Erst einmal möchten wir euch ganz herzlich alles Gute im neuen Jahr wünschen! Schon wieder ist ein Jahr herum und schon wieder sind wir unterwegs. Wir hatten es ja letztes Jahr schon grob angekündigt: Namibia hat uns so gut gefallen, dass wir gern wieder so eine Reise machen wollen. Und zwar wieder ins südliche Afrika. Also sind wir dem nebeligen, grauen, kalten, dunklen Winter in der Schweiz entflohen. Und diesmal war das Ziel Botswana. Botswana ist das Land mit den meisten Elefanten und da war klar: dort müssen wir hin!
Und da sind wir jetzt und es gibt ganz viele Elefanten. So viele, dass man auf einer schnurgeraden Teerstrasse oft nicht einmal 80 fahren kann, weil man immer damit rechnen muss, dass so ein riesiges Tier daherkommt und die Vorfahrt nicht beachtet. Glaubt ihr nicht? Guckt ihr hier:
Und damit bin ich schon mitten in unserer Reise. Also ich habe mal in Gregs Tagebuch gelesen, dass es nichts Langweiligeres gibt als die Reiseerzählungen anderer Leute. Es sei denn – ja, jetzt wird’s spannend! – es sei denn, irgendwas ist so richtig gewaltig schiefgelaufen.
Und schieflaufen tut auf so weiten Reisen eigentlich immer irgend etwas. Bei uns fing das diesmal sogar schon vor der Reise an. Wir hatten wie immer den Direktflug von Frankfurt nach Windhuk gebucht und waren gerade auf dem Weg nach Frankfurt, als uns unsere Autovermietung in Windhuk informierte, dass unser Flug 10 Stunden Verspätung hat. Hääää??? Wie schafft man denn sowas? Und wie kann es sein dass wir das von der Autovermietung erfahren und nicht direkt von der Airline? Also okay, das war jetzt Marco’s Fisch. Weil er immer irgendeine Angst vor Spam-Mails hat, hat er eine kryptische Mailadresse bei der Airline hinterlegt und die hat er vor Reiseantritt nicht mehr gecheckt und da sind wir einfach mal losgefahren, obwohl der Flug ja neu erst am kommenden Tag stattfindet. Ich war etwas angesäuert.
Na wenigstens hat sich die Airline als grosszügig erwiesen und das Flughafenhotel nebst Nachtessen und Frühstück gezahlt.
Aber damit nicht genug: Statt dass wir am 24. Dezember (heilig Abend!) am Morgen in Windhuk (Hauptstadt von Namibia) landen würden, kamen wir nun erst am heiligen Abend um 8 Uhr dort an. Unsere Autovermietung wollte an diesem Abend ausnahmsweise mal nicht arbeiten und überhaupt sollte man in Namibia nicht im Dunkeln Autofahren, also könnten wir das Auto erst am kommenden 25. Dezember dort abholen. Das bedeutete einen riesigen logistischen Aufwand für uns. Wir mussten einen Flughafentransfer in die Hauptstadt organisieren, dort wiederum last minute ein Hotel organisieren (am heiligen Abend eine echte Herausforderung!) und am anderen Morgen zurück zum Flughafen und dort das Auto abholen. Ganz zu schweigen von der Verschiebung der bereits gebuchten Unterkünfte in den ersten Tagen.
Aber das hat soweit alles geklappt. Und da wachten wir am 25. Dezember am Morgen in unserem last-minute-Hotel auf und hatten einen sagenhaften Ausblick auf Windhuk:
Die verschwundene Kreditkarte
Top motiviert starteten wir in den Tag und wollten noch schnell Lebensmittel einkaufen. Es gab genau einen einzigen Supermarkt, der an diesem Weihnachtstag offen hatte und der befindet sich in einem Einkaufszentrum von Windhuk. Wir waren dort gerade eingeschwebt, als Marco einen Bankautomaten sichtete. Klar, Bargeld brauchen wir auch noch. Also Kreditkarte gezückt und ran an den Automaten! Ich trollte mich indes mit den Kids und suchte den einzig offenen Supermarkt, als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie eine Horde Männer den Bankautomaten belagerte, an dem Marco grad hantierte. Marco schimpfte laut herum, die sollen da weggehen, er brauche keine Hilfe. Ich kam sofort herbei und sah wie einer der Männer offenbar erklärte, wir man dort den Bankautomaten bedient. Er fingerte auf der Tastatur herum und Marco schob ihn dann weg. Plötzlich zog sich die Truppe zurück.
Jetzt fing Marco an zu fluchen. Der f…. Bankautomat, jetzt kommt die Karte dort nicht mehr heraus!!! Na toll. Das erinnerte uns ja gerade an unsere Erlebnisse vor zwei Jahren in Samoa! Mir schwante Schlimmes. Aber es kam noch übler: weil ja gerade Weihnachten ist, kann der Kundendienst erst am Dienstag kommen und den Automaten öffnen. Hääää? Am Dienstag sind wir längst über alle Berge! Marco beendete genervt das Telefonat mit dem Kundendienst und sperrte erst einmal die Karte. Ich fand das jetzt zwar nicht so nötig, weil die Karte ja eigentlich soweit in Sicherheit war.
Ich hatte meinen Gedanken noch gar nicht ganz zu Ende gedacht, als Marco plötzlich entgeistert auf sein Handy starrte und meinte, da versuche jemand mit seiner Kreditkarte Geld abzuheben. Wie jetzt??? Also die komischen Gestalten hatten es doch tatsächlich geschafft, den PIN-Code am Automaten sichtbar zu machen und gleichzeitig die Kreditkarte aus dem Automaten zu ziehen, ohne dass Marco das gemerkt hat! Für einen kurzen Moment hatte ich so eine Art Bewunderung für diesen raffinierten Trick.
Jedenfalls versuchte die Truppe dann während mindestens einer halben Stunde, mit der Kreditkarte quer in ganz Windhuk Geld abzuheben und zum Schluss bestellten sie aus lauter Verzweiflung noch irgendwelche Sachen im Internet. Irgendwann gaben sie dann auf. Bis Redaktionsschluss gab es keine weiteren Versuche mehr. Und der finanzielle Schaden für uns beschränkt sich auf die Kosten für eine Ersatzkarte. Nicht so tragisch, ausserdem haben wir noch eine weitere Kreditkarte. Und die lassen wir uns mit DEM Trick sicher nicht klauen!!!
Und nach dieser üblen Erfahrung zogen wir uns fluchtartig aus Windhuk zurück und fuhren nach Norden ins Waterberg Plateau.
Ein rollender Kackihaufen
Irgendwo dort passierte es dann, dass uns auf einer Sandpiste eine Horde Kühe entgegen kam. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, die haben auch immer irgendwie Vorfahrt und hinterlassen jede Menge Häufchen. Und da bemerkten wir doch, dass sich eines dieser Kügelchen ziemlich zackig über die Strasse bewegte. Hööö??? Vertragen wir die Malarieprophylaxe irgendwie nicht? Haben wir Halluzinationen? Lorenzo ging die Sache mal anschauen und stellte fest, dass die Kacke nicht allein unterwegs war, da half hinten dran noch jemand nach:
Nach dem Waterberg Plateau ging es weiter Richtung Norden. Und dort, kurz vor Rundu, gab es am Strassenrand runde, orangene Früchte zu kaufen. Wir hielten beim übernächsten Stand an und stellten fest, dass es da Monkey Oranges, zu deutsch: Affenorangen, zu kaufen gab. Wir hatten diese Früchte im letzten Jahr bei den Buschmännern in der Kalahari kennen- und lieben gelernt und zwar so sehr, dass Marco in heller Begeisterung den halben Stand leerkaufte:
Die Affenorange hat einen angenehm fruchtigen Geschmack, dafür muss man allerdings bei der Optik etwas Abstriche machen, innen sieht sie aus wie ein Gehirn:
Durch den Caprivi
Wer sich auf der Karte den Grundriss von Namibia anschaut, staunt nicht schlecht: oben rechts hat es einen langen Auswuchs. Also das ist kein Fehler des Kartografen. Vielmehr handelt es sich um ein Relikt aus der Kolonialzeit. General Caprivi höchstselbst fand es unschön, dass Namibia keinen Zugang zum Inneren Afrikas hatte und dealte irgendeinen Vertrag aus, in dem er diesen nach ihm benannten Caprivistreifen eintauschte. Und nun kann man via Caprivi auf einer mittlerweile gut geteerten Strasse bis nach Sambia und Zimbabwe fahren.
Auch wir mussten in den Caprivi und genossen dort die zweite Nacht in Namibia direkt am Okavango in paradiesischer Lage:
Merkwürdige Zufälle
Und eine Nacht später gingen wir kurz vor Divundu auf einen Zeltplatz der Mobola Island Lodge. Die Lodge liegt ebenfalls am Okavango und zum Grundstück gehört sogar noch eine Insel mit Insel-Bar. Der Besitzer, Alexander, stammt aus Deutschland – das wussten wir aus dem Reiseführer. Und mir fiel schon bei der Begrüssung auf, dass er irgendwie einen sächsischen Dialekt hat. Aber nach 20 Jahren Fernbeziehung zu Deutschland bin ich da auch nicht mehr so sattelfest. Am Abend während der River Cruise auf dem Boot fragte ich dann doch, wo er denn her ist. Und da gab er etwas schüchtern zu, dass er aus Meissen ist. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass von uns Schweizern niemand auch nur einen Hauch einer Ahnung hat, wo das liegt. Ich erklärte dann, dass ich auch aus Meissen bin und fragte, auf welche Schule er da gegangen ist. Ach, er ist da auf die Pestalozzi-Oberschule gegangen. Na aber Zufälle gibts! Ich nämlich auch. Allerdings kannten wir uns nicht, weil er zwei Jahre über mir war und da kann ich mich an keinen einzigen Schüler mehr erinnern. Aber Zufälle gibt es schon manchmal ganz merkwürdige!
Hier noch einige Impressionen von der Lodge (NEIN, ich bekomme keine Vermittlungsprovision!):
Grenzübergang nach Botswana
Und damit verlassen wir auch schon Namibia. Am nächsten Morgen fuhren wir auf die Botswanische Grenze zu. Von früheren Reisen her wusste ich, dass das Prozedere dort sehr mühsam ist. Man muss ewig warten, einmal auf der namibischen Seite und einmal auf der botswanischen Seite und jede Menge Papierkram erledigen. Dabei muss man seine Passnummer so oft irgendwo eintragen, dass man sie nachher auf jeden Fall für drei Wochen auswendig weiss.
Auch heute gab’s wieder Papierkram und der Namibische Officer wünschte uns gut gelaunt eine gute Reise und wies uns noch darauf hin, dass die botswanischen Officers nicht so freundlich sind.
Also schlichen wir unterwürfig ins Immigration Office und versuchten dort, alles richtig zu machen. Was nie gelingt. Auch heute nicht. Wir müssen nämlich unsere Kids mit ins Office nehmen und dort zeigen. Und die waren im Auto geblieben und haben dort bisschen gesuchtet (so heisst das Gamen bei den jungen Leuten heutzutage…). Also wieder zurück und die maulende Kinderschar aufbieten. Und plötzlich war überall gute Laune und die Officers lächelten sogar und nach 10 Minuten sassen wir alle wieder im Auto und fuhren erwartungsfroh über die Grenze. Und da wunderten wir uns etwas über dieses Schild:
Also vor allem für die 5 hatten wir keine sinnvolle Erklärung. Bis Marco am Abend bisschen im Internet stöberte und plötzlich laut lachen musste. Die 5 sollte eigentlich eine 50 sein, die Null war im Laufe der Zeit gerostet und abgefallen (kommt in den besten Familien vor).
Aber was noch besser war: das Schild wurde mal anlässlich des 50gsten Jahrestages der Unabhängigkeit aufgestellt. Und da handelt es sich ganz klar um ein Plagiat. Jamaica hat nämlich ein verdächtig ähnliches Logo, und da dort die Unabhängigkeit schon etwas länger her ist, ist ganz klar, wer der Plagiator ist 🙂
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass Botswana ein sehr reiches Land ist. Durch umfangreiche Diamantenvorkommen und eine besonnene Wirtschaftspolitik ist Botswana nach der Unabhängigkeit schnell zu Reichtum und Wohlstand gekommen. Aber offenbar legt man keinerlei Wert auf Äusserlichkeiten und das zeigt sich eben wie hier schon direkt nach der Grenze.
Tsodilo Hills
Hinter der Grenze rechts liegen die Tsodilo Hills. Die sind aus zwei Gründen interessant: 1. befindet sich hier mit dem Male Hill (hier wird noch nicht gegendert!) der höchste Berg Botswanas mit 1300m Höhe.
Und 2. befindet sich hier die grösste Ansammlung an Jahrtausende alten Felsmalereien der San. Letztere sind UNESCO Weltkulturerbe.
Unsere Kids interessierten sich erwartungsgemäss nicht die Bohne für die antiquierte Kunst. Als sie dann aber erfuhren, dass wir einen dreistündigen Rundgang durch die Felsen machen würden, wurde energischst gestreikt. Das blöde Gelatsch bei 34 Grad im Schatten, kommt gar nicht in Frage! Wir zogen alle Register und erklärten, dass wir den Rhino Trail machen würden. Och neee, keine Rhinos! Da hatten sie heute keinen Bock drauf! Vor lauter Gefluche wären sie beinahe auf die Schlange getreten, die da am Boden lag:
Die Schlange war auch grad etwas manövrierunfähig weil sie sich mit einer Maus übernommen hatte:
Die Maus hatte ganz klar einen schlechten Tag, die Schlange allerdings auch. Am Abend fanden wir die tote Maus an der gleichen Stelle, von der Schlange keine Spur. Die muss dann irgendwann gemerkt haben, dass die Maus nicht ins Maul passt und da ist sie unverrichteter Dinge wieder abgezogen.
Vor lauter Schlange besserte sich die Stimmung jedoch langsam und so konnten wir den Rhinotrail gut gelaunt antreten:
Ganz zum Schluss kamen wir noch an einer Höhle vorbei, in die sich die San immer zurückzogen, wenn das Wetter schlecht war:
Am Abend haben wir auf dem Zeltplatz von Tsodilo Hills campiert und waren hier weit und breit die Einzigen in der Kalahari:
Wasser holen
Schon im Caprivi haben wir uns immer über die vielen Menschen am Strassenrand gewundert, die da gemütlich mit Kanistern und Fässern beladen den Caprivi durchqueren. Ganz klar: die zotteln zum nächsten Brunnen um dort Wasser zu holen. Und zwar jeden Tag.
Hier auf dem Zeltplatz war der Brunnen auch etwas weiter weg und da haben Marco und ich gedacht: was die afrikanischen Kinder können, das sollten unsere auch hinkriegen. Und da haben wir ihnen jedem ein Wassergefäss in die Hand gedrückt und sie zum Brunnen geschickt. Die Begeisterung hielt sich stark in Grenzen:
Maun
Als nächstes steuerten wir Maun an. Maun ist das touristische Zentrum von Botswana, die meisten Touristen starten von hier aus ins Okavango-Delta. Hier in Maun wollten wir bisschen Zivilisation geniessen und hatten für kein Geld diese Villa gebucht:
Ausserdem gingen wir in einen richtigen Supermarkt einkaufen:
Am Abend wollten wir in ein Restaurant essen gehen. Kein Problem, dachte ich. Aber das einzige Restaurant auf breiter Front war diese Pizzeria hier:
Auf dem Weg nach Maun waren uns am Strassenrand immer so komische Betonkästen aufgefallen. Die hatten oben einen schweren Betondeckel und ab und zu waren diese Deckel geöffnet. Marco ist da immer ausgesprochen neugierig und will es ganz genau wissen:
Also darunter befand sich eine Wasserleitung (!) und Marco vermutete, dass die Elefanten die Deckel zur Seite schieben wenn sie an das Wasser kommen wollen. Ich als Elefantenexperte widersprach da vehement. Ein Elefant kann nie im Leben so einen Deckel zur Seite schieben. Dachte ich zumindest. Bis wir dann einige Kilometer weiter das hier sahen:
Khumaga
Unser nächstes Camp hiess Khumaga und liegt im Makgadikgadi Nationalpark.
Das Camp liegt am Boteti River und dort gab es eine Menge Tiere zu bestaunen:
Besonders unterhaltsam sind immer Elefanten am Wasserloch. Denen fällt da immer irgendetwas ein:
Auch am Hippo Pool um die Ecke ist Action:
Kurz danach kamen wir an einer Stelle mit lauter grossen weissen Steinen vorbei. Doch Moment! Bei genauerer Betrachtung handelt es sich gar nicht um Steine, sondern um ausgeblichene Knochen. Elefantenknochen!
Die Stosszähne waren leider nicht mehr da…
Kurz danach bogen wir auf dem Zeltplatz ein und installierten uns dort. Marco wollte wie immer ein Feuer im Grill machen. Aber oh weh!!! Im Nationalpark ist es streng verboten, Feuerholz zu sammeln. Und da wir uns da immer akribisch dran halten, musste eine Alternative her. Da war mir doch schon aufgefallen, dass der ganze Zeltplatz voller Elefantenkacki war und die Kacke war auch schon richtig ausgetrocknet. Ich erinnere mich, mal gelesen zu haben, dass die Völker im Himalaja Yak-Kot zum Feuern verwenden. Wenn das dort funktioniert, geht das in Afrika auch! Also wurden die Kids losgeschickt zum Elefantenkacke sammeln. Und für einmal war die Begeisterung riesig. Ein Mordsgaudi!
Am anderen Morgen war Marco unternehmungslustig und hatte auf Google Maps eine Route quer durch den Nationalpark gefunden und in der Hälfte der Strecke hatte Google irgendeine Elefanten-Markierung. Was auch immer das war, wir wollten es sehen! Das bedeutete allerdings 1,5 Stunden Autofahrt über sehr schlechte Waschbrettpisten. Aber wir hatten am Vortag erst Luft aus den Reifen gelassen, wir schaffen das!
Also wir wunderten uns dann schon irgendwann, dass wir auf der Strecke komplett alleine waren und die Piste auch schon länger nicht mehr befahren worden war. Jedenfalls lag da plötzlich ein totes Zebra auf der Piste und offenbar war seit dessen Ableben hier niemand mehr vorbeigekommen:
Uns wurde langsam mulmig. Handyempfang gab es hier auch weit und breit nicht. Wenn wir hier eine Panne hätten wär das echt unangenehm! An der von Google gesetzten Elefanten-Markierung fanden wir dann auch prompt überhaupt nichts, vor allem keine Elefanten. Und noch 40 Minuten bis zur Strasse. Die Kids hinten wurden immer stiller und schauten ängstlich die öde Landschaft an, die draussen vorbeiholperte.
40 Minuten später sahen wir am Horizont einige Hütten. Jesses waren wir erleichtert. Aber nur eine Schrecksekunde lang. Denn die Hütten entpuppten sich als verlassenes Camp. Hier gab es nur einige zerfallene Hütten:
Aber Moment mal, was ist denn das dort?
Also das war doch tatsächlich eine richtige Toilette! Und da ich sowieso mal aufs Örtchen musste, kam mir das gelegen. Ich öffnete den Klodeckel und liess ihn laut schreiend wieder fallen: in der Kloschüssel lag zusammengerollt eine riesige Schlange!!!
Ich rief Marco herbei und suchte mir einen langen Stock, um den Klodeckel aus sicherer Distanz wieder öffnen zu können. Marco staunte nicht schlecht und rief den Lorenzo, er solle mit seiner Tierbestimmungskarte kommen. Und tatsächlich fand er sofort heraus, dass es sich um eine Felsenpython handelte. Zwar nicht giftig, aber eine Würgeschlange. Würrrrg…
Aber damit war das Drama noch nicht zu Ende. Ich musste nämlich immer noch aufs Klo. Also suchte ich mir ein freundlich aussehendes Gebüsch und hockte mich dort hin, als es vor mir plötzlich raschelte: dort stand ein riesiger Elefant! Also heut ist aber der Wurm drin. Ich zog mich hektisch wieder an und entfernte mich in Richtung Auto, nicht ohne den Elefanten argwöhnisch im Auge zu behalten…
Nxai Nationalpark
Als nächstes fuhren wir zum Nxai Nationalpark. Der lag praktischerweise grad vis-a-vis über der Strasse. Wir hatten dort den Zeltplatz an den berühmten Baines Baobabs gebucht. Am Eingang des Parks erfuhren wir, dass die drei Stellplätze dort über keinerlei Logistik verfügten. Die Dame am Empfang empfahl uns, im weiter nördlich gelegenen South Camp zu duschen und dann zurück zu unserem Zeltplatz zu fahren.
Also machten wir das, oder versuchten es zumindest. Kurz vor dem South Camp mussten wir umkehren. Es regnete derart schlimm, dass plötzlich überall kleine Seen auftauchten und auf Wasserfahrten hatten wir keine Lust. Also machten wir kehrt, woraufhin der Regen auch sofort weniger wurde. Und da sah ich etwas merkwürdiges, schildkrötenförmiges vor uns auf der Strasse:
Im Weiterfahren bemerkten wir, dass ausgerechnet heute Silvester ist. Und irgendwie wurde dieser Abend der Tiefpunkt unserer Reise – also das hoffen wir zumindest. Also es regnete und stürmte leider die ganzen Nacht und was erschwerend hinzukommt: Wir hatten unser Auto in Namibia gemietet. Und in Namibia regnet es fast nie. Entsprechend sind die Mietautos dort auch nicht speziell wasserdicht. Irgendwie regnete es in unsere Dachzelte und bei jeder Wasserdurchfahrt kam ein Schwall Wasser in unseren Frachtraum. Die unteren Koffer waren alle ziemlich feucht. Aber was solls, es ist Silvester und wir machen das beste draus:
Wir haben in dieser Nach übrigens irgendwo in der Pampa kampiert, weil wir unseren Zeltplatz nicht mehr erreichen konnten. Wir hätten über die Salzpfanne fahren müssen und das ist bei Regen recht gefährlich. Das Salz wird dann weich und man kann schnell darin steckenbleiben. Und dann kann einen da auch niemand herausziehen weil man keinen Fixpunkt hat.
Am anderen Morgen hatte es aufgehört zu regnen, aber es war kalt und windig – richtiges Küstenwetter!
Wir wünschten uns allen ein gesundes neues Jahr und machten in Ruhe Frühstück. Anschliessend gingen wir noch die berühmten Baobabs anschauen:
Auf der Fahrt zurück zum South Camp standen wir plötzlich vor einem See, und ich bin sicher, der war am Vorabend noch nicht da. Aber wir mussten da durch, es gibt keinen anderen Weg zurück zur Hauptpiste. Also opferte ich mich und watete durch den See und prüfte den Wasserstand. Der See war zum Glück noch nicht einmal knöcheltief und so war die Durchfahrt ein riesen Spass:
Kurz vor dem South Camp kamen uns mehre Südafrikaner entgegen. Die waren komplett traumatisiert von der Nacht: das ganze Camp hatte es überflutet und sie haben sich dann auf die Toiletten gerettet. Sie wollten nur noch weg von diesem Feuchten Ort. Wir fuhren einige Kilometer weiter und standen dann kurz vor dem Camp vor einem riesigen Schlammloch:
Erdmännchen
…haben wir richtig toll gern. Wir haben schon in den letzten Wochen in der Schweiz immer die Sendung geschaut: „Und täglich grüsst das Erdmännchen“. Übrigens eine sehr empfehlenswerte Serie, nicht nur für Kinder. Es ist wie eine Seifenoper, aber halt mit Erdmännchen. Jedenfalls hatte ich nach umfangreichen Recherchen eine Lodge in Botswana ausfindig gemacht, die Touren zu zahmen Erdmännchen organisiert. Die haben einen ständigen Aussenposten an den Erdmännchen-Löchern, damit sich die Erdmanns an Menschen gewöhnen. Und ich dachte mir, das könnte für Rocchis ein riesen Spass werden. Die Lodge die das anbietet heisst Planet Baobab und liegt gleich neben dem Dorf Gweta auf der Strasse zwischen Nata und Maun. Ich hatte dort zwei Nächte reserviert, damit wir ordentlich Zeit hätten für die Erdmännchen.
Aber vorher mussten wir in Gweta noch schnell einkaufen gehen. Das ist immer ein Abenteuer, weil die Geschäfte in so abgelegenen Gebieten etwas, naja, sagen wir mal, einfach sind.
Aber wo ist das Fleisch? Ich kämpfte mich einmal durch den ganzen Laden und kam an eine kleine Vitrine:
Da das Angebot beim Fleisch etwas einfach war, wollte Marco wenigstens wissen, was für Fleisch das ist. Die Angestellte guckte uns ungläubig an. Marco meinte welches Tier. Sie staunte. Woher soll sie das denn wissen. Sie ist hier nur angestellt. Sie schlachtet die Tiere nicht. Aber als die Tiere noch gelebt haben, da hätte sie sicher gewusst was es ist.
Okay, wir hatten verstanden und entschieden uns für die 3m lange Wurst und das Fleisch oben rechts und hofften, dass es nicht vom Hund des Nachbarn ist.
Am Ausgang des Supermarktes entdeckte die Mimi dann sogar noch eine Softeismaschine. Na aber hallo! Solchen Luxus hatten wir nicht erwartet. Das muss sofort mit einer Grossbestellung Softeis belohnt werden:
Auf dem Zeltplatz angekommen gab es genau zwei Dinge zu tun: als erstes mussten die Betten getrocknet werden. Alles war nass von dem Regen und ich befürchtete Schimmelkulturen wenn wir das nicht sofort trocken kriegten:
Und ausserdem mussten alle noch beim Friseur Andrea antreten. Weil so ungepflegt und langhaarig können wir am anderen Morgen nicht bei den Erdmanns auftauchen.
Apropos am anderen Morgen: wir mussten sage und schreibe um halb fünf am morgen aufstehen! Die Fahrt zu den Erdmännchen dauert 2 Stunden und da darf man nicht zu spät dran sein. Und dabei entstand das mit Sicherheit einzige Sonnenaufgangsfoto dieser Reise. Weil alle die mich kennen, wissen: ich bin kein Morgenmensch.
Pünktlich um 7 Uhr standen wir am Erdmännchenloch und sahen…. nichts! Wir waren zu früh dran, die Erdmanns schliefen noch. Na sowas! Da hätte ich auch noch ein viertel Stündchen länger schlafen können. Doch plötzlich herrschte Aufregung. Unser Guide meinte, da sei das erste Erdmännchen am Bau zu sehen. Wir sahen immer noch nichts. Doch, da! Ganz klein, mit Sperberauge kaum zu erkennen:
Also wir waren überrascht, dass die so klein sind. Die Erdmännchen bei uns im Seeteufel sind irgendwie viel grösser. Muss am Futter liegen. Und schon war die ganze Wiese voller herziger Erdmännchen:
Unsere Kids waren sofort begeistert und liefen den Erdmännchen hinterher, die kreuz und quer die ganze Savanne nach Würmern und Skorpionen abgruben. Und hier noch einige Impressionen:
Und damit verabschiede ich mich mal wieder. Wir fahren jetzt via Nata in den Norden Richtung Chobe und werden dort noch etwas Elefanten suchen gehen.
Bis zum nächsten Mal!
4. Januar 2023 um 13:43
Hoi Zäme, Danke für den interessanten Bericht. Habt noch viel Spass und passt auf Euch auf. Grüessli Nonnis
4. Januar 2023 um 13:43
Geniesst die Reise weiterhin! Und alles, alles Gute im 2023! René und Hanna
4. Januar 2023 um 14:48
Liebe Familie Rocchi.
Als erstens euch allen alles Gute für das neue Jahr 2023 wünschen und passt auf euch auf und bleibt gesund.
Besten Dank für diesen wie immer wunderbar geschrieben Blog.
Was ihr alle da erlebt wird immer in Erinnerung bleiben und ich denke es wird nicht die letzte Reise sein 😉
Die Bilder sind sehr eindrucksvoll und bewundernswert!
Danke, dass ihr alle eure Erlebnisse mit uns teilt.
Machets no guet und geniesst der Rest der abenteuerlichen Reise.
Liebe Grüsse
Fam. R.Arn
5. Januar 2023 um 6:02
Wir immer mega cooler, amüsanter Reisebericht. Freue mich auf die Fortsetzung.
6. Januar 2023 um 9:27
Toller Bericht!! Euch allen ein wunderbares neues Jahr!🍀🍀🍀
11. Januar 2023 um 20:55
Ihr habt bei Baines Baobabs nicht zufälligerweise einen blechernen Trinkbecher gefunden? Der wäre uns gewesen…wir haben ihn dort nach unserem Lunchstopp vergessen 🤣
20. Januar 2023 um 11:46
Haha. ihr seid aber lustig! Bei dem Mistwetter schwimmt der Becher längst vor Kubu Island 😉