Thunfisch hatte das Aussehen und die Konsistenz eines butterweichen zartrosa Rindsfilets. Und genau so hat es dann auch geschmeckt. Es war ein Traum.

Schnorcheln mit Schildkröten

Direkt vor unserem Haus ist eine kleine Bucht und darin tummeln sich jede Menge Schildkröten. Ich ging mindestens einmal am Tag dort schnorcheln und sah fast jedesmal Schildkröten. Zum Leidwesen von Marco und unseren Speicherkapazitäten waren die Schildkröten auch noch sehr fotogen und nicht sehr schüchtern, was zu zahlreichem Film- und Videomaterial führte. Dabei stellte sich auch heraus, dass es sich hierbei um verschiedene Schildkrötenarten handelt: die Karettschildkröte und die (gemein!) Suppenschildkröte. So einer Suppenschildkröte konnte ich dann sogar mal aus der Nähe auflauern. Die Schildkröte war offenbar schon sehr alt. Zumindest hatte ich noch nie so eine grosse gesehen – im ersten Moment hab ich sogar überlegt, ob ich vor der Angst haben sollte. Also der Hals war so dick wie eine Elefantenrüssel und der Panzer war schon ganz mit Algen bewachsen:

Riesige Suppenschildkröte

Wenn man so in Gedanken versunken vor sich hinschnorchelt, sieht man ab und an etwas in den Wellen hin und her schaukeln. Meist handelt es sich dabei um Stoffreste oder alte Kleidungsstücke. Aber heute sah der „Stoffrest“ irgendwie anders aus, der hatte nämlich seitwärts zwei Beine. Also guck ich mal genauer hin und sehe, dass das eine kleine Karettschildkröte ist, die dort kopfüber in den Korallen hockt und irgendetwas zu kramen hat, während ihr Hinterteil mit den besagten zwei Hinterbeinen in den Wellen schaukelte. Sah interessant aus:

Nanu? Was’n dat?

Nach einigen Minuten machte ich unter Wasser ein Geräusch, damit die Schildi merkt, dass ich auch noch da bin. Sie guckte dann zu mir hoch und schwamm noch einige Runden um mich herum. Angst hatte sie offenbar nicht vor mir:

Karettschildkröte vor Korallengarten

Rückkehr nach Upolu

Irgendwann beschlossen wir dann, Savaii und die Blowholes und die ganzen Lavahöhlen und Riesenfusstapsen zu verlassen und wieder zurück auf die Hauptinsel Upolu zu schippern. Und dort wollten wir mal nicht gleich wieder ins Sheraton, sondern mal woanders hin. Und da verschlug es uns ins High-end Resort von Samoa: dem Taumeasina. Dieses liegt auf einer, der Hauptstadt vorgelagerten Insel und die Nacht dort kostet normalerweise knapp 600 CHF! Also gar nichts wo wir uns normalerweise herumtreiben. Aber ich hatte da bisschen auf die Tränendrüsen gedrückt und gejammert, dass wir als Familie mit drei Kindern hier in Samoa feststecken und ob sie uns nicht angesichts der prekären Situation einen guten Preis machen könnten. Und das taten sie dann auch tatsächlich! Und so residieren wir jetzt zu einem unglaublichen Schnäppchenpreis in einer gröberen Suite und das Frühstück ist dermassen üppig, dass ich immer bis am späten Abend davon satt bin.

Taumeasina Island Resort

Und ausserdem wohnen wir hier Tür an Tür mit dem japanischen Botschafter, das hat man doch auch nicht alle Tage.

Unser Nachbar

Und hier im Taumeasina genossen wir seit einer Ewigkeit mal wieder die Segnungen der modernen Zivilisation.

Zum Beispiel Shopping in der Stadt:

Das wär doch was für Marco…

Oder mal in ein richtiges Restaurant essen gehen:

Mal wieder richtige Pizza!

Oder eine richtige Waschküche im Hotelzimmer:

Da schlägt das Hausfrauenherz höher!!!

Waschmaschine und – tataaa: Tumbler! Was für eine Wohltat! Ich konnte endlich mal unsere verschimmelten und muffigen Kleider waschen und sogar trocknen. Ich schwebte im Hausfrauenhimmel. Und da musste ich an das Witzlein denken, welches mir die Schwiegermutter vor einigen Wochen geschickt hatte:

Ein echter Schenkelklopfer!!!

Aber auch für die Kinder war gesorgt: es gab einen Spielplatz, der irgendwie an die Adria in Italien erinnert:

Und noch mehr Spielplätze:

Also ich traute dem Ding nicht – da fehlten schon paar Schrauben!

Einen Pool gab’s natürlich auch:

Als wir am Taumeasina ankamen, waren wir erst einmal geschockt. Also nicht wegen dem ganzen Luxus – neee, da könn‘ wir schon was wegstecken. Sondern vielmehr wegen der vielen Leute hier. Das Hotel war – ob ihr es glaubt oder nicht – ausgebucht. Häää? Was’n jetz? Normalerweise sind wir immer überall die Einzigen und jetzt hier: Dichtestress pur!!! Also fragten wir, was los ist und wurden blöd angeguckt. Kommt ihr vom Mond??? Independence Day! Ah, alles klar. Zwar hatte der Präsident seinem Volk wärmstens ans Herz gelegt, es mit dem Feiern nicht so zu übertreiben. Der ist offenbar nicht so ein Partylöwe und ausserdem hat er Angst vor Corona. Aber seinem Volk war das egal! Der Nationalfeiertag wird gefeiert, und zwar genau am 1. Juni, basta! Und da kam dann sogar noch ich auf meine Kosten: in der Bar war eine Bühne aufgebaut und auf der turnten einige halbnackte Männer mit Wildschweinzahn-Kette. Na, das ist doch mal ein Anblick:

Da steppt der Bär!

Und dann sah ich im Zimmer direkt neben uns ein bekanntes Gesicht. Also das glaubt ihr jetzt wahrscheinlich nicht, weil es mal wieder ein unglaublicher Zufall ist – aber da wohnte Margret, die Leiterin des Robert-Louis-Stevenson-Museums. Auch sie wollte hier im Taumeasina mit ihrer Familie den Nationalfeiertag feiern. Und das war jetzt schon fast ein grotesker Zufall, weil sie an Ostern auch schon direkt neben uns im Hotelzimmer war – damals im Sheraton. Also wir guckten uns entgeistert an und fragten lachend, wer hier wen verfolgt. Zufälle gibts…

Aber schon am 2. Juni war die Welt wieder in Ordnung und unser Auto wieder ganz allein auf dem Taumeasina-Parktplatz:

Die einzigen Gäste

Und da unsere tschechischen Freunde auch zufällig in der Hauptstadt weilten, hatten wir ab und zu Besuch auf unserer Couch:

Die Kids gucken Shaun the Sheep

Gemeinsamer Ausflug zum Lake Lanoto

Eines Tages stellten wir fest, dass es auf Upolu tatsächlich noch Sehenswürdigkeiten gibt, die wir noch nicht gesehen hatten. Nach 3 Monaten ein echter Skandal! Also machten wir uns auf, die letzten weissen Flecken auf der Landkarte Samoas zu erforschen. Und da entdeckten wir auf unserer Touristenkarte den Lake Lanoto. Dabei handelt es sich um einen Vulkankrater-See, in den vor hundert Jahren die ersten deutschen Siedler ein paar Goldfische ausgesetzt hatten. Und unbestätigten Berichten zufolge leben die Nachkommen der Goldfische immer noch da oben in diesem See.

Also nix wie hin! Und weil unsere tschechischen Freunde auch unbedingt da hin wollten und solche Spaziergänge mit Kindern nur dann Sinn machen, wenn noch andere Kinder mit dabei sind, liefen wir gemeinsam den Vulkan rauf. Was seeeeehr beschwerlich war. Der Weg war fast gänzlich zugewuchert und aufgrund der Regenfälle matschig und rutschig. Alle fünf Kids maulten im Quintett.

Aber der Anblick des Sees nach zwei Stunden Latscherei entschädigte für alles:

Mami, die Goldfische sind noch da!!!

Die ganz Mutigen gingen sogar baden:

Brrrr, ist das kalt!

Mut erforderte auch dieses Gruppenbild: der Steg war dermassen alt und zerfallen, dass nicht sicher war, dass er die Fotosession mit neun Personen überstehen würde:

Hauptsache der Steg bricht nicht zusammen!

Auf dem Rückweg entdeckte Lorenzo noch diesen sehr interessanten Baum. Also ich hab da nicht gephotoshoppt, der hat wirklich so eine bunte Rinde:

Nach dieser Wanderung durch Matsch und Dreck war ich für einmal richtig froh um unsere Waschmaschine:

Ein Fall für die Waschmaschine!

Der Piula Cave Pool

Und jetzt kommen wir langsam zu der Geschichte mit dem Adolf Hitler. Da seid ihr ja sicher schon gespannt drauf und hofft, dass er es nicht wirklich und leibhaftig war. Also das hat sich so zugetragen: Gemeinsam mit der tschechischen Familie planten wir einen Ausflug an den Piula Cave Pool. Das ist – wie der Name schon verrät – eine Mischung aus Höhle und Pool. Letzterer erwies sich als äusserst erfrischende Süsswasserquelle. Wobei „erfrischend“ definitiv untertrieben ist. In Tat und Wahrheit war er – ihr entschuldigt meine bäuerliche Ausdrucksweise – arschkalt. Aber auch wunderschön:

Der Piula Cave Pool

Aber noch etwas anderes fiel uns hier sofort auf: eine unglaubliche Ansammlung an Verbotsschildern:

Also das ist hier nicht etwa die Verbotsschildersammlung der letzten zehn Wochen unserer Reise – Neiiin! Die Schilder gruppierten sich alle um unseren kleinen Cave Pool herum. Bei dem Schild „Garden Toilet – Ladies only“ wurde der Vojtech neugierig und ging verbotenerweise mal gucken. Als er kurz darauf wiederkam, meinte er, das müssten wir gesehen haben. Und siehe da: hinter einer unscheinbaren Toilettentür tat sich ein Dschungelwunder vor uns auf: die berühmte Gartentoilette:

Ein Wunder im Urwald

Und zu unserer Verwunderung tauchte gegen Nachmittag auch noch eine samoanische Familie am Pool auf. Na, jetzt wird’s aber langsam eng!

Jedenfalls rief mich Marco plötzlich zu sich und meinte, ich solle die Kamera mitbringen. Nanu? Was‘n los??? Ich sah ihn im Gespräch mit dem samoanischen Familienvater. Marco stellte mich ihm vor: „This is my wife and this „ er zeigte auf Papa Samoa „is – ihr habt es sicher schon befürchtet – Adolf Hitler“. Adolf wie noch was??? Jaaaa, ich habe richtig verstanden: kein geringerer als Adolf Hitler! Na aber hallo! Wie soll ich denn das verstehen? Ich hab mich jetzt nie wirklich für die deutsche Geschichte interessiert. Aber nach meinem Wissensstand war der berühmt-berüchtigte Adolf schon seit längerer Zeit nicht mehr am Leben. Naja, wir wollen mal nicht kleinlich sein. Pflichtschuldig gab ich Adolf Hitler die Hand. Seinen Erklärungen zufolge stammte sein Grossvater aus Deutschland und dessen Sohn hatte das Gefühl, sein Sohn wiederum müsse halt so heissen wie er nun heisst. Ich fragte da besser nicht nach den konkreten Motivationen. Und jetzt wollt ihr sicher wissen, wie der Adolf heute so aussieht:

Marco im Gespräch mit Adolf Hitler

Also ich gebs zu: das typische Bärtchen ist ihm abhanden gekommen und die Frisur ist auch nicht mehr so akkurat wie auch schon mal und bisschen zugelegt hat er auch, so rein körperlich. Aber ansonsten ist doch die Ähnlichkeit mit dem letzten Reichskanzler frappant, besonders die des Namens 🤪

Unser zehnter Hochzeitstag!

Und schon einen Tag später hatten wir unseren 10. Hochzeitstag! Nei, wie die Zeit vergeht!!! Wir gingen in ein piekfeines italienisches Restaurant und schwelgten einen Abend lang in Gaumenfreuden. Und irgendwie war es, als wären wir wirklich in Italien, oder?

Jubiläum vor Venedig

Kurz vorher hatten wir uns zum zweiten Mal von unseren Tschechischen Freunden verabschiedet. Nein, wir hatten nicht zu tief ins Glas geguckt, sondern das kam so:

Die tschechische Familie aus Senftenberg wollte eigentlich schon Ende April wieder zurück in Senftenberg sein. Vojtech arbeitet dort im örtlichen Spital und da gibt es ja bekanntlich gewisse Dienstpläne, an die man sich normalerweise halten muss. Aber Ende April war aus Samoa kein Rauskommen. Irgendwann startete Air New Zealand dann regelmässige Freitagsflüge zwischen Auckland und Samoa. Aber nur für Leute mit neuseeländischem Pass, ihr erinnert euch sicher an das Drama mit Helena, der deutschen Au Pair, die ebenfalls wochenlang hier in Samoa festsass.

Aber jetzt lockert sich alles langsam wieder, meinten zumindest Pavla und Vojtech und buchten in einem Anfall von Optimismus eine Flug nach Deutschland. Dummerweise gibts von Samoa aus keine Direktflüge nach Deutschland. Und – ihr ahnt es sicher schon – man muss durch Neuseeland. Und dieses Land ist offenbar sehr kompliziert. Also ich muss der Ehrlichkeit halber zugeben: ich war noch nie in Neuseeland. Aber nach allem, was ich in dieser ganzen Coronakrise von Neuseeland mitgekriegt habe, kriegen mich dort keine zehn Pferde hin. Dort wiehert und galoppiert nämlich der Amtsschimmel.

Also nach einem tränenreichen Abschied von den Tschechen kriegten wir einen Tag nach deren Abreise eine Nachricht von ihnen: sie sind immer noch in Samoa, Neuseeland hat sie nicht einreisen lassen. Und wollt ihr auch den Grund wissen? – Nein! Sie hatten am Flughafen keinen Nies-, Husten- und Fieberanfall. Der Grund war, dass sie von Neuseeland aus nach Australien weiterfliegen wollten. Im Ernst! Jede andere Destination wäre gegangen, aber nach Australien geht gar nicht, wenn man von dort aus dann noch weiterreisen will. Alles wegen Corona! Okay, das müssen wir nicht verstehen. Ist Neuseeland-Logik. Dummerweise gibt es keine andere Möglichkeit, aus Samoa nach Europa zu fliegen. Und damit wurde der neuseeländische Amtsschimmel ein Fall für die tschechische und deutsche Botschaft sowie den jeweiligen Ausseministerien und der neuseeländischen Einwanderungsbehörde. Und die fünf haben – das glaubt ihr jetzt wahrscheinlich auch nicht – aber die haben eine mehrseitige Ausnahmebewilligung für die tschechische Familie bewirkt. Was für ein Kabarett!

Na jedenfalls sind sie letzten Freitag wirklich und wahrhaftig abgereist. Und damit sind wir jetzt hier endgültig die allerletzten internationalen Touristen! Wir sind jetzt schon gespannt, wie sich unsere Heimreise gestalten wird. Wir haben vorsorglich mal unserer Konsulin, die zufälligerweise regelmässig ins Taumeasina schwimmen kommt, den Fall geschildert und angemerkt, dass wir etwa Mitte Juli auch da durch müssen – wenn wir pünktlich zum Schulanfang daheim sein wollen. Und irgendwie sah die Konsulin gar nicht glücklich aus bei dem Gedanken, sich mit dem neuseeländischen Immigration Office wegen uns herumzustreiten.

Apropos Immigration Office. Da mussten wir auch noch hin, und zwar hier in Samoa. Unsere Visen laufen nämlich langsam ab. Und da wir hier keinen Ärger wollen, sind wir zur hiesigen Einwanderungsbehörde gegangen und wollten eine Visumsverlängerung. Wir dachten eigentlich, das sei nur eine Formalität, aber so ganz einfach war das nicht. Das einfachste war noch, das Office zu finden. Es befindet sich nämlich im höchsten und auffälligsten Gebäude der Stadt:

Das Verwaltungsgebäude in Apia

War auch alles gut ausgeschildert:

Da gehts lang!

Und schon standen wir in so einer Art Warteraum und wunderten uns, warum die wenigen Stühle alle quer im ganzen Raum verteilt waren:

Zu wenig Stühle?

Bis uns dann ein kleines gelbes Schild erklärte, dass hier 2m Abstand einzuhalten sind:

Social Distance!!!

Wir waren etwas eingeschüchtert und erklärten einer strengen Beamtin, dass wir gern unser Visum verlängern wollten. Mit Oberlehrermine wies sie uns darauf hin, dass wir um eine entsprechende Verlängerung ersuchen möchten. Uuups, ja, genau das wollen wir. Anschliessend gabs den übrigen Papierkram und eine Rechnung über umgerechnet 350 CHF (!!!) mit dem Hinweis, dass wir in etwa zehn Tagen unsere Pässe hier wieder abholen könnten. Aber wir sollten besser vorher anrufen, um sicherzustellen, dass die Pässe auch tatsächlich schon fertig sind. Häää? Haben wir was falsch verstanden? Ich meine so ein Visum gibts bei der Einreise am Flughafen gratis und das ist auch nur ein läppischer Stempel im Pass. Und irgendwie war uns auch nicht wohl bei dem Gedanken, unsere Pässe hier einfach so abzugeben. Aber wir waren eindeutlig in der schwächeren Position. Hier gabs nichts zu diskutieren. Aber beim nächsten Shutdown werden wir es sicher darauf ankommen lassen und das Visum einfach überziehen…

Aber schon einen Tag später erreichte uns die Nachricht aus dem Immigration Office: wir können unsere Pässe abholen. Na, da soll mal einer behaupten, die Samoaner seien langsam. Und da ist er nun, unser Wunderstempel im Pass – gültig bis August 2020. Boah!!!

Können wir glatt noch bisschen länger hier bleiben 😉

So, und damit habt ihr es fast bis zum Ende dieses Blogbeitrags geschafft – aber eben nur fast. Denn kurz vor Redaktionsschluss passierte es dann noch: Leonardo verlor seinen ersten Zahn! Er klagte schon seit einigen Tagen über Zahnschmerzen und dass der eine Zahn irgendwie wackelig sei. Ich beruhigte ihn und erklärte, dass wir sofort nach unserer Reise zu unserem Zahnarzt gehen würden. Aber dazu kommt es nun nicht mehr: nach dem Genuss einer butterweichen Papaya (irgendwie sind diese Früchte für die Zähne nicht gut…) kam Leonardo plötzlich kreidebleich daher und meinte, sein Zahn sei weg. Und dann kramte er bisschen im Mund zwischen den Papayastückchen herum und fand dann den Zahn zum Glück noch.

Autsch!

Die Putzfrau stand auch zufälligerweise mit herum und kriegte die ganze Aufregung mit und da fragte Marco grad, was man denn in Samoa macht, wenn ein Kind einen Milchzahn verliert. Sie erklärte uns, dass das Kind den Zahn auf das Hausdach wirft und dann bringt die Zahnfee einen neuen Zahn. Das kommt uns doch grad irgendwie bekannt vor, das war nämlich genauso wie in Fiji.

Na, jedenfalls sind wir jetzt langsam eine ziemlich zahnlose Familie.

So, und damit ist jetzt hier aber wirklich Redaktionsschluss. Nach über zwei Wochen Taumeasina steht uns jetzt wieder der Sinn nach authentischem Samoa-Feeling. Und da gehen wir als nächstes an den berühmten Lalomanu Beach ganz im Südosten von Samoa. Bei gutem Wetter kann man von da offenbar bis nach amerikanisch Samoa schauen. Ihr erinnert euch sicher an meine Ausschweifungen zum Thema Datumsgrenze und dass diese genau hier zwischen Upolu und amerikanisch Samoa durchgeht und die beiden Samoas dadurch immer ein unterschiedliches Datum haben. In Westsamoa ist heute und in amerikanisch Samoa erst gestern. Mal schauen, ob wir über diese Zeitgrenze hinwegschauen können. Ich halte euch da auf dem Laufenden. Aber erst im nächsten Blogbeitrag, ätsch!!!

So, jetzt ist wirklich Schluss

Und tschüss!