Nachdem wir aus Savai’i zurückgekommen waren, gingen wir wieder an den Lalomanu Beach. Wir waren ja dort zwei Wochen vorher wegen des schlechten Wetters fluchtartig abgereist und hatten uns aber fest vorgenommen, zurückzukehren, sobald die Sonne wieder da ist. Und da war sie auch schon:
Unsere armen unterernährten Kinder
Gleich am Anfang machten wir einen Abstecher zum To Sua Ocean Trench, der Top-Sehenswürdigkeit Samoa‘s. Hier waren wir zwar schon mal gewesen, aber damals hatte es ziemlich übel geregnet. Heute hingegen war Sonne:
Wir gingen bisschen auf dem akkurat gepflegten Anwesen herum und entdeckten lauter spannende Sachen:
Plötzlich kam die Romina mit einer Tüte Chips daher. Nanu? Wo kommen denn die Chips her? Jaaa, die samoanische Familie dort hat sie mir gegeben. Öhm, das war jetzt aber nicht nötig… wir winkten von weitem und bedankten uns und gingen weiter.
Kurz darauf kam die Romina wieder mit einer Chipstüte daher – diesmal eine andere. Und jetzt hatte sie auch noch eine 3-Liter-Buddl Coca Cola dabei. Na aber hallo? Jetzt wurde es dem Marco dann doch zu blöd. Er nahm der Mimi die ungesunden Sachen weg und ging rüber zur samoanischen Familie. Ich sah wie er die Sachen zurückgab und noch bisschen mit Ihnen redete. Dann kam er zurück und meinte: alles klar: die hatten nur Mitleid mit unseren unterernährten Kindern.
Also das muss der Ehrlichkeit halber erwähnt werden: die Samoaner sind sehr übergewichtig und je näher man der Hauptstadt kommt, umso gewichtiger werden sie. Aber hier in der Südsee liegt das nicht nur daran, dass das Essen so gut schmeckt und man eine grundlegende Abneigung gegen jegliche Art der körperlichen Bewegung hat, sondern die finden das hier tatsächlich schön. Wie hier zum Beispiel diese Werbung zeigt:
Okay, da könnte man jetzt noch sagen, dass sich das Bekleidungsgeschäft mit seiner Werbung an seinen Kundinnen orientiert. Aber welche Erklärung soll man für diese Vodafone-Werbung haben:
Ich kenne auch keinen anderen Ort der Welt, wo man seine Pizzeria „Fette Jungs“ nennen kann:
Jedenfalls ist das Schönheitsideal aus gesundheitlicher Sicht doch eher bedenklich. Viele Samoaner leiden an Diabetes und Nierenleiden und falls es Covid 19 doch mal hier auf die Insel schafft, habe ich die grössten Bedenken.
Ja salü zäme!
Zurück im Taufua genossen wir das Wochenende mit 60 weiteren Gästen – die Hütten und Beachfales waren fast komplett ausgebucht und der Koch am Anschlag. Was ihn aber nicht davon abhielt, am Samstagabend Lobster zu servieren, für 50 Franken (also nicht den Lobster, sondern die Übernachtung im Häuschen, das Frühstück und das Abendessen für uns fünf zusammen!):
Und am Sonntag mittag gab´s wie immer den traditionellen Mittagslunch mit Umu (Samoanisches Erdofen-Essen) und Spanferkel. Leonardo brach angesichts des ganzen Ferkels traditionell in Tränen aus und wollte keinen Bissen davon nehmen.
Von so viel leckerem Essen stand ich etwas ermattet in der Gegend herum und betrachtete das Meer. Aus den Augenwinkeln hörte ich, wie mich eine Frau ansprach: „Hallo, ihr seid doch die Schweizer Familie! Ich hab über euch in der Zeitung gelesen.“ Moment mal, irgendwas war komisch. Das war doch breitestes Schweizerdeutsch!!! Ich machte die grössten Augen seit Audrey Hepburn und muss die Frau damit ziemlich entgeistert angestarrt haben: vor mir stand eine ganz normale Samoanerin. Und die muss mir die Verwirrung auch irgendwie angesehen haben. Jedenfalls erklärte sie lachend, dass sie 16 Jahre lang in der Schweiz gelebt hatte. Und sie freute sich, dass sie mal wieder schweizerdeutsch reden kann. Na, aber die Freude war ganz auf beiden Seiten! Und wir machten da auch einen ziemlichen Lärm und hatten es lustig. Jedenfalls war im Restaurant plötzlich Ruhe und alle starrten uns an. Dass eine Touristin mit einer Einheimischen deutsch redet, gibt’s aber auch nicht alle Tage. Und dann erst noch im Lockdown…
Auf nach Apia
Kurz darauf fuhren wir wieder in die Hauptstadt nach Apia. Wir mussten mal wieder was Organisatorisches erledigen: unsere Heimreise zurück in die Schweiz. Zu diesem Zweck bezogen wir wieder unser Hauptstadt-Quartier: das Luxusresort Taumeasina:
Die Insel wurde übrigens vor zehn Jahren künstlich aufgeschüttet, wär ja auch zu schön… Aber ein schönes Schnorchel-Riff haben´s hier direkt am künstlichen Strand:
Jedenfalls kamen wir gerade zur rechten Zeit, um die montägliche Karoke-Show mit der berühmten Cindy of Samoa zu geniessen. Wir waren auf dieser Show schon früher oft und gern Zaungäste und anfänglich hatte Marco die glorreiche Idee, wir könnten doch dort auch mal was zum Besten geben. Ihm schwebte vor: „Schnappi, das kleine Krokodil“ oder „Griechischer Wein“. Ich konnte ihm das dann zum Glück in letzter Minute irgendwie ausreden. Wir hätten uns hier nämlich gnadenlos blamiert. Normalerweise sind solche Karaoke-Veranstaltungen immer ein Exzess an Peinlichkeiten. Aber hier in Samoa ist das irgendwie anders. Die können nämlich alle wahnsinnig gut singen. Und nicht nur einmal hatte ich den Eindruck, die Karaoke-Version ist deutlich besser als das Original.
Jedenfalls setzen wir uns da immer in die hinterste Ecke. Was aber nichts nützt, weil die Cindy von Samoa entdeckt uns immer und hat jedesmal eine riesen Freude. Und dann spendiert sie unseren Kids jedesmal einen Milchshake:
Während ringsum an den Tischen Bier nach deutschem Reinheitsgebot konsumiert wird, und zwar in solchen 3-Liter-Bottichen mit seitlichem Bierhahn und Eiskühlung:
Und da steppt dann immer der Bär und die Stimmung ist gnadenlos gut und mittendrin Goldkehlchen Cindy. Okay, jetzt wollt ihr sicher wissen, wer Cindy of Samoa überhaupt ist. Also das ist so eine ganz spezielle Sängerin, die macht auch immer eine wahsinns-Show. Im Moment natürlich nur in Samoa, weil sie grad das Land nicht verlassen kann. Sonst hat sie auch oft Auftritte in Australien oder Neuseeland. Und so sieht die berühmte Cindy aus:
Also okay, ihr habt sicher auf den ersten Blick erkannt, dass Cindy keine Frau ist. Und da kommen wir auch grad zu einem Thema … hmmm wie sag ich das jetzt am besten … also da wollte ich schon immer mal mit euch drüber reden. Es ist nämlich so, dass wir im gesamten Südsee-Raum immer sehr viele Männer (komischerweise nie Frauen) gesehen haben, die ganz offensichtlich homo- oder transsexuell sind. Also wirklich seeeehr viele! Vielmehr als in Europa. Und sogar noch mehr als auf dem Christopher-Street-Day (nicht dass ich da hingehen würde, nur so als Vergleich). Wir wissen auch nicht so genau, woran das liegt. Ob es tatsächlich in der Südsee häufiger vorkommt oder ob die Gesellschaften hier einfach toleranter sind und jeder sein Ding machen kann wie‘s ihm passt. Keine Ahnung. Jedenfalls stört es überhaupt nicht und die Kids fragen auch schon lange nicht mehr, warum die Frau so behaarte muskulöse Beine hat und wieso der Mann Lippenstift trägt und lackierte Fingernägel hat. Ist doch auch Wurst.
Unser Rückflug nach Hause
Aber eigentlich waren wir ja nicht wegen der Cindy nach Apia gekommen, sondern wegen unserem Rückflug. So nach elf Monaten wurde das jetzt langsam Zeit. Naiv wie wir sind, erwarteten wir da keine nennenswerten Probleme. Jeden Freitag gibts einen Flug raus aus Samoa und danach würden wir schon irgendwie heimfinden,
Am Sonntagabend machte Marco den Fehler und checkte mal online die Flugverbindungen. Wir hockten geschockt vor dem Buchungsportal: im Juli gab es gar keine Flüge, nur noch einen am 31. Juli. Das kommt jetzt aber ungelegen. An diesem Tag wollten wir unsere alljährliche Gartenparty machen – und zwar in Ipsach! Wie kommen wir denn da jetzt pünktlich hin???
Ruhig Blut! Morgen ist Montag und da stehen wir im Morgengrauen im Büro von Air Newzealand. Ist sicher nur ein Fehler auf der Buchungsplattform.
Am nächsten Morgen standen wir vor dem Air Newzealand Travel Center und wären dort fast gegen die verschlossene Tür gerannt: Montag geschlossen. Häää? Was sind denn das für besch… Öffnungszeiten??? So wie die arbeiten würde ich gerne Ferien machen 🤪
Vor lauter Frust gingen wir erst einmal auf den grossen Markt einkaufen. Wir sind jetzt stolze Besitzer dieser wunderschönen Kavaschale:
Dienstag Morgen nächster Versuch, und nächster Schock: wir waren gar nicht die ersten. Das ganze Travel Center voller Menschen. War ja klar: die einzige Airline die Samoa überhaupt anfliegt, da wollen andere auch noch mit. Zum Beispiel dieser Chinese hier, der offenbar an einer schweren Paranoia leidet:
Aber zurück zu unseren Rückreiseplänen: also wir haben immer noch keine Flugtickets. Aber wir haben eine Reservierung für am 31. Juli via Los Angeles. Ob und wie das wirklich stattfinden wird und ob wir anschliessend in eine zehntägige Quarantäne gehen müssen und den Schulanfang dann verpassen, steht momentan noch in den Sternen. Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden 😎
Matareva Beach
Und da wir nun unverhofft doch noch etwas mehr Zeit in Samoa verbringen müssen/dürfen/können, beschlossen wir, an den berühmten Matareva Beach zu gehen. Hier ist es auch traumhaft:
Auch unter Wasser ein Traum:
Wir hatten hier am Strand einen klitzekleinen Bungalow und ein solches Fale gemietet:
Aber den ganzen Tag nur Schnorcheln und Sonnenbaden ist auf Dauer auch langweilig. Also beschlossen wir, einen Ausflug zum Salamumu Beach zu machen. Ihr werdet euch sicher nicht mehr erinnern, aber wir waren dort in den Samoana Beach Bungalows, als Samoa den Ausnahmezustand verhängte. Ist auch schon wieder vier Monate her. Jedenfalls gab es einen Weg am Strand von unserem Beach zum Salamumu Beach. Etwa 2.5km. Die Kids regten sich masslos über diese blöde Idee auf. Aber es half alles nichts.
Marco erkundigte sich bei unserem Vermieter, ob der Weg dahin durchgängig ist und inwieweit man vielleicht bisschen mit dem Auto abkürzen könnte. Also zu Fuss kommt man problemlos durch. Nur mit dem Auto gehts nicht, weil zwischendurch eine Barriere ist. Darüber wunderten wir uns etwas, fragten aber nicht weiter nach. Allerdings wunderten wir uns eine halbe Stunde später erneut, weil die „Barriere“ aus einigen über dem Weg liegenden Bäumen bestand.
Und was noch wunderlicher war: da hatte jemand nachgeholfen. Mit ´ner Säge!!!
Das war eigenartig: wer sägt denn extra Bäume ab, damit sie nachher quer über der Strasse liegen und die Durchfahrt verunmöglichen? Und wir mussten auch gar nicht lang auf eine Erklärung warten. Schon einige Meter hinter der „Barriere“ sahen wir eine merkwürdige Szene: eine Frau im besten Alter, wie man so schön sagt, beaufsichtigte einige junge Männer beim Bau einer sehr kleinen Hütte direkt am Strand. Wir wunderten uns gar sehr. Das sah aus wie ein Toilettenhäuschen. Hier ganz einsam am Strand, häää? Aber die Dame war nicht nur im Besten Alter, sondern auch äusserst gesprächig und der englischen Sprache mächtig. Und da erklärte sie uns, dass ihnen hier der Strand gehört und da wollen sie hier einige Strandhütten bauen, für Touristen. Und da fängt man am besten mit dem Toilettenhäuschen an. Aber ihr wollt sicher wissen, was es mit der Barriere auf sich hat. Und drum hat Marco sie gefragt was das soll. Und da war sie begeistert dabei, uns ein wenig am Dschungeltratsch teilhaben zu lassen. Und jetzt haltet euch fest. Die Barriere trennt ja die beiden Stranddörfer Matareva und Salamumu voneinander. Und da hat es sich offenbar zugetragen, dass das eine Dorf dem anderen Dorf den Sand vom Strand weggeklaut hat! Echt jetzt! Kein Witz!!! Ganz grosses Kino! Und das ganze Gezänk endete dann damit, dass mittels Trick 17 die Strasse einfach unpassierbar gemacht wurde. Wir fanden das Ganze sehr merkwürdig, weil: Sand am Meer gibt es doch angeblich wie Sand am Meer, oder???
Wie auch immer. Wir trafen dann auf dem Weg zu unserem alten Hotel noch einige alte Bekannte und die haben uns alle die Geschichte bestätigt respektive noch einmal erzählt, mit kleineren Abweichungen. Aber bisschen peinlich war es denen trotz allem. Zumal sie jetzt mit dem Auto einen halbstündigen Umweg über die Hauptstrasse machen müssen wenn sie von einem Strand zum anderen wollen. Also die Moral der ganzen Geschichte: Nachbarschaftsstreit gibt es auch in der ach so friedlichen Südsee 😂
Samoa‘s letztes Geheimnis
Aber auch sonst war Matareva für uns eine Fundgrube: im Aufenthaltsraum entdeckte Marco eine unscheinbare Schatztruhe. Er fragte den Besitzer, was da drin ist. Jaaa, das sind so alte Steinwerkzeuge.
Umständlich öffnete er die Kiste und kramte einige Steine hervor, die ähnlich aussahen wie steinzeitliche Faustkeile (ihr erinnert euch ja sicher alle noch lebhaft an den Geschichtsunterricht 🤪)
Jedenfalls fragten wir, wo er denn die Dinge gefunden hat. Und jetzt haltet euch fest: der Vermieter besitzt im Hinterland noch grössere Ländereien. Und auf diesem Land befindet sich eine Höhle! Und in dieser Höhle lagen die lustigen Steine herum. Au Backe, das wurde jetzt aber interessant! Und zwar aus zweierlei Gründen: erstens natürlich wegen der Steine und zweitens, weil es offenbar in Samoa doch noch eine Höhle gibt, in die wir uns noch nicht hineingequetscht hatten!!! Geht gar nicht! Wir müssen da hin. Also fragten wir ganz beiläufig, ob er denn eine Ahnung hätte, wie alt seine Fundstücke sind. Und jetzt wurde es abenteuerlich: er hielt lange den Kopf schräg und fixierte angestrengt eine Stelle im Dach. Und dort fand er offenbar eine Jahreszahl. „Jaaa, die Steine sind von so ungefähr, hmmm, jaaa, also das muss so um 1960 rum gewesen sein.“ Echt jetzt? „Jaaa, das war in der Zeit, als Samoa von den Tonganern beherrscht wurde.“ Okay, jetzt mal ganz langsam: laut Wikipedia wurde Samoa vor rund Tausend Jahren von Tonga beherrscht. Allerdings liegt die Geschichte Samoas vor dieser Zeit im historischen Nebel, nicht zuletzt daher, weil die Polynesier keine eigene Schrift hatten. Aufgrund von Keramikfunden geht man davon aus, dass Samoa etwa um 2000 v. Chr. besiedelt wurde. Viel älter können die Steinwerkzeuge also wirklich nicht sein.
Da uns für eine fundierte Radiokarbonmethode die nötigen Utensilien fehlten, verabredeten wir uns für den darauf folgenden Tag zu einem Ortstermin.
Die Höhle übertraf all unsere Erwartungen! Wir hatten hier ja schon einige Höhlen gesehen, aber diese war mit Abstand die schönste und grösste Höhle Samoa‘s:
Die Höhle besteht aus einem riesigen Lavatube, mit einigen Verzweigungen. Unser Guide, der Bruder unseres Vermieters, erzählte uns, dass niemand so genau weiss, wie lang die Höhle ist. Vor einigen Jahren sind er, sein Bruder und ein Cousin mal zusammen losgezogen, um die Höhle zu erkunden. Sie gingen am Morgen um sieben Uhr los, nahmen fünf Kokosnüsse und Lampen mit Ersatzbatterien mit und waren am späten Abend wieder zurück. Das Ende der Höhle hatten sie nicht erreicht. Dafür haben sie aber tief in der Höhle drinnen die alten Steinwerkzeuge gefunden. Die fanden sie aber auch nur deswegen interessant, weil deren Grossmutter vor gefühlten hundert Jahren ähnliche Steinwerkzeuge vor dem Höhleneingang gefunden hatte.
Für die Steinwerkzeuge gibt es übrigens eine einfache Erklärung: einige Samoaner hatten sich vor etwa tausend Jahren vor den Tonganern hier in dieser Höhle versteckt. Die Werkzeuge stammen daher nicht aus der Steinzeit, sondern sind etwa tausend Jahre alt.
Wir waren begeistert! Und für einmal waren sogar die Kids begeistert mit dabei. Leonardo ging im Stechschritt voraus und hat fast geheult, als es hiess: wir gehen wieder zurück.
Auch hier gab es wieder die Swiftlets: die Höhlenvögel mit dem knatternden Echolot. Und sogar einige Ansätze von Stalaktiten:
Jedenfalls ist diese Höhle eines der letzten grossen Geheimnisse Samoa‘s. Sie ist weder kartografisch erfasst noch weiss die Tourismusbehörde davon. Und es war auch noch nie ein Wissenschaftler oder Höhlenforscher hier drin.
Und für alle, die sich die Höhle mal ansehen wollen: der Chef zeigt sie nur seinen Übernachtungsgästen der Matareva Beach Fales. Er will da kein grosses Brimborium oder dass Kreti und Pleti in seiner Höhle rumlatschen und hässliche Graffitis hinterlassen. Also wir sollten keinem davon erzählen. Wir schworen es, grosses Pionierehrenwort!
Als wir daheim waren, haben wir als erstes mal unseren Geologen in Savai’i kontaktiert, Warren Jopling. Das war gar nicht so einfach, weil er schon 91 ist. Der hat weder eMail noch Whatsapp oder Facebook oder so. Also machten wir es auf die altmodische Art und riefen ihn kurzerhand an. Und der hatte richtig Freude, dass wir uns bei ihm meldeten. Der wusste auch sofort wer wir sind und dass wir aus der Schweiz sind. Aber von der Höhle hier hatte er tatsächlich noch nichts gehört, war aber nicht sehr überrascht. Schon bei unserem Treffen vor drei Wochen hatte er die Vermutung geäussert, dass es in Samoa wahrscheinlich noch viel mehr Lavatubes gibt als die wenigen bekannten. Wir gaben ihm dann die Koordinaten der Höhle durch, woraufhin Warren im Hintergrund irgendwas raschelte und dann hatte er das grobe Alter der Höhle auch schon ermittelt: etwa 500.000 Jahre!!!
Prinzessin hat Geburtstag
An einem regnerischen Tag hatte die Prinzessin Geburtstag. Prinzessin ist die Tochter des Eingentümers von Matareva und heisst eigentlich Asofiafia (was für ein sperriger Name! Wir bleiben lieber bei Prinzessin). Aber Lorenzo ist immer gar nicht begeistert wenn sie daherkommt. Sie hat immer dreckige Finger und mit diesen dreckigen Fingern fingert sie immer an seinen Spielsachen herum:
Da ist der grössere Bruder Bill schon eher willkommen. Der hat immer lustige Ideen, zum Beispiel Haare schneiden mit einer Krabben-Schere:
Irgenwo fanden die Buben dann noch diese äusserst fotogenen Boxhandschuhe:
Und Katzen dürfen natürlich auch nicht fehlen:
Namua Island
Und damit sind wir nun fast am Ende unserer Reise angekommen und uns war klar, dass jetzt hier noch was Grosses passieren muss. Der finale Paukenschlag sozusagen. Logisch: eine Insel muss her. Ganz für uns alleine! Und da haben wir uns mal ganz tief über die Karte von Samoa gebeugt. Und siehe da: da gibt’s doch tatsächlich eine kleine unbewohnte Insel ganz am östlichsten Zipfel von Upolu: Namua Island!
Und das Kuriose daran ist: die Insel gehört dem Yeti! Echt jetzt, kein Witz!
Und der Yeti ist auch einigermassen geschäftstüchtig und hatte vor Jahren mal einige klapperige Fales auf die Insel gebaut und da kann man nun drin übernachten. Einziger Nachteil: auf der Insel gibt’s keinen Strom. Na was solls, für ein oder zwei Tage sollte das gehen.
Und da gingen wir mehrmals tagesweise mit einigen Übernachtungen auf die Trauminsel und für den angenehm niedrigen Preis hatten wir Namua mangels Touristen sogar für uns alleine. Obwohl: so ganz alleine waren wir dort auch wieder nicht: Hund Casper und Kater Kitten passten auf uns auf:
Die beiden hassten sich abgrundtief und wenn sie sich irgendwo auf der kleinen Insel über den Weg liefen, war Krieg.
Zweimal am Tag kam das Personal auf die Insel, um uns eine warme Mahlzeit zu kochen.
Manchmal hatten sie auch Zeit für eine Web-Matten-Demonstration:
Und was macht man ansonsten sechs Tage lang (mit Unterbrechung weil die Insel ja keinen Strom hat) auf einer einsamen Insel im Südpazifik? Wir gingen wandern. Einmal auf die Insel rauf. Der Yeti hatte da mal einen kleinen Wanderweg gemacht. Mit einigen Aussichtspunkten. Vom östlichsten Aussichtspunkt hatte man bei gutem Wetter Sicht auf amerikanisch Samoa. Das ist immer denkwürdig, weil man dabei über die Datumsgrenze hinweg in den gestrigen Tag guckt:
Vom südlichen Aussichtspunkt hingegen hat man einen guten Blick auf die inseleigene Fledermaus-Kolonie. Die stinken übrigens grässlich und machen einen Heidenlärm. Aber hübsch sind sie:
Immer mit dabei Hund Casper:
Der hat uns übrigens auch bei unserem Versuch, die Insel zu unrunden, begleitet:
Die Inselumrundung scheiterte dann übrigens an den Steilklippen hinter der Insel. Und wir hatten da auch bisschen Stress, weil die Flut uns irgendwann den Rückweg abgeschnitten hätte. Aber schön ist es da hinten:
Beim Nachtessen fielen uns diese Ziegelsteine auf:
Die lagen immer auf dem Tisch, als Beschwerer, damit die Tischdecke nicht vom Wind weggeblasen wird. Marco wunderte sich über den Namen Rennberg, der da draufstand. Teja, der Sohnt vom Yeti, erklärte uns dann, dass er die Steine oben auf dem Hügel der Insel gefunden hat. Die stammen noch von den Deutschen aus der Kolonialzeit. Offenbar wollten sie da irgendeine militärische Befestigung bauen, weil das hier der östlichste Aussenposten Samoa‘s ist.
Feuer haben wir auch gemacht:
Und dann kam mein großer Tag: an einem trüben Nachmittag ging ich an unserem Strand Schnorcheln und – was soll ich sagen – bis auf Wale sah ich alles. Riesige Stechrochen, Riesengarnelen, Adlerrochen und mindestens 20 Schildkröten tummelten sich nur wenige Meter vor mir im Wasser. Und als ob das nicht schon genug wäre, kamen auch noch zwei grosse Schwarzspitzenriffhaie daher. Also ich muss der Ehrlichkeit halber zugeben, dass Samoa nicht gerade ein Schnorchelparadies ist. Die meisten Riffe sind total überfischt und die Korallen von Tsunamis und Zyklonen zerstört. Und da war ich dann doch einigermassen begeistert über diesen üppigen Schnorchelausflug.
Okay, die beiden Haie waren mir dann doch nicht so ganz geheuer. Die umkreisten mich in kurzer Distanz und guckten auch irgendwie böse. Also nahm ich all meinen Mut und schwamm schnell auf sie zu. Das sind Haie nicht gewöhnt und die meisten nehmen dann reissaus. Und hier klappte das auch prima, nach einer Sekunde höselten sie davon…
Und weil das heute irgendwie mein Tag zu sein schien, wurde ich am Abend nochmals aktiv, und zwar über Wasser. Ich nahm mir eine Taschenlampe und versuchte, einen Palmendieb zu finden. Ihr erinnert euch sicher noch an unsere Versuche diesbezüglich in Vanuatu. Nächtelang sind wir dort auf der Suche nach der legendären Riesenrkrabbe über die Vanillefarm geschlichen. Und das einzige was wir fanden war Schlange Wilhelmina.
Aber heute wollte ich es nochmal wissen. Yeti hatte gemeint, dass es auf seiner Insel Palmendiebe gibt und wenn wir eine sehen wollten, sollten wir dem Personal Bescheid geben. Aber das Nachtessen war schon vorbei und das Personal hatte die Insel verlassen. Also versuchte ich es mal alleine. Also ich will nicht lang um den heissen Brei herumreden: ich fand nicht nur einen Palmendieb, auch nicht zwei, sondern drei fette grosse Palmendiebe! Glaubt ihr nicht? Guckt hier:
Allerdings waren die Riesenkrabben nicht ganz so begeistert über unser Auftauchen wie wir über ihren Anblickt. Weshalb sie sich dann schnell unter irgendwelchen Felsen verkrochen. Marco stolperte dann noch über diese Strandkrabbe, die ihn dann auch unverzüglich mit hoch erhobenen Scheren attackieren wollte:
Und weil uns die Palmendiebe etwas Leid taten – wir hatten sie offensichtlich bei der Nahrungssuche gestört und in ihre Höhlen vertrieben – legten wir ihnen am anderen Tag einige aufgeschlagene Kokosnüsse in ihr Revier.
Und als wir nach Einbruch der Dunkelheit dort mal schauen wollten, was mit den Nüssen passiert war, lief uns doch grad der grösste der Palmendiebe über den Weg und guckt mal was er da grad wegschleppte:
Also da hatten wir ihn doch grad inflagranti, sozusagen auf frischer Tat ertappt. Vor lauter Blitzlichtgewitter liess der verschreckt seine Beute fallen und quetschte sich in den nächstbesten Felsvorsprung. Wir sahen ihn dann noch am darauffolgenden Abend. Die von uns ausgelegten Kokosnüsse waren immer restlos verschwunden…
Manchmal waren auch Yeti’s Söhne auf der Insel. Die haben immer den Strand geputzt und den Garten gepflegt. Aber ab und zu lag auch ein Fussball herum:
Mit den Söhnen konnte Marco auch prima übers Fischen fachsimpeln. Die mussten sich nämlich ihr Nachtesssen selber besorgen: mit einem Speer.
So, das war mal wieder ein mega langer Bogbeitrag, ihr tut mir langsam leid. aber der nächste wird kürzer, grosses Pionierehrenwort. Wir sind nämlich gar nicht mehr so lange da und da wird auch kaum noch grossartig was Spannendes passieren…
Und Tschüss!
21. Juli 2020 um 2:09
Der Kater hiess nicht Kitten sondern Kitty.