Hallo allerseits und frohe Weihnachten wünschen wir euch! Und alle die uns kennen, wissen oder ahnen es schon: wir sind mal wieder unterwegs.
Weihnachten in Frankreich – das wollten wir ja immer schon mal. Und so sitzen wir jetzt hier, am äussersten Zipfel von Frankreich: auf der Insel Guadeloupe in der Karibik.
Wieso ausgerechnet Guadeloupe?
Eigentlich sind unsere Erfahrungen mit französischen Überseegebieten ja eher durchwachsen. Wir erinnern uns an die – vor allem kulinarisch – sehr fragwürdigen Erlebnisse in Neulaledonien vor vier Jahren. Aber Guadeloupe ist nicht Neukaledonien. Und so wollen wir der Sache noch eine Chance geben.
Okay, so ganz aufs Geradewohl sind wir nicht hierher geflogen: eine Freundin von uns war vor einem Jahr hier und schwärmte von den schönen Stränden. Und Negatives zur Kulinarik haben wir von ihr auch nicht gehört. Was ausserdem für Guadeloupe spricht: das angenehme Klima und weil es von Europa aus per Direktflug zu erreichen ist, und zwar von Paris aus innerhalb von nur knapp 9h!!!
Aber erst einmal mussten wir nach Paris. Kein Problem, für irgendetwas gibt’s den TGV. Und weil wir irgendwann merkten, dass es keinen TGV aus der Schweiz gibt, der vor 12 Uhr in Paris ist, beschlossen wir, am Vorabend schon anzureisen und uns Paris bisschen anzuschauen. Die Freude bei den Kids war gross. Yeah, Paris! Das war cool, damit konnten sie was anfangen.
Und so fuhren wir an einem Mittwoch Nachmittag im Highspeed mit dem TGV in Paris ein und ich machte gerade einen langen Hals, um irgendwo den Eiffelturm zu erspähen, als ich Marco lautstark fluchen hörte. Oje, was ist denn jetzt schon wieder los???
Flug storniert!
„Die haben uns den Flug storniert“, hörte ich Marco fassungslos rufen. Wie jetzt, wer? Also Marco hatte seit gestern versucht, uns auf dem AirFrance Flug nach Guadeloupe einzuchecken und irgendwie war das nicht möglich. Es gab immer eine Fehlermeldung und wir dachten das liegt daran, das wir zu früh dran sind. Wir beschlossen daher, erst einmal abzuwarten. Manchmal öffnet das Buchunsfenster erst später. Irgendwann war es Marco dann doch komisch vorgekommen und er hatte die Airline direkt angefragt, was da los ist. Und nun informierte uns die Airline, dass unsere Flüge storniert waren.
Schnappatmung
Herzrasen
Was nun? Ein Blick ins Buchungsportal zeigte uns, dass der Flug morgen bis auf einen einzigen Platz ausgebucht war. Na super! Ich sah uns schon die nächsten drei Wochen in Paris herumsitzen – in Sommerkleidern, weil viel Anderes hatten wir nicht dabei… Die Kids hingegen fanden das ganz super. Irgendwo hatten sie mal aufgeschnappt, dass, wenn die Airline bei der Platzreservierung was verbummelt, man nacher Business fliegen kann. Die haben Humor!
Marco versuchte, Souveränität auszustrahlen und plante die nächsten Schritte: wir brauchen ein Metro-Ticket zum Hotel und ein Bahnticket für morgen an den Flughafen. Häää? Also ersteres machte ja noch so halbwegs Sinn, aber das Ticket zum Flughafen können wir uns sparen. Es gab ein lautstarkes Ehe-Gezänk deswegen – alle guckten schon ganz komisch – schließlich einigten wir uns darauf, dass wir das Bahnticket nur kaufen, wenn es nicht auf den morgigen Tag beschränkt ist.
Allerdings war das einfacher gesagt als getan. Der Hauptbahnhof von Paris, der Gare de Lyon, ist dermaßen gross und unübersichtlich und nicht nur schlecht, sondern schlichtweg gar nicht ausgeschildert, so dass wir den Ticketschalter 30 Minuten lang suchten. Und ihn schließlich in einer unscheinbaren dunklen Ecke im Untergeschoss des Bahnhofs fanden.
Mit den nötigen Tickets ausgestattet, erlebten wir die nächste unerfreuliche Überraschung: die Metrostation ist vom Gare de Lyon ganze 20 Minuten zu Fuss entfernt! Häää? Also ganz ehrlich, ich kenne keine Großstadt, wo die Metro dermaßen weit weg vom Hauptbahnhof entfernt ist wie hier in Paris. Ach ja: Beschilderung gabs auch keine und ohne Google Maps würden wir die Metrostation immer noch suchen.
Und an der Metrostation gab es schon wieder den nächsten Aufreger: hier ist nichts rollstuhlgängig. Also nicht dass wir irgendwas mit Rollstühlen am Hut haben, aber wenn man mit drei grossen Koffern unterwegs ist, findet man Treppensteigen nicht so toll! Aber das haben wir auch noch irgendwie hingekriegt. Doch schon wartete der nächste Schock: die Metro war dermassen voll, dass wir keinerlei Sichtkontakt mehr zueinander hatten, obwohl wir nur Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich fragte dann immer mal in die Runde, ob alle noch da sind und ob jemand unsere Koffer noch sieht – jaaa, hier alles im grünen Bereich, drei Kinder, fünf Rucksäcke, drei Koffer! Ich fragte dann mehr so rhetorisch in die Runde, ob irgendwer von unseren Flugtickets was gehört hätte. Ich hörte jemanden in der Tasche kramen, dann war kurz Ruhe und dann einen Überraschungsschrei: die Airline hat uns neue Flugtickets geschickt, wir können nun einchecken. Ich war äusserst skeptisch: wirklich für morgen? Nach Guadeloupe??? Ja, gleiche Flugnummer, gleiches Datum, nur der Rückflug ist einen Tag früher. Okay, kein Problem, das können wir denen noch bei Gelegenheit ausreden. Wir kommen sicher nicht freiwillig einen Tag früher zurück in den Ipsacher Winter.
Und da standen wir nun in Paris und von unserem Hotelzimmer aus hatten wir direkten Blick auf die Seine (Fluss) und die Freiheitsstatue (nicht New York!). Guckt ihr hier:
Ein paar Schritte weiter gabs den Eiffelturm:
Übrigens hatten wir in unserem Hotel in Paris bereits die erste Tropen-Nacht. Wir residierten in der 27. Etage und die Fenster liessen sich nicht öffnen. Die Klimaanlage pupste nur lauwarme Luft und so hatten wir mindesten 30 Grad im Zimmer. Was erschwerend hinzukam: wir hatten uns aus Budget-Gründen zu fünft in ein Doppelzimmer mit Schlafsofa gequetscht und dachten dass das für eine Nacht sicher okay ist. Aber der Dichtestress wärmte noch zusätzlich. Gegen 2 Uhr morgens weckte die Mimi das ganze Haus, weil sie sich im Bad eingeschlossen hatte und sich die Tür nicht mehr öffnen liess. Eine riesige Aufregung! Zum Glück hatte ich meinen Dolch dabei. Der war zwar eigentlich zum Öffnen der Kokosnüsse gedacht, aber mit dem liess sich die Tür schliesslich öffnen. Gegen 3 Uhr kehrte langsam wieder Ruhe ein.
Am anderen Morgen hatten wir dann natürlich prompt verschlafen. Daher reichte es leider nicht mehr für Notre Dame, sondern nur noch für die Zugfahrt zum Flughafen.
Wie kann man nur in so einer Stadt wohnen!
Auf der Fahrt zum Flughafen gab es dann noch einen ziemlichen Tumult. Direkt neben uns im Abteil war ein Handgemenge, ich hörte englische Schimpfwörter und französisches Geschrei. Ich hoffte noch, dass da keiner einen Terroranschlag macht – man liest ja so vieles!
Als sich die Aufregung langsam wieder beruhigte, stürmten zwei Schwarze aus dem Zugabteil, einige britische Touristen prügelten hinter ihnen her. Irgendwann war dann klar was passiert war: die Schwarzen wollten den Touristen die Taschen klauen und haben dabei ziemlich Prügel kassiert. Unsere Kids waren für einmal ganz kleinlaut und beobachteten das Geschehen. Als sie wieder Farbe im Gesicht hatten, fragten sie fassungslos, wie man es in so einer Stadt wie Paris nur aushalten kann. Wir konnten ihnen auch keine Antwort geben.
Aber von Paris hatten wir nun genug. Wir wollten in die Karibik! Und da hatten wir unseren ersten Inlandflug seit langem. Guadeloupe ist als französisches Überseegebiet komplett integriert, das heisst es gehört sowohl zu Frankreich als auch zur EU. Besonders letzteres ist für uns sehr angenehm: wir können mit Euro zahlen und haben Dank Aldi-SIM roamingfreies Internet. Guadeloupe hat übrigens die Departementsnummer 971, die Hauptstadt ist Paris (hehe!) und die Verwaltungshauptstadt ist Basse-Terre.
Und wir haben hier ein Auto gemietet, mit französischem Kennzeichen:
Keine Schmetterlinge in Guadeloupe
Schaut man sich Guadeloupe auf der Karte an, sieht es aus wie ein Schmetterling, daher nennen es die Franzosen liebevoll die Schmetterlingsinsel. Ansonsten haben wir aber bisher noch keine Schmetterlinge hier gesehen. Aber dafür ganz viele andere Sachen.
Unser erstes Quartier bezogen wir in den Bergen oberhalb von Deshaies, auf der linken oberen Schmetterlingshälfte. Wir haben hier ein Häuschen gemietet und zur grossen Freude von Lorenzo steht im Wohnzimmer dieses Klavier:
Dass das Klavier hoffnungslos verstimmt ist und einige Tasten gar nicht mehr gehen, tut der Motivation und Musizierfreude keinerlei Abbruch. Und so wird die ganze Umgebung täglich mehrmals mit Abba und der Filmmusik aus Pirates of the caribbean beschallt. Na wenigstens letzteres passt doch ganz gut zur Karibik 😉
Aber wir sind ja nicht wegen dem Klavierspielen hier, sondern wegen Land und Leute. Gleich am ersten Tag sind wir auf diesen Vulkan hier raufgekraxelt:
Der Soufrière gilt als aktiver Vulkan, er stinkert und qualmt immer etwas vor sich hin. Alle paar Jahre bricht er auch mal richtig aus. Wir hatten keine Angst, der Vulkan wird durch die französischen Behörden akribisch überwacht.
Wir hatten uns noch gewundert, warum überall auf dem Gipfel des Vulkans solche Warnschilder herumstanden. Offenbar hatten wir aber gnadenlos Glück mit dem Wetter gehabt. Meist sieht man hier oben die Hand vor Augen nicht, weil der Gipfel in Wolken gehüllt ist. Und dann sieht man auch die Stinkewolken des Vulkans nicht und wenn man da hineingerät, kann es schnell gefährlich werden. Auch uns stank es gewaltig, obwohl wir immer um die Vulkanwolke herumwanderten. Ausserdem brannten uns die Augen.
Lorenzo entdeckte dann noch dieses herzige Schwefelloch:
Irgendwie hat ihm das Loch gefallen, weil es so schön gelb ist oder vielleicht auch, weil es da so malerisch herausgequalmt hat. Jedenfalls kam er auf die glorreiche Idee, etwas Schwefel mit heimzunehmen. Kurz danach hörte ich jämmerliches Geschrei – Lorenzo hatte sich am heissen Schwefel die Finger verbrannt. Es war aber offenbar nicht sehr schlimm. Kurze Zeit später hatte er einen Kolibri entdeckt und da war der aggressive Schwefel schnell vergessen.
Und plötzlich war Weihnachten
Da sind wir immer nicht so drauf vorbereitet. Ist auch schwierig bei knapp 30 Grad. Nur die Mimi war passend gekleidet:
Was macht man an Weihnachten? Klar, man geht in den Zoo. Also eigentlich sind wir nicht nach Guadeloupe gekommen, um in den Zoo zu gehen. Aber alle schwärmten von diesem Zoo und er war auch nicht so weit weg. Und das hat sich absolut gelohnt. Hier hatten alle den Plausch!
Lorenzo entdeckte mit grosser Begeisterung zwei kleine Skorpione. Zum Glück hatten wir unsere Schwarzlichtlampe dabei, da fangen Skorpione an zu leuchten:
Ab ins Meer!
Nach so viel wissenswerten Sachen hatten wir uns nun aber wirklich ein Bad im Meer verdient:
Also ich geb es zu, bei diesen Monsterwellen hatte ich schon so meine Bedenken. Aber offenbar war ich da allein auf weiter Flur: Die Kids stürzten sich mit Begeisterung in die Wellen und hatten offenbar überhaupt keine Angst!
Plötzlich sah ich Lorenzo mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Düne hocken:
Also er war irgendwie mit dem einen Fuss im Sand stecken geblieben während ihn eine Welle einmal um die eigene Achse gedreht hat. Und nun tat der Fuss weh. Also es sah für mich nicht weiter schlimm aus und am Abend wusste er schon gar nicht mehr, mit welchem Fuss er jetzt humpeln muss 😉
In einem Anfall von Todesmut stürzte ich mich dann auch noch in die Wellen. Also okay, ich wartete eine ruhige Phase ab und wollte ganz schnell hinter die Wellen schwimmen. Der Plan war super, zumindest bis die Monsterwelle kam:
Also die Welle erwischte mich volle Breitseite: die Frisur war zum Teufel, das Badhösli hing auf halber Höhe und beinahe hätte ich meine Sonnenbrille eingebüsst. Das Nachher-Foto erspare ich euch jetzt.
Die einzige, die bei dem ganzen Spektakel immer eine super Figur machte, war unsere Mimi:
Saut d’Acomat
Heute stand uns der Sinn nach einem Wasserfall. Also okay, das ist eigentlich so nicht ganz korrekt. Marco und ich wollten heute mal nicht zum wilden Strand wegen der Verletzungsgefahr. Und da kam uns der Wasserfall in den Sinn. Der war auch ganz toll, wenngleich wir ihn zu Beginn vor lauter Menschenmassen fast nicht gesehen hätten. Also gingen wir flussabwärts erst einmal in Ruhe baden und kamen erst an den Wasserfall, als sich die Menschenmassen wieder verzogen hatten.
Anschliessend fuhren wir noch zum Plage de Malendure. Dieser Strand ist bekannt für gutes Schnocheln. Also wir glauben ja nicht jeden Scheiss und waren erst einmal skeptisch. An Sandstränden gibt es normalerweise keine Korallen. Aber als wir nach zwei Schwimmstössen schon auf die erste Schildkröte stiessen, waren wir überzeugt. Also zumindest Marco und ich. Die Kids maulten herum und wollten lieber wieder an den Strand mit den tollen Wellen. Okay, dann gehen wir halt alleine Schnorcheln:
Am Abend wollten wir bisschen Weihnachten feiern. Also gönnten wir uns ein schmackhaftes Auswärts-Essen. Und zwar nicht irgendwo, sondern bei Pizza Hot! Vielleicht erinnern sich einige von euch an unseren Reiseblog von vor vier Jahren. Wir waren da ja kurz vor dem Verhungern aus Neukaledonien geflüchtet und haben in Vanuatu erst einmal dick gegessen, und zwar bei Pizza Hot! Da wir die Pizzeria in sehr guter Erinnerung hatten, waren wir hocherfreut zu hören, dass es sich um eine Pizzaria-Kette handelt, die auch hier in Guadeloupe einige Restaurants betreibt. Und wir wurden einmal mehr nicht enttäuscht: die Pizza war super!!!
Und damit verabschieden wir uns von euch. Wir bleiben jetzt noch einen Tag hier auf der linken oberen Inselseite und wechseln dann einmal diagonal auf die andere Inselseite rechts unten. Unsere Vermieterin hat uns schon gewarnt, dass es dort nicht immer fliessend Wasser hat. Wir sind mal gespannt und halten euch auf dem Laufenden.
Bis dann! Tschüssle!!!
26. Dezember 2023 um 9:57
Wie schön, von euch zu lesen und dass ihr dank widrigster Umstände in Paris gut in Gouadeloupe gelandet seid !
Ihr seid dann wohl nicht Business geflogen, gell ? Sonst hätte es sicher ein Foto von zufriedenen Rocci’s gegeben.
Paris muss wohl noch einige Übungen durchführen, bevor es olymiatauglich wird.
Viel Spaß noch auf der anderen Seite der Insel.
Liebe Grüße Claudia
26. Dezember 2023 um 10:20
Danke Andrea🤗noch viel Spass und passt auf Euch auf. Grüessli us Nidou
26. Dezember 2023 um 11:46
Weiterhin eine ganz schöne Reise und ä guete Rutsch!!
26. Dezember 2023 um 18:55
Na dann hoffe ich, die Freundin hat nicht zuviel versprochen. 😉 Geniesst es, ich freue mich schon auf weitere Fotos!
29. Dezember 2023 um 16:37
Liebe Familie Rocchi.
Besten Dank für die tollen Bilder
und für die teils „aufregenden“ Zeilen
von Paris (-; .
Still und leise schicken wir diese Neujahrswünsche auf die Reise……….
Mit lieben Grüssen sollen sie euch das neue Jahr 2024 versüssen.
Frohes Neues Jahr und rütscht guet übere!
Häbet sorg und geniesst weiterhin wunderbare Tage.
Fam.R.Arn