Wir haben doch noch unser kleines Paradies in Fiji gefunden. Nachdem wir schon fast ein wenig enttäuscht von Fiji waren – oder verwöhnt von Vanuatu – haben wir die kleine Insel Nananu-i-ra entdeckt. Die Insel liegt öppe hier:
Und sieht von oben so aus:
Und da hatte mich Marco vorab schon gewarnt: unsere Unterkunft dort liegt mitten in bewohnter Gegend, eventuell ist das nicht so ruhig wie ich das gerne hätte. Umso grösser war die Überraschung, als wir dort ankamen.
Aber vielleicht fange ich mal von vorn an. Wir waren in Taveuni und hatten dort bis am 4. Januar unser kleines Häuschen direkt neben dem Glacewagen gemietet. Irgendwann haben wir dann mal überlegt, was wir nach dem 4. Januar noch so machen. Und da habe ich mit Schrecken festgestellt, dass am 4. Januar nur ein Flug nach Suva, in die Hauptstadt von Fiji geht. Das kam jetzt irgendwie quer kein, wir wollten eigentlich nach Nadi, denn von dort würden wir 2 Wochen später weiterfliegen nach Tonga. Also gut, dann eben nach Suva, wir sind da flexibel. Und da habe ich mal systematisch die Unterkünfte zwischen Suva und Nadi nach etwas Geeignetem für uns abgesucht und bin auf die kleine Insel Nananu-i-ra gestossen. Die liegt am nördlichen Zipfel der Hauptinsel Viti Levu, genau zwischen Suva und Nadi. Perfekt für uns.
Schon der Flug nach Suva war ein Abenteuer: Und das begann schon am Flughafen von Taveuni. Dort gab es zwar keine Sicherheitskontrolle, dafür wurde aber alles akribisch gewogen: also Gepäck, Handgepäck und – wir!!! Jesses Gott, manchmal will man es gar nicht so genau wissen. Dem Schalterangestellten waren meine vielen Kilos aber offenbar völlig Wurscht. Er notierte mit professioneller Gleichgültigkeit die riesige Zahl vom Display der Waage und ignorierte meine Hysterie.
Und schon sassen wir im Flugzeug. Ich kann euch jetzt nicht genau sagen, um welchen Flugzeugtyp es sich handelte, aber es hatte etwa 10 Sitze, keine Toilette (!), kein Kabinenpersonal und zum Cockpit gab es keine Tür. Das heisst, wir konnten da ganz easy die Armaturen bewundern und schauen, was die Piloten so machen. Dergestalt war der Flug ein Erlebnis.
Wir flogen etwa 50 Minuten über den Pazifik, unter uns das blaue Meer mit ganz vielen Korallenriffen und kleinen Inselchen – einfach nur ein Traum!
Irgendwann sah ich auf dem Radar, dass wir im Landeanflug auf Suva zufliegen.
Nach einigen Minuten schwankte die Landebahn auf uns zu, es rumpelte und quietschte, und schon hatten wir wieder Bodenkontakt. Alle waren erleichtert und stürzten auf dem Flughafen erst einmal auf die nächste Toilette.
Nach 2 Stunden Autofahrt und einer 15 minütigen Bootsfahrt waren wir da: auf der kleinen Insel Nananu-i-ra. Unserem kleinen Paradies.
Hier hatten wir einen Bungalow bei den MacDonalds Cottages gebucht.
Wir hatten im Vorfeld unsere Kids darauf vorbereitet, dass wir auf die kleine Insel Nananu in die MacDonalds Cottages gehen würden, und das führte dann zu einem gröberen Missverständnis. Die Kids dachten doch tatsächlich, wir würden eine Woche lang in die namensgleiche Fast-Food-Kette essen gehen und waren entsprechend begeistert. Wir mussten dann leider das Missverständnis aufklären und haben damit wohl einen grossen Kindheitstraum zerstört. Jedenfalls gab es lange Gesichter, als wir mit dem Boot an einem Strand an Land gingen und vom goldenen M nichts zu sehen war.
Übrigens würde die Insel im Reisekatalog eher nicht als „verkehrsgünstig“ bezeichnet sein. Sie ist ausschliesslich per Boot zu erreichen und die einzigen beiden Autos auf der Insel stören auch nicht weiter:
Aber es kam noch besser. Nachdem Marco aus der Google Maps Ansicht von Nananu-i-ra darauf schloss, dass es sich um ein recht bewohntes Eiland handelte, erlebten wir vor Ort mehrere Überraschungen. Als erstes mussten wir feststellen, dass es auf der Insel genau Null Einkaufsmöglichkeiten gab. Das war bisschen blöd, weil wir als Selbstversorger darauf angewiesen waren. Wir hatten zwar einige Lebensmittel eingekauft, aber das würde nie für eine Woche reichen. Aber auf der Luftaufnahme waren einige Hotels und Resorts ersichtlich, die haben meist eine Bar oder ein Restaurant, alles kein Problem. Dachten wir.
Schon am ersten Tag machten wir ein kleines Inselspazierli und mussten feststellen, dass die Insel komplett verlassen war. Die Hotels und Resorts standen zum Teil schon seit über zehn Jahren zum Verkauf und gammelten nun pittoresk vor sich hin. Nach der anfänglichen Enttäuschung, erfasste uns Entdeckerlaune. Sogar die Kids, die solche Erkundungstouren hassen und lieber am Strand spielen wollten, wurden angesichts der leer stehenden Suiten und Bungalows von Abenteuerlaune gepackt.
Also ihr müsst euch das so vorstellen: die Gartenanlage des Resorts wird noch von irgendwem halbherzig gepflegt – somit ist nicht alles total zugewuchert. Ansonsten sind die Gebäude dem Verfall preisgegeben. Von weitem ist das aber gar nicht zu erkennen, das merkt man erst beim Näherkommen.
Lorenzo war der Erste, der herausfand, wie man in das grosse Gebäude, das mal das Restaurant war, gelangen konnte.
Also stiegen wir dort heimlich ein. Hier war alles noch so, als könnte man den Restaurantbetrieb gerade wieder aufnehmen. Die Küche war noch komplett, es gab eine Bar, Toiletten und sogar noch einen Cola- und Snack-Automaten. Alle rannten wild hin und her: „Guck mal hier!“ und „Schau mal da!!!“ Nur Marco war das wie immer total unangenehm und er meinte, das sei klassischer Einbruch… Ach was! Ist doch niemand da der meckern könnte!
Als nächstes nahmen wir die Bungalows genauer unter die Lupe. Einige standen tatsächlich offen und man konnte da hineingehen. Und das glaubt ihr jetzt wahrscheinlich mal wieder nicht, aber die Betten waren frisch bezogen, es sah aus, als könnte man grad hier direkt mit seinem Koffer einchecken!
Nur bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass zum Beispiel die Deckenventilatoren von Wespen bevölkert waren, dass der Duschkopf herunterhing und die Fenster beschädigt waren. Es war ein bisschen wie in einem Stephen King Roman – nur viel echter. Wir kriegten etwas Gänsehaut.
Also schlichen wir runter an den Strand. Dort sahen wir als erstes, dass der Bootssteg schon bessere Zeiten erlebt hatte. Die ersten zehn Meter konnte man noch auf’s Meer hinauslaufen, ab da standen nur noch vereinzelt einige Pfosten im Wasser – den Rest hatte wohl der letzte Zyklon beseitigt.
Auch ein Swimmingpool fristete da unten sein Dasein. Das Wasser war grün und zur grenzenlosen Freude der Kids tummelten sich dort Myriaden dieser winzig kleinen schwarzen Frösche. Na wenigstens hat der Pool noch einen Verwendungszweck!
Gleich nebenan gammelte das Dive-Center vor sich hin. Wir sahen einen Druckluft-Automaten und moosbesetzte Neoprenanzüge. Alles in allem ein Jammer! Das muss mal ein sehr schönes Resort gewesen sein und nun verfällt das hier und mit jedem Tag schwindet die Chance, dass sich dafür noch ein Käufer findet. Apropos finden: der Gärtner des Resorts hatte offenbar ein Faible für Zitrusfrüchte, Papayas und Stachelannonen. Da sich im Moment niemand dafür interessierte, nahmen wir alles mit was gerade reif und geniessbar war und zottelten wieder zurück zu unserer Unterkunft.
Zum preisgekrönten Oni-Beach
In der Folge mussten wir feststellen, dass die ganze Insel fast unbewohnt ist. Wir fanden dann noch mehrere einfachere Unterkünfte, die ebenfalls verlassen waren. So zog es uns eines Tages an den preisgekrönten Strand namens Oni Beach ganz im Norden unserer kleinen Insel. Bis dahin waren es zu Fuss etwas über 2 Kilometer. Die Kids maulten mal wieder, aber wir versprachen ihnen, dass sie am Strand in Ruhe spielen dürfen. Wir gingen am Morgen beizeiten los, weil es im Moment tagsüber ziemlich heiss werden kann. Der Strand war schnell erreicht und es war wirklich ein Traum: 2 Kilometer Sandstrand ganz für uns alleine, dazu türkisblaues Meer und ein schönes Riff mit bunten Fischlein. Was will man mehr???
Okay, auch das Paradies hat seine Tücken, denn: eigentlich wollten wir noch rüber zur Kontiki-Backpackers Lodge. Da hatte uns Maxine, unsere Vermieterin, schon darauf hingewiesen, das auch diese Unterkunft schon lange verlassen ist. Was ist eigentlich los auf dieser Insel??? Wie auch immer, wir wollten das auch noch anschauen gehen. Auf der Karte sah das auch alles nach einem kurzen Spazierli aus. In der Realität zog sich das dermassen in die Länge, über einen Hügelkamm in praller Nachmittagshitze ohne Schatten, dass unsere Kids mal richtig Grund hatten zum Maulen:
Und hinter jeder Wegbiegung hofften wir, dass wir endlich am Strand ankommen würden, und dann ging es noch einmal weiter bis zum Horizont. Ach ja, und das Wasser wurde auch langsam knapp und natürliches Süsswasser gibt es auf der Insel nicht. Wir schätzten unsere Optionen ab und da blieb eigentlich nur eines: wir müssen es bis zum Strand schaffen, da ist es etwas kühler und warten bis es Abend wird und dann könnten wir wieder zurücklaufen. Niemand war so richtig begeistert von dieser Option, aber was blieb uns anderes übrig? Irgendwann erreichten wir dann zum Glück den Kontiki Beach und die verlassene Lodge.
Hier pfiff eine starke Brise und es hatte bisschen Wellen. Für die Kids war das im Moment okay. Ich schaute mich inzwischen bisschen am Strand um. Plötzlich kam mir Marco entgegen und grinste übers ganze Gesicht. Ich fragte ihn, was denn so lustig sei. Immerhin war unsere Situation ja nun nicht sehr erheiternd. Marco aber meinte, er hätte soeben bei Maxine angerufen und sie schickt uns ein Boot, ach ja: da hinten kommt es auch schon. Schlagartig besserte sich die kollektive Laune. Alle platschten erleichtert im Wasser herum und waren glücklich, dass wir den strapaziösen Weg zurück gespart hatten. Und damit war Marco der ungekrönte Held des Tages!
Unser Robinson-Tag am Oni Beach
Zwei Tage nach unserem Gewaltmarsch quer über die ganze Insel waren wir dann langsam wieder in Stimmung für einen Ausflug. Da uns der Oni Beach so gut gefallen hatte, wollten wir dort einen ganzen Tag verbringen. Marco hatte extra Fischer-Utensilien organisiert: Angelschnüre zum Fischen und Alufolie zum Fische braten. Ein Tag Selbstversorgung war eine gute Idee, da wir mit den Lebensmitteln langsam etwas knapp dran waren. Also packten wir unseren ganzen Krempel und gingen am Morgen noch vor der grossen Hitze los.
Am Strand suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und schlugen dort für den Tag unser Lager auf. Marco machte Feuer, Leonardo sammelte Kokosnüsse, Romina ging baden und ich ging mit Lorenzo schnorcheln.
Als wir vom Schnorcheln zurückkamen, stand Romina allein ums Feuer herum – von den anderen keine Spur. Ich fragte sie, wo die anderen sind und sie meinte, die seien Fischen gegangen. Ich blickte auf’s Meer hinaus und sah in einiger Entfernung Marco’s Flossen aus dem Wasser auftauchen – von Leonardo keine Spur. Ich fragte nochmal genauer bei Romina nach, aber die blieb dabei: Leonardo ist mit Päppu schnorcheln gegangen. Also holte ich den Feldstecher und sah mir die Sache genauer an. Immer noch das gleiche Bild: Marco beim Fischen mit dem Speer, kein Leonardo weit und breit. Langsam überkam mich Panik. Also schwenkte ich mit dem Feldstecher bisschen über der Bucht herum. Nichts, gar nichts! Oder Moment mal, was war das da für ein kleiner grüner Punkt hinten am Horizont? Ich stellte den Feldstecher auf maximale Schärfe und traute meinen Augen nicht: da ganz weit draussen am nördlichen Rand der Bucht – das sah aus wie die leuchtgrüne UV-Kappe von Leonardo!
Ich warf den Feldstecher in die Ecke und rannte im flachen Wasser auf den kleinen grünen Punkt zu und rief immer wieder seinen Namen. Das war natürlich hoffnungslos – Wind und Wellen waren stärker als mein Gebrüll. Ich rannte soweit das Wasser flach genug war und schwamm anschliessend olympische Bestzeit. Und tatsächlich wurde der kleine grüne Punkt immer grösser und nun konnte ich sogar Leonardos Gesicht sehen – es staunte in meine Richtung. Als ich ihn erreicht hatte, lagen wir uns abwechselnd in den Armen und dann schimpfte ich mit ihm, wie er sich leichtsinnigerweise so weit von uns entfernen konnte. Leonardo hatte gemeint, er hätte mich irgendwo da hinten schnorcheln gesehen und da ist er mir hinterhergekommen. Na super!
Also ich sollte vielleicht noch dazu erwähnen, dass sich Leonardo zu keiner Zeit in ernster Gefahr befand: das Meer in der Bucht ist bei Ebbe etwa 800 Meter weit nur knietief bis zur äusseren Riffkante. Da konnte eigentlich nichts Schlimmes passieren – solange die Flut nicht kommt…
Nach dem Schreck hatte ich erst einmal Hunger. Und da fielen mir die Kokosnüsse ein, die Leonardo gesammelt hatte. Die würden ein Prima Mittagessen abgeben. Also öffnete ich zum ersten Mal in meinem Leben ganz alleine eine Kokosnuss, inklusive schälen und halbieren. Und da kamen auch schon die Kids aus dem Wasser und hatten auch Hunger und da blieb von der Kokosnuss nicht viel übrig.
Plötzlich meinte der Lorenzo, der Päppu käme zurück. Wir rannten alle zum Strand und standen ziemlich gespannt da. Für einmal sagte niemand ein Wort, alle warteten gebannt darauf, ob Marco etwas gefangen hätte. Der Erwartungsdruck war hoch: wir hatten Hunger und das Feuer brannte und wir hatten extra Knoblauch und Gewürze und Alufolie mitgenommen. Ich hoffte innbrünstig, dass er wenigstens ein kleines Fischlein gefangen hätte. Und da stand Marco plötzlich im flachen Wasser auf und zeigte stolz seinen Fang: ganze vier Fische!
Plötzlich herrschte hektische Betriebsamkeit: Fische fotografieren, Knoblauch schneiden, Fische ausnehmen, würzen, in Alufolie einpacken und ab damit in die Glut. Ob das gut kommt? Romina hatte dann noch die Idee, den restlichen Knobi einfach ohne Fische in Alufolie ins Feuer zu legen. Sie isst eh keinen Fisch. Sie meint, der stinke nach Fisch. Ich erkläre ihr dann immer, dass Fische halt nach Fisch riechen und dass ihre geliebten Chicken Nuggets ja auch nach Chicken Nuggets riechen und sie sie aber trotzdem isst. Naja, nichts zu machen. Aber die Idee mit dem Knoblauch war preisverdächtig – der war richtig gut, auch ohne Butter.
Nach dem Festschmaus – die Fische waren super! – ging es ans Haare schneiden. Wir sahen langsam etwas verwildert aus und hier war der perfekte Ort dafür – niemand würde sich an den herumliegenden Haaren stören und ich muss sie nicht mühsam wegputzen.
Und so verging langsam unser perfekter Tag. Wir gingen dann noch ein letztes Mal schnorcheln und räumten ohne Hast unseren Krempel zusammen. Währenddessen entdeckten die Kids noch diesen abgestorbenen Baum, von dem aus sie ins Wasser sprangen, was augenscheinlich sehr lustig war.
Als es kühl genug war, zottelten wir zufrieden heimwärts.
Die Dämmerung hatte schon eingesetzt, als wir die MacDonalds Cottages erreichten.
Und dort herrschte grosse Aufregung – wegen uns! Der Bayer Michi und seine Freundin – die einzigen weiteren Gäste unserer Unterkunft – hatten irgendwann gemerkt, dass wir noch nicht zurück waren und da hatten sie Maxine, die Eigentümerin der Cottages gefragt, ob sie wüsste wo wir seien. Die wusste das zwar, weil wir ihr vorher erzählt hatten wo wir hin wollten, war aber sofort in Sorge. Offenbar erinnerte sie sich noch recht gut an unser Rettungsmanöver vom Kontiki Beacht vor zwei Tagen. Jedenfalls waren alle in Aufregung. Sie versuchten dann noch, uns auf dem Handy zu erreichen und Maxine rief noch einen bekannten Fischer an, der oben am Oni Beach fischen war, ob der uns vielleicht gesehen hätte. Ja, der hatte uns tatsächlich vom Boot aus gesehen, das war aber schon paar Stündchen her. Und da wollte Maxine gerade das Boot an den Oni Beach schicken, um uns dort suchen zu kommen, als wir nichts ahnend dahergeschlurft kamen. Jööö, die hatten sich alle richtig Sorgen um uns gemacht. Irgendwie ein beruhigendes Gefühl. Das ist hier schon fast wie eine Familie.
Lorenzo verliert einen Zahn
Was auch noch passierte: Lorenzo hat einen Zahn verloren. Ich hatte das ja schon lange befürchtet und gehofft, das würde erst nach unserem Südsee-Ausflug passieren. Immerhin finde ich, dass Lorenzo auf den Fotos mit Zähnen besser aussieht, als mit einer Zahnlücke im gut sichtbaren Frontbereich. Aber dem Zahn war das egal. Nach dem Genuss einer eigentlich ganz weichen Papaya, beschloss der Zahn, sich von Lorenzo zu trennen.
Dem ging ein wochenlanges Martyrium voraus. Der Zahn wackelte schon seit Monaten. Immer wieder biss Lorenzo beim Essen darauf und dann gab es immer ein riesen Geschrei. Anschliessend wurde im Familienkreis jedesmal lebhaft diskutiert, wie man dem Wackelzahn am besten zu Leibe rücken könnte. Woraufhin sich Lorenzo mit schmerzverzerrtem Gesicht ängstlich in eine Ecke verkroch.
Und nun fragt ihr euch sicher, ob es in Fiji auch eine Zahnfee gibt, gell? Das haben wir uns auch gefragt, respektive wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: Filo, die Köchin der MacDonalds Cottages. Und die hat gelacht und meinte: Klar! Die Zahnfee gibt’s auch in Fiji! Wenn ein Kind einen Zahn verloren hat, wirft es diesen Zahn auf das Hausdach. Und dann bringt die Zahnfee – neeeeiiiiin! Kein Spielzeug – sondern einen neuen Zahn! Hehe! Hier ist man schon genügsam…
Das Drama mit der Gopro
Am letzten Tag auf Nananu-i-ra war es dann soweit: die Gopro machte ihren letzten Japser. Sie war mir eine treue Unterwasser- und Actionkamera, klein und handlich, aber immer schon ein Montagsgerät. In den unmöglichsten Situationen – meist unter Wasser – fror der Bildschirm ein. Ein Neustart erfolgte die Entnahme des Akkus, was unter Wasser immer irgendwie ganz schlecht ist.
Dennoch war es ein riesen Schreck, als mir klar wurde, dass mich meine Gopro für immer verlassen hatte – nach gerademal drei Jahren!!! Doch wie sollte ich in Zukunft meine Unterwasserfotos und –filme machen? Die Spiegelreflexkamera mag kein Wasser.
Zum Glück war ohnehin für den nächsten Tag ein Stopp in Port Denarau geplant. Das ist ein typischer Touristenort. Dort würde ich sicher eine Gopro bekommen. Gesagt-Getan! Am nächsten Tag stand ich mit Leonardo im Duty Free Shop von Port Denarau und hatte tatsächlich Glück: es gab das Nachfolgemodell meiner Gopro. Das ist zwar international auch schon völlig veraltet, aber dafür kompatibel mit meinem Zubehör.
Allerdings liess mir der Preis die Haare senkrecht zu Berge stehen: mehr als das Doppelte von dem, was Amazon verlangt. Aber was sollte ich machen? Wenn man keine Wahl hat, gibt’s nichts lang zu überlegen. Also machte ich schnell, bevor Marco daherkommt und sich unnötig aufregt. Der war nämlich mit den beiden Grossen eine Tür weiter im Fischerladen und wollte Angelhaken kaufen. Und – ihr ahnt es sicher schon – ich hatte die Kreditkarte noch gar nicht gezückt, kam auch schon Marco daher, sah den Preis und begann mit dem von mir prophezeiten Geschrei. Für ihn als Homo Oeconomicus ist eine Verdopplung des Preises eine Katastrophe biblischen Ausmasses. Ich versuchte, ihn irgendwie zu beruhigen.
Blöderweise kam genau in dem Moment das Verkaufspersonal daher und erklärte uns, dass im Preis auch noch diese tollen riesigen Kopfhörer inbegriffen seien. Und schon gab‘s die nächste Schimpftirade – was sollen wir denn mit den riesigen Dingern??!!! Die können wir eh nicht mitnehmen und ausserdem hassen wir Musik. Da hört man nämlich das Wellenrauschen nicht so gut! Also irgendwie hab ich es geschafft, die Gopro zu bezahlen und die ganze Familie rasch aus dem Laden zu komplimentieren. Aber die werden sich dort mindestens noch bis Ostern an uns erinnern können…
Aber wir hatten nicht viel Zeit, uns darüber Gedanken zu machen. Unser Schiff wartete nämlich auf uns und das würde uns an einen bekannten Ort bringen: das Musket Cove auf den Mamanucas. Uns hat es vor zwei Monaten mit den Muttis dort dermassen gut gefallen, dass wir unsere letzten fünf Tage in Fiji genau dort und nirgendwo anders verbringen wollten.
Das Hotelpersonal begrüsste uns aufs Freundlichste mit einem schallenden: „Bula! Welcome back!“ Also ob ihr es jetzt glaubt oder nicht, vom Gärtner bis zum Hotelmanager haben uns alle wiedererkannt. Der Gärtner wusste sogar noch die Namen unserer Jungs – die hatten ihm im November immer begeistert beim Pflegen der Palmen Gesellschaft geleistet.
Und auch der Hotelmanager hatte grosse Freude, uns wiederzusehen. Wir erklärten ihm, dass wir unsere letzten Tage in Fiji am schönsten Ort Fijis verbringen wollten. Und da war er offenbar dermassen gerührt, dass er uns postwendend ein Upgrade auf eine Gartenvilla machte. Das heisst, dass wir jetzt nicht alle fünf in einem Bungalow schlafen, sondern wir residieren in einer Villa auf zwei Etagen und haben sogar eine richtige Küche!
Und das Erste was wir hier erfuhren, war, dass mal wieder ein Zyklon unterwegs ist und der wird genau für am Donnerstag erwartet – unser Donnerstag, an dem wir eigentlich nach Tonga fliegen wollten. Beim letzten Zyklon war der komplette Flug- und Schiffsverkehr in Fiji für 2 Tage lahmgelegt. Und jetzt sitzen wir hier und beobachten per Wetter-Radar die Prognosen. Und auch im Hotel ist der Zyklon im Moment das bestimmende Thema.
Und falls er doch nördlich oder südlich an Fiji vorbeischrammt, wird er dann spätestens für am Wochenende in Tonga erwartet. Uns bleibt aber auch wirklich gar nichts erspart…
Hier noch einige Impressionen von unserem Aufenthalt im Musket Cove:
Und weil ihr so brav bis zum Ende gelesen habt, gibt’s heute zum Abschluss mal kein langweiliges Palmenbild zum Abschied, sondern ein Witzli. Das hat mir neulich die Schwiegermutter geschickt und ich hab mich darüber ziemlich scheckig gelacht. Hoffentlich findet ihr es auch so lustig wie ich:
15. Januar 2020 um 19:02
Toll Andrea!!!!
Hoffe der Zyklon fegt neben euch vorbei und ihr könnt den Flug nach Tonga geniessen. Weiterhin viel Spass und alles Gute wünschen
euch die Nonnis
15. Januar 2020 um 23:43
Wunderbar diese Berichte. Es ist jedesmal ein Genuss. Was ihr alles erlebt….unvergesslich:-)
17. Januar 2020 um 16:43
LIEBER LORENZO
ICH HABE MORLOK2.0 HERUNTER GELADEN.
18. Januar 2020 um 11:38
Hallo ihr Lieben
Habe jetzt erst die beiden letzten Berichte gelesen. Die Reise wird ja immer spannender: mit Zyklon, toller Bergbesteigung, herrlichen Tauchgängen und damit verbunden wunderbaren Fotos. Dafür und für den lieben Kartengruß tausend Dank.
Und ich konnte bisher nicht feststellen, ob es auch manchmal Reisekoller gibt, im Gegenteil, die Berichte sind immer erfrischend.
Gottfried
18. Januar 2020 um 11:40
Übrigens: Lorenzo bleibt auch mit der vorübergehender Zahnlücke ein hübscher Junge.
Gofffried
23. Januar 2020 um 9:10
Faszinierend!
Liebe Grüsse