Hallo zusammen, da bin ich wieder. Ich hatte ja beim letzten Mal angekündigt, dass wir mal eine Sheraton Pause machen und noch in ein anderes Resort gehen: das Saletoga Sands. Und das war auch richtig toll und wir konnten hier auch endlich mal wieder Schnorcheln. Das kann man leider beim Sheraton nicht, weil die Sicht im Wasser so schlecht ist. Ich hab es mal probiert und bin im trüben Wasser beinahe frontal mit einer Schildkröte kollidiert.

Aber im Saletoga war die Sicht super und so konnte ich mit Lorenzo mal wieder zum Nachtschnorcheln gehen:

Mit Lorenzo beim Nachtschnorcheln – immer wieder ein Nervenkitzel

Da entdeckt man auch immer wieder etwas Besonderes, wie zum Beispiel diese seltsame Riesenkrabbe:

Riesenkrabbe des nachts am Riff

Aber wenn ihr die Kids fragt: das Beste am Saletoga waren die Katzen. Da schlichen einige auf dem Anwesen herum und die waren auch alle ordentlich fett. Eigentümerin Lou liebt Katzen und importiert das Katzenfutter extra per Container aus Neuseeland. Und weil sie Freude hatte weil unsere Kids so Freude mit ihren Katzen hatten, kam sie am 2. Tag mit einem Fressnapf und ganz viel Katzenfutter herbei und meinte, die Kids dürfen die Katzen füttern. Und das war ein Mordsgaudi:

Und auch hier im noblen Saletoga Resort waren wir die einzigen Gäste:

Ganz allein im Restaurant

Aber schon nach einer Woche sassen wir wieder im Sheraton, gerade rechtzeitig, um Helena und Connor noch zu verabschieden. Die beiden sassen seit 5 Wochen in Samoa fest, weil Helena, die in Neuseeland als Au Pair arbeitet, einen deutschen Pass hat und Neuseeland sie nicht einreisen lassen wollte. Daraufhin wurde Connor’s Mami aktiv und muss in Wellingten einige einflussreiche Kontakte aktiviert haben. Mit dem Ergebnis, dass sich die Neuseeländische Regierung bei den beiden entschuldigt hat und sie nun endlich in Neuseeland einreisen dürfen.

Mit Helena und Connor aus Wellington

Obwohl die beiden nicht mal halb so alt waren wie wir, hatten wir es gut mit ihnen und waren nun traurig, als sie gingen. Immerhin brachten wir sie noch zum Flughafen. Sie würden mit einem Cargo-Flug ausfliegen. Was bedeutet, dass Air Neuseeland Samoa mit Medikamenten und Medizintechnik versorgt und auf dem Rückflug nehmen sie einige ausreisewillige Passagiere mit. Es hiess schon 2 Wochen vorher, die Maschine sei komplett ausgebucht, was uns etwas wunderte: wer will und kann denn jetzt noch nach Neuseeland fliegen? Denn dazu braucht es die Bewilligung der Samoanischen UND der Neuseeländischen Regierung.

Aber auf dem Flughafen wurde dann schnell klar, wer hier so das Flugzeug füllte: ausser Helena und Connor sahen wir nur Samoaner. Viele Samoaner haben einen neuseeländischen Pass oder arbeiten dort, oder beides. Und die wollen jetzt langsam nach Hause:

Dichtes Gedränge am Flughafen – alles Samoaner

Und da donnert auch schon das Flugzeug über unser Sheraton hinweg: bye bye Helena & Connor!

Auf nach Neuseeland!

Und damit sind wir jetzt hier wirklich langsam die letzten Mohikaner.

Und da las ich doch neulich im 20 Minuten (Schweizer Tageszeitung) verwundert diesen Artikel: https://www.20min.ch/story/die-schweiz-brachte-die-letzten-100-gestrandeten-nach-hause-805932286633 Da wurden die 100 letzten gestrandeten Schweizer irgendwo zusammengewischt. Moment mal, die letzten? Wirklich die Allerletzten? Aber nein!!! Da sitzen doch noch welche:

Die allerletzten Schweizer…

Moment, ich zoome mal bisschen raus:

…irgendwo in Samoa

Also nach diesem Artikel haben wir doch tatsächlich Anfragen erhalten, ob wir denn jetzt wieder daheim seien.

Nein, sind wir nicht! Also kurz haben wir mal überlegt, was wir machen sollen. Und nachdem die anderen Touristen alle plötzlich fluchtartig das Land verlassen haben, waren wir schon etwas verunsichert. Aber letztlich hatten wir eh geplant, bis Mitte Juli in der Südsee zu bleiben. Und es macht auch nicht viel Sinn, ein komplett coronafreies Land zu verlassen, um sich auf eine lange Odyssee in die coronaverseuchte Schweiz zu begeben.

Und da sind wir jetzt immer noch hier: in Samoa. Wobei, ein klein wenig haben wir den Standort gewechselt: wir haben die kleinere Hauptinsel Upolu verlassen und sind auf die grössere Insel Savaii gefahren. Ich zeig euch das mal hier auf Google Maps:

Unsere Route nach Savaii

Savaii ist zwar größer als Upolu aber wesentlich dünner besiedelt und – man glaubt es kaum – es ist noch schöner als Upolu. Und zu unserer grossen Erquickung gibt es hier sehr viel Interessantes zu sehen. Oder um es mit den Worten der Tourismusbehörde zu sagen: You haven’t been to Samoa unless you’re in Savaii!

Wir haben hier ganz im Norden der Insel, im Dorf Fagamalo ein Häuschen am Strand gefunden. Und damit befinden wir uns am nördlichsten Punkt unserer ganzen Reise. Also noch sehr weit weg vom Nordpol, aber schon sehr nahe am Äquator, wo die Südsee dann schon langsam zu Ende ist.

Aber vielleicht sollte ich noch kurz erzählen, wie wir nach Savaii gekommen sind. Das war nämlich auch nicht ganz einfach. Es gibt eine Fähre, die regelmäßig zwischen Upolu und Savaii verkehrt und es gibt sogar einen richtigen Fahrplan, nicht so wie in Tonga – aber lassen wir das. Aber weil wir mit unserem Mietauto übersetzen wollten, mussten wir das Ticket für die Fähre in der Hauptstadt Apia kaufen. Das Ticket für die Personen hingegen muss man an der Fähranlegestelle direkt neben unserem Sheraton kaufen. Ziemlich umständlich! Aber das haben wir irgendwie hingekriegt.

Allerdings fiel uns im letzten Moment noch ein, dass wir ja unser Mietauto noch verlängern mussten. Wir hatten es nur für 6 Wochen gemietet, weil wir nur so lange in Samoa bleiben wollten. Aber dann kam Corona und seither ist alles anders. Und auf dem Weg zur Autovermietung meinte Marco plötzlich, wir sollten mal noch andere Autovermieter anfragen – man muss immer einen Plan B haben. Und wenn es eines in Samoa hat wie Sand am Meer, dann sind es Autovermietungen. Also fuhren wir beim nächstbesten Car Rental auf den Hof und das erste was ich sehe, ist dieser schöne Lexus:

Ein Traumauto…

Also vor allem begeisterte mich das tolle Nummernschild:

…vor allem wegen des Kennzeichens 🙂

Und dann wurde zäh verhandelt, Marco kann da unglaublich hartnäckig sein. Sein Argument: wir werden wahrscheinlich noch seeeeehr lange in Samoa bleiben, also sollen die mal bisschen Rabatt locker machen. Wir sind eh die letzten Touristen hier, wenn sie uns das Auto nicht vermieten, dann gar nicht. Aber die Autos, die sie uns für einen uns genehmen Preis präsentierten, waren allesamt uralte Schrottkarren. Und wir wollten ja nicht als erstes in Savaii eine Autopanne haben.

Also fuhren wir gefrustet vom Hof, als die beiden Autovermieter plötzlich hinter uns hergerannt kamen. Sie hätten da noch ein Auto ganz in der hintersten Reihe – der Fuhrpark war in der Tat riesig! Wir überlegten, ob wir dieses Auto jetzt auch noch anschauen sollten und quälten uns unmotiviert aus dem Auto. Aber dann wurde uns dieser schnittige Toyota 4×4 präsentiert und das war Liebe auf den ersten Blick:

Hier stehen die besten Autos zuhinterst

Allerdings wollten wir noch nicht grad zusagen und unserer alten Autovermietung noch eine Chance geben. Also wir hatten da ja noch den Vor-Corona-Preis und da müssten sie also schon bisschen runter. Aber – und das glaubt ihr jetzt wahrscheinlich nicht – die wollten mit dem Preis sogar noch rauf! Also jetzt kneif mich doch mal einer!!! Also holten wir uns den schnittigen Toyota und auf dem Weg dorthin stieg bei unserem alten Mietauto auch noch die Klimaanlage aus – das war doch ein Wink mit dem ganzen Zaun!

Und so verabschiedeten wir uns von unserem alten Auto und schweren Herzens auch vom Sheraton und gingen eines Montags auf die Fähre nach Savaii.

Als wir am Hafen ankamen, staunten wir nicht schlecht: alle Autos standen brav in vier Reihen vor der Laderampe der Fähre:

Alle brav in Reih und Glied

Irgendwann kam eine Leuchtweste daher und wies die Autos eines nach dem anderen zum losfahren ein. Das gleiche geschah im Bauch des Schiffes, wo uns weitere Leuchtwesten auf einen Platz im Schiff lotsten. Derartig gesittete Zustände hätten wir hier nie erwartet und wir mussten unweigerlich an das Gedränge an der Autoverlad am Lötschbergtunnel denken. Oder man stelle sich die gleiche Situation an einer Fähre in Italien vor: Hupkonzert, Drängelei und Stinkefinger… Nein, hier in Samoa gehts ruhig und gesittet zu.

Auch auf der Fähre ein entspannter Anblick:

Bloss kein Stress!

Leonardo hat sich von Ruhe und Gemütlichkeit grad anstecken lassen:

Schnarch!!!

Und da kommt auch schon der Kaffee daher:

Kaffee!

Und diese herzige Insel da drüben ist Apolina: 83 Einwohner und ein Priester:

Die Insel Apolina – ganz klar ein Vulkan

Noch ein letzter sehnsüchtiger Blick auf unser Sheraton:

Tschüss Sheraton!

Und unseren Vulkan – ihr erinnert euch sicher an den Vulkankrater mit der Handyantenne oben drauf:

Das ist doch unser Vulkan!

Und noch beides zusammen:

Tschüss Upolu!
Auf zu neuen Abenteuern!

Und schon nach einer Stunde standen wir auf Savaii. Ich hatte vorher sämtliche Unterkünfte der Insel angefragt, ob sie geöffnet haben. Die meisten haben gar nicht erst geantwortet und die anderen hatten alle geschlossen. Bis auf das Jet Over Hotel direkt am Hafen. Das sah auf den Fotos eigentlich ganz nett aus, aber das Zimmer dort konnte man mit viel Wohlwollen gerademal als zweckmässig bezeichnen. Also es war okay für eine Nacht, aber sicher nicht mehr.

Und so machten wir am nächsten Tag einen Road Trip über die Insel und klopften bei allen Hotels an. Aber nur eines hatte geöffnet: das Le Lagoto in Fagamalo und dort haben wir dieses tolle Häuschen gemietet, Jim‘s House:

My home is my castle

Wir haben nicht herausgefunden wer Jim ist oder war, aber es ist ein richtiges Wohlfühlhaus. Von der Küche aus kann ich direkt auf ’s Meer gucken und gegen 6 Uhr geht dort genau vis-a-vis die Sonne unter und das ist zumeist richtig spektakulär.

Na da lohnt es doch mal, in den Garten zu gehen…

Ausserdem sind wir hier auch nicht allein, wie ihr sehen könnt:

Wir haben Besuch!

Die nette Familie sind Pavla und Vojtech mit ihren beiden Mädels aus Prag, die in Senftenberg wohnen. Wir hatten sie schon vor 6 Wochen kennengelernt, als sie bei uns an den Sa‘Moana Beach Bungalows eine Unterkunft suchten. Seither haben wir gemeinsam viel Kava und Wein getrunken, die Kinder zusammen gespielt und gebastelt und wir sind immer froh, wenn sich unsere Wege irgendwo in Samoa kreuzen.

Und das taten sie auch hier auf Savaii. Zufälligerweise wohnten sie nur zwei Dörfer weiter. Also luden wir sie kurzerhand zum Apero ein. Während es draussen aus Kübeln goss, sassen wir gemütlich auf der Veranda und machten Leergut. Während die 5 Kinder derweil das Haus auf den Kopf stellten.

Jedenfalls stellten wir im Verlauf des Abends fest, dass wir für den nächsten Tag die gleichen Pläne hatten: wir wollten alle auf den Matavanu Krater. Na, da können wir auch grad zusammen da rauf gehen.

Gesagt getan: am anderen Morgen standen wir pünktlich um 10 an der Unterkunft der Tschechischen Familie und fuhren gemeinsam an den Fuss des Matavanu Vulkans. Irgendwann wurde die Strasse dann so schlecht, dass wir die Autos stehen liessen und zu Fuss weiter gingen.

Die müssen leider unten warten

Und ob ihr es glaubt oder nicht: für einmal waren die Kids mit grosser Begeisterung mitgelaufen. Was doch die Anwesenheit anderer Kinder für ein Morivationsfaktor ist! Unser Leonardo wuchs grad völlig über sich hinaus und ging im Stechschritt ganz vorn als Erster. Kaum sind paar Mädels anwesend, wird hammermässig gasgegeben!

Erstmal die Infotafel studieren

Und angesichts solcher Wanderwege entfuhr es Pavla: „Das ist ja wie daheim in der Oberlausitz!“ 🤣

Wanderweg wie in der Oberlausitz!

Irgendwann hatten wir es zum Kraterrand geschafft:

Blick in den Krater

Der Vulkan ist übrigens erst vor hundert Jahren ausgebrochen. Er muss die Insel ziemlich verwüstet haben und die Einwohner haben sich alle auf die Nachbarinsel Upolu geflüchtet. Das sieht man aber dem Krater nicht an, er war total zugewuchert…

Wir wanderten etwas auf dem Kraterrand herum, bis uns plötzlich dieses Schild Angst einjagte:

Geordneter Rückzug!
Auf dem Rückweg
Geschafft!

Übrigens gab es bis vor einiger Zeit hier oben einen Eremiten: Da Craterman. Ein älterer Dorfbewohner, der den Weg zum Crater gepflegt und unzählige dieser Schilder gemalt hat:

Da Craterman’s Schilder zieren hier überall den Weg – wie dieses hier von einigen Schweizern

Der ist sogar richtig prominent, von dem gibt’s sogar YouTube Videos. Offenbar war er aber schon lange nicht mehr hier oben. Seine Hütte sah verlassen aus und seine Schlafstelle war von Ameisen zerfressen.

Da Craterman’s Hütte

Wir haben sogar unten im Dorf nach ihm gefragt und keiner wusste, was aus ihm geworden ist.

Aber heute war es dann soweit: Marco hatte herausgefunden dass da Craterman gar nicht aus dem Dorf am Fuss des Vulkans stammte, sondern aus dem Dorf mit dieser Kirche:

„Verschimmelte“ Kirche in Da Craterman’s Dorf

Die Kirche war uns schon vorher aufgefallen, weil sie irgendwie verschimmelt aussieht. Jedenfalls ist dort die Kirche im Dorf, und zwar in Da Craterman’s Dorf. Und weil wir da heute eh zufällig durchgefahren sind, fragten wir einige Dorfbewohner, die im Schatten einer Fale (offenes Haus ohne Wände) vor sich hindümpelten:

Familie in Da Craterman’s Dorf

Und – was für ein Zufall – die eine Frau links auf dem Bild ist seine Nichte! Aber das war auch schon das Ende der guten Nachrichten. Da Craterman geht’s gar nicht gut. Er war im Februar noch ein letztes Mal in seiner Hütte am Vulkan, um seine persönlichen Sachen zu holen und ist seither nicht mehr dort gewesen. Obwohl wir den Craterman gar nicht persönlich kannten, waren wir trotzdem irgendwie traurig…

Lavahöhlen rund um den Vulkan

Auf unserer Touristenkarte von Savaii war die Dwarfs Cave als Sehenswürdigkeit vermerkt. Dwarfs Cave heisst übersetzt Zwergenhöhle. Wir erwarteten nichts Umwerfendes, aber da wir alle Zeit der Welt hatten, fuhren wir mal dort hin.

Und wurden nicht enttäuscht. Denn das einzig zwergenmässige an der Zwergenhöhle war dieses kleine Loch inmitten einer ehemaligen Kakaoplantage:

Eingang zur Zwergenhöhle: noch unscheinbar und klein

Wir mussten gebückt durch einen Tunnel etwa zehn Meter abwärts steigen,

Den Eingang hätten’s aber auch bisschen grösser machen können!

… als wir uns unvermittelt in einer riesigen Halle wiederfanden.

Hier ist grad so gäbig Platz für ein Gruppenfoto
Zwei Höhlenforscher

Links und rechts der Halle führte je ein Gang leicht abwärts und ein anderer aufwärts. Etwas Wasser floss von oben in Richtung unterem Gang und sammelte sich ab und zu in kleinen Tümpeln. Romina wollte ganz mutig durch so einen Tümpel abkürzen, als sie dort plötzlich im Modder steckenblieb. Mit Mühe schaffte sie es, sich auf den Felsen daneben zu retten. Dummerweise steckte einer ihrer Flipflops im Modder fest, irgendwo ganz unten. Da musste Marco ran:

Da ist ja der Schuh wieder!

Einige gruselige Minuten später war der Schuh zum Glück gerettet und nun wieder dort, wo er eigentlich hingehört: an Mimis Füssen. Und die Mimi war wieder glücklich:

Mit zwei Schuhen läuft’s sich’s irgendwie besser!

Und weiter gings, also so ungefähr zehn Meter. Dann standen wir vor einem etwa 2 Meter tiefen Abgrund und dahinter befand sich ein Höhlensee:

Hier war für mich Feierabend – meine Kamera kann nicht schwimmen und Leonardo und Romina hatten sowieso Angst dass die Höhle einstürzt. Und da warteten wir hier in diesem dunklen Gang und uns flog die ganze Zeit irgendwas um die Ohren. Ich vermutete Fledermäuse, allerdings machten sie ein knatterndes Geräusch, so ähnlich wie ein Geigerzähler. Das hatte ich bei Fledermäusen so noch nie gehört, deren Echolot liegt im für uns nicht hörbaren Bereich. Aber wir hatten da nicht lang Zeit zum drüber nachdenken, weil Marco und Lorenzo von ihrem Ausflug zurück kamen.

Wir gingen langsam wieder zurück zu der großen Halle und probierten nun den Gang in entgegengesetzter Richtung. Und da flogen uns schon wieder diese kntternden Tiere um die Ohren flogen. Und als Lorenzo im Schein der Taschenlampe auch noch Federn und Eierschalen entdeckte, mussten die Knattertiere ja fast Vögel sein. Und tatsächlich: wir suchten die flache Höhlendecke ab und da sahen wir sie: Vogelnester:

Das ist doch ein Nest!

Und sogar einer dieser Vögel:

Das ist also sicher keine Fledermaus!

Und zuguterletzt knatternder Vogel auf Nest:

Knatternder Vogel auf Nest

Marco recherchierte dann am Abend noch etwas im Internet und fand heraus dass es sich um Salanganen, auch Swiftlet genannt, handelt. Ähnlich wie Fledermäuse leben sie in stockdunklen Höhlen und orientieren sich mittels Echolot. Was gut zu hören war – eben wie ein Geigerzähler.

Jedenfalls war unser Entdeckerdrang geweckt und wir gingen vorsichtig weiter. Und dann sahen wir es: Lava:

Hier kam vor hundert Jahren der Lavafluss zum Stillstand

Also um hier nicht falsche Erwartungen zu wecken: die Lava war natürlich längst erkaltet. Aber man konnte den Lavafluss noch sehr gut erkennen. Er war hier mitten im Gang zum stehen gekommen. Und damit war klar: es handelt sich bei dieser Höhle um einen klassischen Lava Tube.

Wir haben dann die Schule am nächsten Tag genutzt, und bisschen etwas über Vulkane gelernt. Dafür eignet sich immer der Woozle Goozle:

Woozle Goozle erklärt, wie Vulkane funktionieren

Und wie entseht ein Lavatube? Ganz einfach: die flüssige Lava wältzt sich langsam bergab und erkaltet, aber zunächst nur an den Aussenseiten. Das innere des Stromes bleibet noch lange flüssig und fliesst in der erkaltenden Röhre weiter. Irgendwann vergrößert sich die Röhre, weil die Lava abfliesst und zurück bleibt eine Lavahöhle. Oder einfach und kurz:

Die Entstehung einer Lava-Höhle

Und da standen wir nun ehrfürchtig in dieser Röhre und gedachten des letzten Vulkanausbruchs vor huntert Jahren, der diese Höhle geschaffen hat.

Rocchis auf der (zum Glück) erkalteten Lava

Und der auslösende Vulkan war kein anderer als der Mt. Matavanu, auf dessen Krater wir vor einigen Tagen mit den Tschechen gestiegen waren. Der kleine Höhleneingang, der namensgebend für die gar nicht zwergenhafte Höhle war, entstand wahrscheinlich durch einen seitlichen Einbruch des grossen Höhlensaales.

Höhlen sind sackstark!!!

Auf jeden Fall sind alle von dieser Höhle begeistert und wir werden dort sicher noch einmal hingehen. Wir haben ja Zeit 🤣

Noch mehr Vulkan

Auf die Gefahr dass ich euch langweile, aber mit Krater und Höhle hatte sich das Vulkanthema noch nicht erschöpft. Direkt im Nachbardorf befindet sich nämlich eine weitere Sehenswürdigkeit Savaii‘s: die berühmten Lavafelder von Sale’aula. Am besten zeig ich euch das mal auf einer Anicht von Google Maps:

Riesiges Lavafeld (das braune)

Wir fuhren dort unternehmungslustig zu den Lavafeldern und parkten am Visitor Center. Aber oh Schreck: keiner da! Alles verrammelt!!! Also gingen wir im Dorf jemanden suchen der uns reinlassen kann. Das ist am Nachmittag immer gar nicht so einfach, weil der gemeine Samoaner dann normalerweise irgendwo im Schatten liegt und schläft. Aber direkt gegenüber fand Marco eine Frau die wach war und nach einigen Minuten tauchte sie mit einer anderen Frau wieder auf und die hatte den Schlüssel zum Visitors Center und das Gästebuch hatte sie auch unter dem Arm. Da durften wir uns eintragen. Der letzte Eintrag war übrigens vom 19. März 2020, danach war die halbe Seite durchgestrichen und mit irgendeinem Corona-Vermerk versehen. Und auf der nächsten Seite stehen nun wir: 5 Nasen aus der Schweiz. Die Frau war offenbar stolz auf diesen Eintrag, der nun für eine sehr lange Zeit dort allein stehen würde. Dann gab‘s noch eine kurze Erklärung:

Erklärungen zu den Lavafeldern

Also 1905 bis 1911 war der Matavanu unter lautem Getöse ausgebrochen und hatte hier auf der Ostseite der Insel einige Dörfer unter der Lava begraben. Das einzige was danach noch stand, war diese Kirche hier:

Die Kirche hat der Lava standgehalten – zumindest die Mauern

Die Lava hatte sich malerisch und fotogen einen Weg durch das Hauptportal gebahnt und man kann nun sogar die Faltungen noch bewundern:

Schwimmen mit Schildkröten

…wollten wir ja immer schon mal. Und gleich im Nachbardorf – wenn es nicht so heiss wär, hätten wir fast dahin laufen können – gab es nun endlich die Gelegenheit dazu: ein Schildkrötentümpel vom Feinsten:

Und das war auch gar nicht die einzige Schildi im Teich!

Die Kids kreischten vor Freude und bekamen von den Dorfkindern lecker Schildkrötenfutter: Papaya-Blätter frisch vom Baum:

Arm in Arm wird ein Salatblatt geteilt

Und irgendwann fanden die Kinder heraus, dass man die Schildkröten sogar streicheln kann:

Und dann sahen sie, wie die Dorfkinder die Schildkröten am Panzer festhielten und sich so durchs Wasser ziehen liessen. Das mussten sie doch auch glatt mal ausprobieren:

Schildkröten-Taxi
Achtung, aus dem Weg! Hier kommt die Schildkröte mit dem Leonardo gespeedet…!

Und dann kam der Moment, an dem Leonardo lernen musste, dass man nicht mit Schildkröten in einem Tümpel schwimmen sollte, wenn man selber aussieht wie ein leckeres Salatblatt. Jedenfalls hatte er ausgerechnet an diesem Tag ein hellgrünes Schwimmshirt an und das muss die Schildkröte irgendwie falsch verstanden haben, oder sie braucht eine Brille. Jedenfalls wurde Leonard von einer Schildkröte gebissen. Also nur ein bisschen in den Arm gezwickt, nicht wirklich schlimm:

Eine von denen war es!

Und ich muss es an der Stelle leider zugeben: unser Leonardo ist etwas impulsiv. Das heisst, er regt sich schnell auf und nur sehr langsam wieder ab. und das bekam jetzt auch die Schildkröte zu spüren: sie wurde auf’s Übelste beschimpft und beleidigt und es wurden ihr die übelsten Dinge angedroht. Natürlich passierte der Schildkröte nichts und bei Redaktionsschluss hatte sich der Leonardo auch schon wieder beruhigt. Allerdings kriegt er beim Thema Schildkröte seither schnell mal die Schnappatmung und läuft im Gesicht dunkelrot an…

Der brat ich ein’s drüber!!!

Am Ende glätteten sich die Wogen dann aber wieder, als eines der Dorfkinder einen flauschigen Welpen brachte:

Schade dass aus dem mal ein Hund wird, der wär soooooo süüüüüüss!

Samoa!

Ganz zum Schluss möchte ich gern noch einiges zu Samoa erzählen. Ich hatte ja immer mal erwähnt, dass es uns hier ausgesprochen gut gefällt. Es ist ein Glück, dass uns der Shutdown ausgerechnet hier erwischt hat. So schnell wird uns nicht langweilig. Und da gibt es einiges zur deutschen Vergangenheit Samoa’s zu berichten. Ich hatte ja mal erwähnt, dass Samoa von 1900 bis 1920 Deutsche Kolonie war und da schwärmen die Samoaner immer noch davon. Echt jetzt! Ich weiss, das ist schwer zu glauben, besonders weil sich ja die Deutschen offenbar selber nicht so recht leiden können.

Aber hier ist man in Bezug auf Deutschland total unverkrampft. Viele, vor allem ältere, Samoaner schwärmen noch heute von der deutschen Kolonialzeit. „Die Deutschen waren top – die Neuseeländer ein Flop!“ Mit diesen Worten beschreibt unser Hotelangestellter die offenbar sehr unterschiedlichen Kolonialherren. Wir wollten es etwas genauer wissen und da kam dann folgende Aussage: „Die Deutschen haben uns Geschenke gebracht und uns gleichwertig behandelt, die Neuseeländer haben Samoa nur ausgenutzt.“ Ich rechnete in Gedanken schnell nach: die deutsche Kolonialzeit ging von 1900-1920. Unser Angestellter kann sich unmöglich noch selber daran erinnern. Offenbar kann er Gedanken lesen, denn genau in diesem Moment erzählt er, dass sein Grossvater ihm immer begeistert von den Deutschen erzählt hat. Ich wagte mich nun doch etwas aus meiner Deckung und erzählte ihm, dass ich ursprünglich aus Deutschland stamme – und erntete ein begeistertes Grinsen.

Aber auch sonst begegnet man der deutschen Vergangenheit noch ab und zu: die Währung Samoas heisst Tala und das kommt vom deutschen Wort Taler. Der ehemalige Tourismusminister hiess Hans Joachim Keil. Die Goldfische im See Lanoto wurden von deutschen Siedlern dort ausgesetzt.

Kinder auf Laderampe in Savaii

Aber auch genetisch haben die Deutschen vor hundert Jahren einiges hinterlassen. Viele Samoaner berichten voller Stolz, dass sie Deutsche Vorfahren haben, meist handelt es sich um Grossmutter oder Grossvater. Manchmal sieht man es diesen Samoanern sogar an: sie sehen etwas weniger exotisch aus. Aber auch an den Familiennamen merkt man die deutsche Vergangenheit: sie haben oft typisch deutsche Nachnamen, oft auch noch in Kombination mit deutschen Vornamen, wie zum Beispiel der Chef der Samoanischen Polizei: Egon Keil. Oder die Leiterin des Robert Louis Stevenson Museums: Margaret Schuster. Oder Gerda, die uns in den To Sua Ocean Trench hereingelassen hat.

Mädchen in Falealupo

Und nicht zuletzt war auch der Rechtsverkehr ein Relikt aus der deutschen Kolonialzeit. Allerdings wurde dieses vor zehn Jahren geändert. Seither müssen die Samoaner auf der linken Seite fahren. Diese Änderung kann man in der Hauptstadt Apia sogar noch an den rechtsgezeichneten Richtungspfeilen auf der Strasse erkennen. Interessiert aber niemanden mehr, es wird munter in der entgegengesetzten Richtung drüber hinweggebrettert:

Linksverkehr, trotz Rechts-Pfeilen

Und kennt ihr auch den grundlegenden Unterschied zwischen Deutschen und Samoanern? Wenn ein Deutscher seinen Job verliert, dann geht er zum Anwalt. Verliert hingegen ein Samoaner seinen Job, dann kauft er sich eine Harpune. Schätzungen zufolge haben mindestens 30 Prozent der Samoaner durch die Coronakrise und den totalen Wegfall des Tourismus ihren Job verloren. Und seither sind im ganzen Land Harpunen ausverkauft, sehr zum Leidwesen von Marco. Aber ich denke die Samoaner haben die Harpune im Moment nötiger als wir…

So, und damit sind wir am Ende unseres Blogs angekommen. Auf besonderen Wunsch von Marco gehen wir morgen nach Falealupo in ein Beach Fale. Diese Fales sind typische Unterkünfte in Samoa. Es handelt sich um kleine Holzhütten mit strohgedeckten Dächern OHNE Wände!!! Also alles offen, jesses nei, was für ein Abenteuer! Marco wollte unbedingt mal das absolute Samoa-Feeling haben und da gehen wir jetzt halt und haben danach unsere Ruhe. Und vier Nächte in so einem offenen Ding werden hoffentlich überleben. Wenigstens haben wir Strom und eine Toilette. Also ich melde mich dann wieder, sofern mir nicht jemand das Laptop geklaut hat…

Ach ja, einen hab ich noch. Dieses Cartoon. Also das passt doch auf uns wie die Faust auf’s Auge, oder?

Cartoon – irgendwo auf Facebook geklaut

Bis dann und liebe Grüsse von den fünf letzten Mohikanern.