Wir sind in Fiji angekommen und hatten einen super entspannten Flug. Das lag weniger an der Fahrweise des Piloten, sondern vielmehr am Auslastungsgrad der Maschine. Oder anders ausgedrückt: der Flug war nicht ganz ausgebucht. Und das wurde uns schon auf dem International Airport von Port Vila bewusst, als sich die einzige Abflughalle des Flughafens auch Minuten vor dem Boarding nicht so recht füllen wollte. Aber seht selbst:

Also ausser uns sitzen da noch etwa 6 Hanseln

Da wir ja schon als Familie mit 5 Personen recht viele Leute waren (vor allem im Verhältnis zu den anderen Fluggästen…), bekamen wir die Reihen 12-14 zugewiesen. Wir müssen da wohl beim Checkin ziemlich blöd geguckt haben, weil der Schalterbeamte uns dann ganz schnell erklärt hat, dass es die 13. Reihe nicht gibt. Offenbar war die zu oft abgestürzt und da haben sie sie aus dem Flieger genommen. Aber auch nur mit zwei Reihen war Platz genug:

Und nach der Landung in Suva (das ist die Hauptstadt von Fiji) hatten wir unseren ersten richtig schlimmen Kulturschock! Also noch nicht auf dem Flughafen, aber danach. Wir mussten ziemlich lang mit dem Taxi zu unserem Hotel fahren und was wir da sahen, war ganz übel. Offenbar ist die Gegend sehr dicht besiedelt. Also wir hatten den Eindruck, alle 1 Millionen Einwohner Fijis wohnen hier zwischen Flughafen und Hauptstadt. Da reihte sich ein Haus ans andere und alles war zugemüllt und dreckig und so richtig doll heruntergekommen – also ungefähr so stelle ich mir die Slums von Kalkutta vor. Nachdem wir die letzte Woche in Vanuatu in paradiesischer Abgeschiedenheit am Ende der Devils Road verbracht hatten, war das hier richtig schlimm.

Aber es kam noch schlimmer: Irgendwann kamen wir in eine kleinere Strasse in Suva und dann hielt der Taxifahrer plötzlich irgendwo vor einem alten heruntergekommenen Haus und meinte, das sei das Hotel. Wir sassen im Taxi und irgendwie war niemand so richtig motiviert, auszusteigen. Also machte der Taxifahrer bisschen Druck, stellte die Koffer vor den Eingang und verabschiedete sich freundlich von uns. Wir waren total erschlagen und die Kids sagten für einmal kein Wort.

Unser Hotel in Suva: Suva Motor Inn

Dafür wurden wir aber von den Hotelangestellten aufs Wärmste begrüsst: „Bula! Bula! Bula“ Alle sagen hier immer „Bula!“ Also machten wir auch bisschen Bula, ist ja nicht so schwierig. Plötzlich standen einige grosse kräftige Männer da und nahmen uns die Koffer ab. Und da gab‘s auch schon den nächsten Kulturschock: die Männer hier tragen Röcke und dazu total unstylishe Kunstledersandalen, gekrönt von einem mit Blümchen bedruckten fijianischen Kurzarmhemd. Etwa so:

Was würde wohl Karl Lagerfeld dazu sagen?

Die düsteren Wolken lichteten sich etwas, als wir unser Hotelzimmer betraten. Im Gegensatz zur Fassade des Hotels wurde hier offenbar liebevoll investiert. Das Zimmer war gross, schön und hatte eine Küche und zwei Fernseher. Letzteres war ganz wichtig, weil wir den Kids versprochen hatten, dass sie hier Crocodile Dundee schauen dürfen. Leonardo hat allerdings den halben Film verschlafen, war wohl nicht so spannend…

Aber das grosse Highlight des Hotels zeigte sich im Innenhof: eine Wasserrutschbahn. Und zwar eine richtig grosse. Die Kids kreischten vor Freude:

Pool-Landschaft ganz für uns alleine!

Das Hotel hatte übrigens bei näherer Betrachtung eine ausgezeichnete Lage. Direkt am Albertplatz schauten wir auf das geschichtsträchtige Grand Pacific Hotel. Gleich neben uns befand sich der Präsidentenpalast sowie das Museum von Fiji. Und damit hatten wir alle Highlights von Suva direkt bei uns vor der Haustür. War natürlich Zufall, wir hatten ja bei Buchung überhaupt keine Ahnung.

Der Albertplatz

Apropos Ahnung: Das berühmte Grand Pacific Hotel ist eines der richtig altehrwürdigen Bauten dieser Welt. Sogar die Queen samt Ehemann hat dort schon übernachtet. Das ist allerdings schon einige Jährchen her: 1953. Da war die Queen noch jung und knackig:

Queen 1953 in Suva

Und ausserdem ziert das Hotel den hiesigen 10-Dollar-Schein:

Grand Pacific Hotel auf 10 Dollar-Note

Das Hotel ist ziemlich nobel und sicher gar nichts für unseren Geldbeutel und eigentlich hatten wir dort drin nichts zu suchen. Aber wie immer, wenn man an einem Ort nichts verloren hat, übt dieser Ort eine magische Anziehung aus. Also spazierten wir ganz selbstbewusst dort hinein, grüssten die zahlreichen Portiers ganz freundlich (Bula!) und gingen in der Lobby hinauf auf den Balkon und direkt zur Queen Elisabeth Suite.

Da hat die Queen übernachtet…

Und auf der Suche nach der Toilette entdeckten wir dann auch noch den Aufstieg zur Aussenterrasse, die sich als sehr fotogen erwies:

Rocchis im Grand Pacific Hotel

Marco war das alles natürlich furchtbar peinlich und so drängte er auf baldigen geordneten Rückzug aus dem Nobelhotel. Und dann standen wir auch schon vor dem Parlamentsgebäude.

Das Parlamentsgebäude von Suva

Oben auf dem Dach des Parlamentsgebäudes befindet sich der „Big Ben“, also die Turmuhr. Und das ist von daher erwähnenswert, weil diese Uhr in vier verschiedenen Richtungen die Zeit anzeigt. Was eigentlich praktisch ist. Aber – und das werdet ihr jetzt wahrscheinlich nicht glauben – die vier Uhren zeigten jeweils vier verschiedene Zeiten an. Klar – werdet ihr jetzt denken – das ist so eine Weltzeituhr, kennen wir vom Berliner Alex. Aber nein!!! Die Uhren gingen alle total nach dem Mond, also bis auf eine, die ging nur vier Minuten nach. Und die nach Norden war irgendwann mal um 12 Uhr stehen geblieben. In unregelmässigen Abständen, also völlig losgelöst von jeglicher zeitlicher Chronologie und Abhängigkeit, ertönte der altbekannte Big-Ben-Glockenschlag. Wir waren etwas verunsichert. Derartig lasche Zustände auf dem Dach des Präsidentenpalastes – na wenn das mal nicht exemplarisch für das ganze Land ist…

Wenigstens herrschten vor dem Parlamentsgebäude geordnete Zustände. Direkt vor dem Eingang gab es zwei Parkplätze: Einer für den Präsidenten und vis a vis davon einer für seinen direkten Konkurrenten.

Nein, keine Angst – wir sind dort nicht mit dem Präsidenten kollidiert. Diesmal sind wir ihm aus dem Weg gegangen. Oder er uns.

Irgendwann haben wir uns dann mal in die City von Suva getraut, und da erwartete uns der nächste üble Kulturschock: Stau, Lärm, Abgase, Bettler und so richtig schön ist die City auch nicht:

Ach ja: Linksverkehr ist auch plötzlich!

Irgendwann begann es dann auch noch fürchterlich nach Fisch zu stinken. Und da sahen wir es auch schon: ein Fischmarkt. Dort sahen wir alles was das Meer so hergibt: Tintenfische, Doktorfische, Kugelfische (waren die nicht eigentlich giftig???) und sogar Papageifische. Wir waren etwas konsterniert, weil wir die Fischlein lieber lebend beim Schnorcheln im Wasser sehen. Und die Kids machen sich eh nichts aus Fisch. Und die Mimi war wegen des Gestanks ohnehin ganz grün im Gesicht. Aber ein paar Schritte weiter gab’s Entspannung: ein riesiger Obst- und Gemüsemarkt. Hier roch es verführerisch nach Ananas, und die Mimi kriegte wieder normale Gesichtsfarbe. Und der Leonardo wollte unbedingt ein Foto mit den leckeren Ananas:

Dürfte für’s Wochenende reichen…

Und dann kam Marco auf die Idee, wir könnten doch ins Museum gehen. Immerhin wohnen wir direkt daneben. Die Kids waren grenzenlos begeistert und nölten in voller Lautstärke. Aber es half mal wieder nichts. Wat mutt dat mutt:

Im Museum von Suva

Das Museum erwies sich übrigens als recht interessant. Das Ruder der Bounty – wir erinnern uns an die namensgebende Meuterei – war hier ausgestellt (keine Ahnung wie das hierhergekommen ist, die sind doch damals auf Pitcairn gestrandet…???).

Unverkennbar: das Ruder der Bounty

Ausserdem gab es eine echte Kannibalengabel:

Damit wurde Mr. Baker verspeist, brrrrr…

Und spätestens bei einem echten Totenschädel war das Interesse – zumindest der Jungs – geweckt:

Leonardo mit Totenschädel

Und einige alte Fotos von der Besiedlung Fijis durch Inder waren auch für mich interessant:

Die Inder besiedeln Fiji

So ganz friedlich ist es übrigens in den letzten paar Tausend Jahren in der Südsee nicht zu und her gegangen, wie einige Exponate anschaulich demonstrierten:

Zum Schädel einschlagen

Auf dem Rückweg vom Museum kamen wir dann noch am Albertplatz an einigen alten Gedenkfotos vorbei. Der Platz ist deshalb erwähnenswert, weil Charles Kingsford Smith, ein australischer Flugpionier, 1928 zum ersten Mal mit einem Flugzeug den Pazifik überquerte. Dabei musste er genau hier bei uns vor dem Hotel einen Boxenstopp machen:

Boxenstopp bei Pazifik-Überquerung 1928

Offenbar hatten sich damals innerhalb kürzester Zeit auf dem Albertplatz Tausende Schaulustige eingefunden – die zum ersten Mal in ihrem Leben ein Flugzeug sahen.

Apropos zum ersten Mal im Leben: Am Sonntag gingen wir in die Kathedrale von Suva zur Messe. Neeeiiiin, wir sind nicht religiös geworden, aber unser Reiseführer gab uns den Tipp, am Sonntag in eine Messe zu gehen. Und das war in der Tat sehenswert. Offenbar gehen ALLE Fijianer am Sonntag zur Messe. Die Strassen waren total ausgestorben und aus JEDEM Gotteshaus ertönten mehrstimmige Choräle. Als wir dann endlich an der Kathedrale ankamen, lief die Messe natürlich schon. Aber gar kein Problem: es finden drei (!!!) Messen hintereinander statt. Ein Blick in die Kathedrale, und uns war klar, warum es unbedingt drei Messen braucht: das Gotteshaus war bummspratschvoll!!

Dichtes Gedränge bei der 2. Messe

Und alle hatten sich rausgeputzt als wären sie auf einer Hochzeit. Wir waren total beeindruckt. Sogar die Kids haben die Messe hingebungsvoll über sich ergehen lassen, waren aber auch nicht böse, als wir die Unruhe während der Kommunion nutzten, um uns klammheimlich vom Acker zu machen.

So, und damit mach ich mich hier auch vom Acker, resp. verabschiede mich aus Suva. Wir gehen jetzt noch für zwei Wochen an die Coral Coast – das ist die Südküste der Hauptinsel Viti Levu. Wir sind gespannt, was dort alles für Abenteuer auf uns warten. Bis bald!