Und da sind wir wieder! Wir haben den Etosha Nationalpark überlebt und die Löwen haben uns nicht gefressen. Das war auch gar nicht möglich. Im Nationalpark darf man das Auto nicht verlassen. Und da haben wir uns auch fast immer dran gehalten, ihr kennt uns ja 😉

Boah! Ein Elefant!!!

Ansonsten haben wir drei Nächte im Nationalpark verbracht. Es gibt dort Camps, wo man sein Lager aufschlagen kann. Und die Camps sind gesichert, damit keine Löwen oder Elefanten ins Lager kommen und Unordnung machen:

Wie bei Jurassic Parc

Wir sind also drei Tage durch den Nationalpark gefahren und haben nach Tieren Ausschau gehalten. Vor allem die Jungs waren begeistert bei der Sache und haben eifrig geholfen beim Aufspüren von exotischen Tieren.

Wo sind denn jetzt die Elefanten???

Plötzlich brüllte der Leonardo von hinten, er habe ein exotisches Tier gesichtet. Kreischende Bremsen, Staubwolke, Rückwärtsgang. Wo genau??? Na da hinten. Drei Meter weiter – wie sehen nichts. Na daaaa! Häää? Hier! Im Gebüsch. Also ich geb es zu, das exotische Tier war sehr gut getarnt, aber Leonardo’s Augen entgeht einfach nichts:

Oryxantilope mit Baby-Oryx

Also die war jetzt wirklich gut getarnt, oder? Jedenfalls sieht das Junge der Antilope ihrer Mutter irgendwie gar nicht ähnlich. Aber lassen wir das. Die Oryxantilope ist das Nationaltier Namibias und ziert auch das Namibische Wappen. Die Antilope hat eine spezielle Blutkühlung zum Gehirn und kann daher Temperaturen über 50 Grad aushalten – in Namibia eine sinnvolle Fähigkeit. Hier nochmal die Antilope etwas besser sichtbar:

Oryxantilope

Aber auch sonst gab es viele interessante Tiere zu bestaunen. Marco hatte vorher in einem kleinen Kiosk eine Broschüre mit den wichtigsten Tieren des Nationalparks gekauft und da konnten die Jungs abhaken, was sie schon alles gesehen hatten. Und da war vor allem unser Biologe Lorenzo mit grossem Eifer dabei. Die meisten Tiere hätten wir ohne Broschüre erkannt:

Ein Zebra – erkennt man gut an den Streifen
Giraffe – erkennt man an den langen Beinen
Strauss – hat auch lange Beine
Das Nashorn – kurze Beine aber grosse Hörner auf der Nase
Gelbschnabeltoko – hat der Lorenzo sofort erkannt 🙂

Das Spannendste in so einem Nationalpark sind ja immer die grossen Tiere. Gazellen und Webervögel sind ja ganz hübsch, aber nichts geht über Grosswild. Giraffen haben uns währen der ganzen drei Tage treu begleitet. Und die hatten auch keine Angst vor uns und kamen ganz dicht vor meine Kamera. Und da staunten wir nicht schlecht, als wir sie beim Fressen beobachteten:

Hmmmm, yammi Kameldorn 😉

Also die Giraffen fressen doch tatsächlich Kameldorn. Das ist so ein trockenes stacheliges Gestrüpp. Wir würden uns da den ganzen Mund zerstochern mit dem Zeugs. Aber ihr schmeckts. Wir nutzen den Kameldorn übrigens auch ab und zu: als Zahnstocher, hehe!

Und was passiert wenn sich zwei Giraffenmännchen über den Weg laufen? Ey klar: die machen auf dicke Hose. Und zwar auf Giraffenart. Sie hauen sich dann mit ihren Hälsen und das sieht voll albern aus:

Giraffenkämpfe

Aber es geht noch grösser, oder zumindest schwerer. Nachdem wir die ersten zwei Tage im Nationalpark keinen einzigen Elefanten zu sehen bekamen und die Hoffnung schon aufgegeben hatten, passierte doch noch ein Wunder:

Wo sind denn jetzt die Elefanten???
Törööööö!

Und dann kamen sie, all die Elefanten! Also da hatten wir wohl ziemlich Glück. Wir kamen an ein Wasserloch, wo sich gerade zwei Elefantenherden begegneten:

Jemand muss immer durchs Bild latschen!
Jöööö!

Die Kids waren natürlich besonders von den ganz kleinen Elefäntchen angetan. Obwohl hier das Adjektiv „klein“ irgendwie auch Fehl am Platz ist.

Aber auch bei Elefanten kann es mal heftigen Streit geben. Vor allem dann, wenn sich zwei Bullen irgendwo begegnen:

Krawumms!

Die letzte Nacht haben wir im Olifantsrus Camp übernachtet. Das wäre an sich nicht weiter erwähnenswert, wenn nicht genau dieses Camp vor 30 Jahren der Ort einer umfangreichen Elefantenkeulung gewesen wäre. Was war passiert? Die Elefanten hatten sich zu stark vermehrt und haben den halben Etosha kahl gefressen. 530 Elefanten wurden daher erschossen. Einige schaurige Artefakte erinnern heute nach an diese Aktion:

Also ich hab ihm gesagt, er soll nicht so glücklich gucken, aber ihr kennt ja Lorenzo…

Und da kamen wir am letzten Etoscha-Tag an das äusserste Gate und hofften, dass der Officer nicht merkte, dass wir die Park-Gebühr um eine Stunde überzogen hatten. Aber der war total gut gelaunt und wünschte uns eine schöne Weiterfahrt. Doch plötzlich – wir hatten den Motor schon gestartet – kam er uns doch noch hinterher gerannt. Mist! Wir machten uns im Auto ganz klein und guckten übertrieben freundlich. Er zeigte mit sorgenvoller Miene auf eine Stelle hinten am Auto und rief etwas von „flat tire“.

Schei….!

Mist!!!

Ein platter Reifen:

Völlig platt

Kameldorn? Elefanten-Stosszahn? Das haben wir nicht herausgefunden. Der Officer bot sofort seine Hilfe an und da standen auch innert Sekunden ganz viele tatkräftige Parkranger um das Auto und guckten fachmännisch drein:

Da muss der Fachmann ran!

Marco war aber ziemlich optimistisch und erklärte den Leuten rundherum, dass er keine Hilfe braucht. Er muss in der Schweiz zweimal pro Jahr Reifen wechseln, er weiss wie das geht. Kritisch guckten die Ranger. Zweifel lag in der Luft. Marco schob nach, dass man in Europa im Sommer andere Reifen braucht als im Winter, wegen der Temperaturunterschiede und dem vielen Schnee. Naja, dann halt. Langsam entfernten sich die Officers, blieben aber in Sichtweite stehen, man weiss ja nie. Marco machte sich inzwischen tatkräftig ans Werk. Und da zeigte sich auch schon das erste Problem: wo war nur diese blöde Verlängerungsstange für den Wagenheber??? Die Officers kamen vorsichtig näher. „Need help?“. Öhm, also, äh – wir suchen noch die Stange, also die für den Wagenheber. Klarer Fall für die Officers, ein geübter Handgriff hinter die Rücksitze und der Officer förderte aus unserem Auto die gesuchte Stange. Und nun liessen die sich nicht mehr halten. Alle lagen unter dem Auto und wuchteten das Vehicel nach oben. Der schlaffe Reifen machte ein letztes pfeifendes Geräusch und schon lag er auf dem Boden neben dem Ersatzrad. Der Reifenwechsel selbst war nun kein Problem mehr, den übt Marco ja in der Schweiz zweimal im Jahr:

Geschafft!

Den kaputten Reifen mussten wir dann natürlich noch flicken lassen. Also hat Marco unserer Autovermietung angerufen und die meinten, wir sollten zum Oppi-Koppi nach Kamanjab fahren und der kümmert sich um den Reifen. Und das tat er dann auch tatsächlich. Und ausserdem meinte er, wir sollten doch, solange er den Reifen flickt, die Felsgravuren auf seiner Farm anschauen gehen. Die seien 2500 Jahre alt und von den San. Na aber her mit den Felsgravuren!

Und das war dann auch äusserst sehenswert. Auf einem Felsen in der Wüste war alles voller Felsgravuren. Vor allem unser Lorenzo war total aus dem Häuschen:

Felsgravuren der San – älter als das römische Reich 🙂

Cheetah!

Und weiter ging unsere Reise. Da sich die Mimi für die Tiere im Etosha nicht so doll begeistern konnte, haben wir noch einen Stop auf der Farm Otjitotongwe eingeplant. Die Mimi liebt ja Katzen über alles. Und da darf es auch ruhig mal bisschen grösser sein:

Miauuuuu!
DAS ist eine Katze!!!

Also bei Mietzekatze hier handelt es sich um einen Geparden, englisch Cheetah. Und die wurden schon von den alten Ägypern domestiziert und als Haustiere gehalten. Das klappt auch wunderbar, solange man sie nicht beim Essen stört – da sind sie eigen. Auf besagter Farm leben fünf Geparden, zwei zahme und drei wilde. Muss ich glaub nicht erwähnen, dass wir die zahmen gestreichelt haben:

Den nehmen wir heimlich mit, der passt gut zur Couch daheim…

Bei den Himba im Kaokoveld

Das Kaokoveld ist die Region ganz im Nordwesten Namibias und diese galt lange Zeit als das letzte grosse Abenteuer der Welt. Aufgrund des unwegsamen Geländes wurde das Reisen ausdrücklich mit Geländewagen empfohlen, am besten sogar im Convoi mit mindestens zwei Autos. Die Himba sind noch eines der letzten Völker, die sich ihre steinzeitliche Lebensweise weitgehend bewahrt haben. Und diesen Himba wollten wir einen Besuch abstatten.

Die Himba zu finden war einfacher als die San in der Kalahari. Wir bekamen einen Tipp von einem Kollegen: geht doch zu Marius Steiner, der kennt die Himba und besucht mit euch ein Himba-Dorf. Gesagt getan. Marius Steiner betreibt hier im Kaokoveld ein kleines Camp in totaler Abgeschiedenheit. Wenn man stundenlang Auto gefahren ist und keiner Menschenseele und keinem Auto mehr begegnet ist, dann ist man bei Marius im Camp Aussicht gelandet.

Marius fristet hier seit 50 Jahren ein Einsiedler-Leben. Und er scheint glücklich dabei. Er lächelt immer. Dann breitet er seine Arme aus und sagt: „Das hier, das ist mein Leben.“ Wir glauben es ihm.

Der Eingang zu Camp Aussicht

Die blauen Steine im Vordergrund sind übrigens Dioptaz, ein Kupferoxyd. Die Farbe erinnert an das Meer in der Südsee. Marius hat eine kleine Mine, in der er die blauen Steine abbaut. Unsere Jungs waren in heller Aufregung und sammelten abenteuerliche Mengen Steine zusammen, bis sie merkten, dass die ganzen Steine gar nicht in den Koffer passen. Die Schönsten haben sie dann doch mitgenommen.

Marius hat neben den blauen Steinen noch eine weitere Schwäche, und die heisst: Stachelschweine. Jeden Abend zum Sonnenuntergang füttert er diese und er meinte, wenn wir wollten, können wir gern dazu kommen. Die Kids wollten eigentlich erst gar nicht mitkommen, die blöden Schweine interessierten sie nicht sonderlich. Lieber noch bisschen blaue Steine sammeln. Aber nix da, die Stachelschweine gehen wir uns angucken und alle kommen mit! Nööööl…

Pünktlich um acht sassen wir bei Marius auf der Veranda und warteten, und warteten, und warteten:

Marius‘ Stachelschweine

Also wir waren alle äusserst überrascht, dass die Stachelschweine so gross sind. Das hatten wir nicht erwartet. Die kamen dann auch recht selbstbewusst dahergewackelt und machten sich über Marius‘ Maisbrei her. Es wurde laut geschmatzt. Dann meinte Marius, wenn wir wollten, könnten wir die Schweine auch streicheln. Ich dachte eigentlich, dass das eine stachelige Angelegenheit sei und hielt mich dezent im Hintergrund. Unser Leonardo hingegen kennt da nichts. Mit plötzlichem Eifer machte er sich vorsichtig an die Stachelweine heran und unter Marius‘ Aufsicht streichelte er mit Begeisterung die Stachelschweine.

Leonardo beim Stachelschweine-streicheln

Marius‘ Camp war übrigens das erste, wo wir länger als eine Nacht geblieben sind. Es ist dort dermassen abgeschieden und paradiesisch, dass wir gern noch viel länger geblieben wären, aber bei Marius gibts keinen Strom und da wäre bei uns langsam der Kühlschrank ausgestiegen.

Am zweiten Tag haben wir dann mit Marius das Himba-Dorf besucht. Nach den San war das nun schon das zweite Steinzeit-Volk, welches wir besuchen wollten. Wir waren gespannt auf die Himba. Nach zehn Kilometer Buckelpiste auf Marius Transporter erreichten wir endlich das Dorf und überreichten dort erst einmal ein Begrüssungsgeschenk: Glasmurmeln für die Kinder.

Glasmurmeln für die Himba-Kinder

Bei den Himba sehen die Frauen ganz speziell aus: sie reiben sich mit roter Erde die Haut ein und flechten auch roten Lehm in ihre Haare. Und das sieht dann ungefähr so aus:

Himba Frau
Typische Frisur einer Himba-Frau
Marco wollte die Haare unbedingt mal anfassen
Die Kinder der Himba
Die Mädchen haben so zwei Zöpfe nach vorn gebunden
Mimi darf kurz das Baby halten
Leonardo mit gleichaltrigem Himba-Jungen

Zum Abschied haben die Himba-Frauen noch für uns gesungen und getanzt:

Traditionelle Tänze der Himba

Während Leonardo mit den Dorfjungens Fussball spielte:

Da wird für die Nationalmannschaft trainiert

Also wir uns dann langsam von den Himba verabschiedeten und zu Marius‘ Auto zurückgingen, hörte ich aus den Augenwinkeln den Leonardo sagen, dass er alles so komisch violett sieht. Und ausserdem ist er ganz schlabberig. Im letzten Moment konnten wir ihn noch auffangen. Der hatte doch tatsächlich einen Hitzschlag abbekommen. Fussballspielen in der namibischen Mittagssonne ist halt doch nicht ganz ohne. Wir konnten ihn dann mit ganz viel Wasser wieder stabilisieren und es ging ihm dann schon schnell wieder besser. Aber einen Schrecken hatten wir alle.

So, und damit sind wir mal wieder am Ende von unserem Blog angekommen. Gleich ist Mitternacht und es ist der letzte Tag vom Jahr und Marco möchte unbedingt mit mir auf das neue Jahr anstossen. Und drum sag ich jetzt hier Tschüss und wir wünschen euch allen ein gesundes neues Jahr 2022!

Bis bald!