Wir müssen schweren Herzens Abschied nehmen von Vanuatu. Das wird echt hart und wir können uns gar nicht so richtig auf unsere nächste Etappe – Fidschi – freuen. Zumal uns alle, die wir in Vanuatu getroffen haben, erzählten, dass sie Fidschi nicht so toll, da zu kommerziell, fanden. Hmmm. Naja, wir gehen trotzdem. Am 30. Oktober – Lorenzchens 8. Geburtstag – fliegen wir nach Suva. Suva ist die Hauptstadt von Fidschi.
Aber der Reihe nach. Wir waren in Tanna auf der Vulkaninsel, direkt neben dem Präsidenten – ihr erinnert euch sicher! Und da haben wir ja dann das Zimmer gewechselt und das war auch gut so, weil die First Lady nach ein paar Tagen auch noch auftauchte und wenn die dann jedes Mal an unserer trocknenden Wäsche hätte vorbeilaufen müssen – also den Anblick wollten wir ihr auf jeden Fall ersparen. Und da haben wir das Zimmer neben dem Hotelmanager bekommen – uns bleibt wirklich nichts erspart! Jetzt könnte man ja meinen, dass der Hotelmanager ohnehin alle Hände voll zu tun hätte – immerhin residiert der Präsident höchstselbst in seinem Hotel. Aber nichts dergleichen! Der war total entspannt. Hat den ganzen Tag in seinem Hotelzimmer verpennt – wie er das wohl geschafft hat bei dem ganzen Lärm aus dem Nachbarzimmer, hehe! – und am Abend ist der dann mit seinem Motorrad draussen auf der Staubstrasse (ihr erinnert euch sicher an die Fotos von der Aschepiste) herumgefahren und hat den Wheeler gemacht, zur grenzenlosen Begeisterung der Eingeborenen. (Für alle, die nicht wissen, was ein Wheeler ist: das ist wenn man mit dem Motorrad auf dem Hinterrad herumcrosst, Anm. der Redaktion).
Und da es auf der Insel Tanna nicht nur den berühmten Vulkan Mt. Yasur gibt, sondern auch noch die berühmte Blue Cave, sind wir die auch noch anschauen gegangen. Bei der Blue Cave handelt es sich um eine Höhle direkt am Meer, in die man bei Ebbe hineinschwimmen kann und die oben in der Mitte ein kreisrundes Loch hat, durch das malerisch die Sonne hereinscheint. Also ich muss ehrlich sagen, ich hab ja schon viel gesehen, aber dieser Anblick war schlicht atemberaubend. Leider geben das die Fotos nicht so wider. Ich konnte aus wassertechnischen Gründen nur die Gopro mitnehmen. Die ist zwar einigermassen wasserdicht, aber die Fotos, naja… Aber schaut selbst:
Wir waren am Morgen die ersten in der Höhle und hatten sie einige Minuten lang für uns allein. Bis dann plötzlich eine alte Bekannte auftauchte:
Da die Bekannte immer noch sehr giftig ist und wir ihr nicht so über den Weg trauten, zogen wir es vor, aus der Höhle zu verschwinden. Zum Glück gab es draussen vor der Höhle die Möglichkeit, seinen Mut mit einem beherzten Klippensprung unter Beweis zu stellen:
Einen Tag später nahmen wir Abschied, vom Präsidenten, dem Hotelmanager und der Insel Tanna und flogen nach Port Vila, der Hauptstadt Vanuatus. Von dort ging es zur Devils Road. Warum die so heisst, haben wir nicht herausgefunden. Jedenfalls führt sie auf eine Halbinsel vis a vis von Port Vila und dort hatten wir für eine Woche ein grosses Haus gemietet.
Was auf AirBnB nicht zu sehen war: es gab hier den liebsten und sanftesten, weissesten und blauäugigsten Kater, der uns je begegnet ist. Die Kinder haben ihn eine Woche lang verwöhnt, herumgeschleppt, gefüttert und geknutscht.
Zum Grundstück gehörte auch das Verwalter-Ehepaar Sara und David. Da beide Einheimische waren, machten sie den Vorschlag, für uns das traditionelle Gericht Bunja zu kochen. Und damit alle Spass haben, sollten wir doch gleich mitmachen. Und das wurde ein ganz tolles Erlebnis:
Zunächst wurde diverses Gemüse gerüstet, von einigen weiss ich sogar noch die Namen: Süsskartoffeln, Maniok, Taro, Chabis. Die Kids haben fleissig mitgemacht, waren aber skeptisch, ob man das wirklich essen kann. Ich war vielmehr skeptisch wegen der hygienischen Verhältnisse. Der ganze Kochvorgang fand vor der Hütte von Sara und David statt, fliessendes Wasser hab ich da nirgends gesehen. Naja, Augen zu und durch. Die Einheimischen überleben das ja auch irgendwie.
Dann kam David mit drei Kokosnüssen daher und meinte, wir brauchen noch Kokosmilch. Wir in Europa kauften das sicher in der Büchse – schuldbewusstes Nicken unsererseits – aber hier in Vanuatu wird das alles selber frisch zubereitet. Er zeigte uns noch einmal, wie man eine Kokosnuss schält. Harte Arbeit, das musste auch Marco zugeben.
Dummerweise war die zweite Nuss ein echt widerspenstiges Gestrüpp, da war nichts zu machen. David rief seine Frau Sara – und mit einem Lächeln und siegessicherer Eleganz war die Nuss geschält.
Nun musste die Nuss noch halbiert werden. Das ist keine grosse Sache, wenn man weiss wie. Jede handelsübliche Kokosnuss hat nämlich an der einen Seite 3 Keimlöcher. Und da sehen zwei gleich aus und das dritte ist etwas anders. Die gleichen sind die Augen und das dritte der Mund und so muss man die Nuss dann halten – wie ein Gesicht. Und dann beherzt mit der Machete (unbedingt die stumpfe Rückseite!!!) einmal mittig draufschlagen, ungefähr so hier:
Dann macht es klöng, man hat nasse Hände von der Milch und die Nuss liegt sauber in zwei Hälften geteilt da. Jetzt wird das weisse Fruchtfleisch geraspelt. Dafür gibt’s so eine Art Melkschemel, der vorne dran ein rundes Raspelmesser hat. Das ist dann etwas Arbeit, ich geb es zu:
In der Zwischenzeit wird Feuer gemacht. Und zwar nicht, um das Essen drauf zu braten, sondern um Steine heiss zu machen. Leonardo sortiert schon mal die heissen Steine:
Sara drappierte das Gemüse auf den schönsten Bananenblättern des Urwalds und träufelt die Kokosmilch darüber. Dann kamen noch diverse andere Sachen drauf, ich erinnere mich noch an Tomaten, Poulet, Salz und Kräuter.
Und ganz wichtig: die heissen Steine müssen an strategisch wichtigen Stellen im Essen verteilt werden. Schlussendlich wird das Essen wie ein Paket verschnürt…
..und liebevoll mit den verbliebenen heissen Steinen bedeckt. Anschliessend wird das Ganze mit abenteuerlichen Mengen Bananenblättern abgedeckt und damit isoliert. Mich erinnerte das alles an eine Sendung, die ich mal im TV gesehen habe. Da haben ein paar Steinzeit-Fetischisten versucht zu kochen, und zwar so wie die Steinzeitmenschen. Wir erinnern uns: es gab damals noch keine Kochtöpfe, Geschirr, Feueranzünder, Backofen, Auflaufform und all das Zeugs. So ungefähr müsst ihr euch das hier vorstellen. Man nehme all das, was die Natur rundherum zu bieten hat und zaubere ein Festessen daraus.
Apropos Festessen: nach zwei Stunden war das Wunderwerk dann langsam gar und musste vorsichtig aus dem Feuer gerettet werden.
Und schon schmatzten alle wild durcheinander. Normalerweise wird das ja mit den Händen gegessen. Aber wir haben da nicht so die Erfahrung und da hat Marco bisschen Besteck auf den Tisch gelegt und da haben dann auch David und Sara das Besteck genommen.
Also unsere Kids, die ja normalerweise nur Chicken Nuggets und Pizza essen, haben erstaunlich reingehauen. Offenbar macht es einen Unterschied, ob das Essen einfach auf dem Tisch steht oder ob man selber daran mitarbeiten muss…
Ach ja: meine anfänglichen Bedenken bezüglich der Hygiene erwiesen sich als völlig unbegründet. Die Verdauung funktionierte auch Tage danach völlig reibungslos.
Übrigens haben wir bei unserer Anreise hier bisschen gemotzt, dass es keinen Grill hat. Gehört eigentlich zu jedem gut sortierten Haushalt dazu, oder? Jedenfalls meinte David, er hätte da was. Kurze Zeit später kam er mit einer Schubkarre voller Korallenblöcke wieder und hatte innert Minuten diesen schönen Grill gebastelt:
Ansonsten haben wir auch wieder viel selber gekocht. Und da habe ich mich in letzter Zeit immer mehr genervt, weil aus unserem Salzgefäss kaum noch was herauskommt. Nicht weil es leer ist, nein! Die Düse ist verstopft. Muss wohl an der feuchten Luft hier liegen. Und nachdem die Spaghetti mal wieder kaum Geschmack hatten, weil zu wenig Salz am Wasser war, hab ich mal nachgedacht. Und da hab ich mir überlegt, dass das ja nicht sein kann: wir sind hier am Meer und das ist voller Salzwasser. Wieso nicht einfach mit Meerwasser kochen? Marco hat dann noch flux das Mischungsverhältnis ausgerechnet, für alle die es interessiert: es ist 4:1 Frischwasser: Meerwasser. Also bin ich am Abend (es war schon dunkel) runter ans Meer gegangen und hab Salzwasser geholt. So halb blind, war ja schon dunkel.
Und dann hab ich das Gefäss ganz stolz auf den Tisch gestellt und da kreischten die Kids plötzlich los: Fischli!!! Aber guckt selbst:
Ich schick jetzt immer die Mimi zum Salzwasser holen, die hat das irgendwie besser im Griff.
Aber auch sonst haben wir uns aus kulinarischer Sicht weiterentwickelt. Nachdem ich nun schon zum dritten Mal Zitronenkuchen gebacken habe, sind die Kids der Meinung: so muss er sein. Und auch der Kater Snowy hatte den Kuchen gern (Katzen fressen hier irgendwie alles!)
Ausserdem haben wir noch eine neue Frucht entdeckt: die Corosol, auf deutsch Stachelannone. Sieht nicht so appetitlich aus, hat aber einen sehr guten Geschmack. Sogar die Kids lieben sie. Und das Beste: die wächst massenhaft bei uns auf dem Grundstück! Und zwar in maximal 2m Höhe!
Neulich war es mal wieder zu windig, um am Riff zu schnorcheln, also sind wir die Devils Road Richtung Stadt gelaufen. Viel ist da ja nicht los, aber plötzlich kamen wir an einer kleinen Strassensperre vorbei. Einige Männer in Armee-Uniform kontrollierten dort Autos. Nanu, dachten wir, Vanuatu hat doch gar keine Armee. Was’n da los? Marco fackelte nicht lang und verwickelte den, der am meisten nach Chef aussah, in ein Gespräch. Der war auch sichtlich froh, dass er mit jemandem reden konnte.
Er erklärte dann, dass es strasseaufwärts einen Käfer gibt, der auf keinen Fall in die Hauptstadt strasseabwärts gelangen darf, weil er ein gröberer Schädling ist. Okay, das war ja jetzt nicht weiter aufregend. Aber wieso die Militäruniform? Jaaaa, Vanuatu hat tatsächlich kein Militär, aber es gibt innerhalb der Polizei eine kleine militärische Truppe, so für Notfälle (wie zum Beispiel die Käferplage strasseaufwärts, hihi!). Dann stellte Marco laut fest, dass die Uniformierten, wie auch die Polizei, keinerlei Waffen tragen. Der Chef lachte selbstzufrieden. Er erklärte, dass Vanatu ein sehr friedliches Land ist, und wenn es doch mal Stress gibt, dann reicht meistens schon Polizeipräsenz! Die Leute haben da ziemlich Respekt. Sie reden dann bisschen mit den Leuten und dann ist normalerweise alles wieder gut. Liebe Leserschaft, das hier ist das wahre Paradies, wo die Polizei keine Waffen braucht!
Ein paar Wegbiegungen weiter gab es das nächste Kuriosum: einige Männer lagen am Strand und hatten offenbar nichts zu tun. Und auch hier kam der Chef der Truppe mit Marco ins Gespräch. Marco fragte ihn schelmisch, was die denn hier machen. Ganz klar, sie sind Fischer und warten hier auf Fische. Also da wären wir jetzt nicht auf die Idee gekommen, hier am Strand auf Fische zu warten… Offenbar waren dem Fischer unsere ratlosen Gesichter aufgefallen, jedenfalls erklärte er uns, dass immer abwechselnd einer von ihnen das Meer beobachtet und wenn sie Fische sehen, dann gehen sie „ganz schnell“ mit dem Boot raus und werfen ihre Netze aus. Soso! Beim Weiterlaufen sahen wir dann das Boot in erheblicher Entfernung vom gemütlichen Liegeplatz der Fischersleute am Strand liegen. Es war kein Motorboot und hatte auch nur ein kleines Paddel. Ich fragte mich, ob die schon jemals ein Fischlein gefangen haben, also ich meine, bis die den halben Kilometer zum Boot gelaufen sind, es ins Wasser gehievt haben und mit dem einzigen Paddel raus aufs Meer gepaddelt sind – da haben doch sämtliche Fische dieser Welt längst das Weite gesucht, oder???
Naja, wir haben die Fischer an diesem Tag nicht mehr in Aktion gesehen, die Wellen am Strand waren einfach zu schön. Und unsere Kids lieben Wellen:
Am anderen Tag sind wir auf einen kleinen Hügel mit Aussichtspunkt gelaufen. Hier hat man nicht nur den schönsten Blick auf die Bucht mit Hauptstadt, sondern man ist hier endlich vor Tsunamis sicher, wie uns dieses Schild verriet:
Wir waren erleichtert!
Und die Dugongs?
Ihr seid sicher schon gespannt, was unser Ausflug in den Norden von Efate gebracht hat. Da waren wir ja etwas unter Druck, weil Leonardo unbedingt ein Dugong sehen wollte. Leider war das gar nicht so einfach. Dugongs gibt es auch hier nicht gerade viele. Aber es gibt sie. Jedenfalls haben wir Kosten und Mühe nicht gescheut, und die ganze Bucht vor Nguna und Pele Island nach Dugongs abgesucht. Einmal sind wir mit zwei Kajaks über die ganze Bucht bis zur Insel Pele gepaddelt. Das war ein ziemliches Abenteuer und im Nachhinein gesehen würden wir das auch nicht wieder machen. Es stürmte und regnete und der Regen wusch mir die Sonnencreme direkt in meine Augen, wo sie dann furchtbar brannte. Aber zum Wegwischen hatte ich keine Hände frei, weil die waren ja am paddeln. Die Wellen wurden dann auch immer grösser und wir hatten schon Angst, dass Marco mit seinem Kajak kenterte, weil der hatte noch die beiden Grossen mit an Bord und sein Kajak hatte zudem ein Leck, sodass es immer tiefer im Wasser lag. Wir kamen dann mit letzter Kraft an einen Strand mit einem kleinen Eingeborenendorf. Und das war hier irgendwie wie im Film. Ein paar spärlich bekleidete Kinder kamen schreiend auf uns zu und waren froh über die Abwechslung. Am Strand unter einem schattenspendenden Baum sass ein junger Mann und spielte Gitarre mit fünf Saiten (hat die Mimi doch sofort gemerkt, dass da eine Saite fehlt). Als er uns sah, war er sichtlich verwirrt. Wo wir denn herkämen. Wir sagten, von Efate, von wo denn sonst. Das konnte der gar nicht glauben, das sei ja viieeeel zu weit weg und mit den Kajaks unmöglich. Wann wir denn da losgefahren wären. Und als er den Leonardo sah, riss er die Augen weit auf und meinte, das sei ja noch ein Baby!!!! Leonardo tat so, als hätte er das nicht gehört. Jedenfalls hatte Gitarren-man vor zwei Tagen hier an seinem Strand ein Dugong gesehen! Wir reckten die Hälse und blickten sehnsüchtig aufs Meer. Aber ausser den lärmenden Kids war da nichts zu sehen. Apropos Kids, wo waren die eigentlich???
Jedenfalls artete das dann schnell in einer handfesten Wasserschlacht aus. Und aus einer der Strohhütten kam dann ein Mann mit einem Baby auf dem Arm gelaufen und regte sich über den Lärm auf. Wir fanden das einen guten Zeitpunkt, die weite Heimreise über die Bucht nach Efate anzutreten.
Am anderen Tag wollten wir etwas professioneller vorgehen. Marco organisierte ein Motorboot mit Fahrer. Der sollte uns Dugongs zeigen. Allerdings hatte der keine Ahnung, wie man ein Dugong findet.
Wir knatterten planlos die Bucht rauf und runter. Und dann sah ich ES! Das Dugong!!! Offenbar hatten wir es mit unserem Geknatter verschreckt, jedenfalls machte es sich hektisch aus dem Staub. Ich brüllte lauthals „DUGONG“. Aber ausser mir hatte es niemand gesehen. Die Kids hatten sich vor der Sonne unter Deck versteckt und Marco stand zwar neben mir, hatte aber das Fernglas vorm Gesicht. Also machten wir Pause auf der Insel wo unser Bootsmann wohnte. Er war ganz stolz auf sein Dorf und wollte es uns unbedingt zweigen. Und da kam auch grad sein Bruder vom Fischfang zurück, der war auch ganz stolz, aber auf was anderes:
Also, das mit den Dugongs war nicht so einfach. Aber wir haben alles gegeben und jeden nach Dugongs gefragt, den wir getroffen haben. Und jeder hatte schon mal eines gesehen oder zumindest eine Geschichte zu den Dugongs zu erzählen. Zum Beispiel unser Bootsmann, der als Fünfjähriger mit seinem Vater fischen war und zufällig ein Dugong gefangen hat. Sie habens dann, zusammen mit dem ganzen Dorf gegessen – autsch!!!. Aber es gab auch Geschichten, wo das Dugong überlebt hat. So haben einige Dorfkinder vor einiger Zeit ein Dugong gefunden, das sich in den Mangroven verfangen hatte und in der Ebbe nicht mehr herauskam. Sie haben dem Dugong dann ein Seil um die Schwanzflosse gebunden und es aus seiner Lage befreit. Oder Janet, unsere Vermieterin – sie wusste eine Geschichte von einer dementen alten Frau aus dem Dorf, die jeden Tag ein Dugong mit Papayas gefüttert hat. Und am Tag ihrer Beerdigung tauchte dann das Dugong am Strand auf.
Aber auch unser Leonardo hat sich wieder beruhigt. Allerdings hat er uns das Versprechen abgenötigt, mit ihm nach Ägypten zu fahren. Dort gibt es nämlich auch Dugongs. Wir haben ihm – als Trost sozusagen – die Geschichte von unserem Tauchgang vor 12 Jahren in Ägypten erzählt. Da kam ein Dugong hinter uns hergeschwommen und hat sich von uns streicheln lassen. Genau DAS Dugong will der Leonardo auch streicheln. Es bleibt also spannend – und anspruchsvoll…
Dann hab ich noch eine lustige Geschichte zu unserer alten Bekannten, der giftigen Seeschlange. Ich hab den Kindern da immer ordentlich Angst gemacht und sie haben nun auch langsam den nötigen Respekt. Jedenfalls spielten die Kinder am Morgen am Strand und da hörte ich plötzlich ein Geschrei. Ich kam herbeigeeilt und sah folgendes Bild:
Alle drei Kinder hockten schreckensbleich auf einem abgestorbenen Baum und zeigten angsterfüllt auf etwas im Wasser. Und tatsächlich tummelte sich dort im flachen Wasser eine schwarzweissgeringelte Schlange. Ich machte schnell ein Foto und verjagte das Tier dann mit einem Ast. Am Abend hab ich mir das Bild dann mal genauer angeschaut und gemerkt, dass es sich um einen harmlosen Ringelschlangenaal handelte. Aber die Unterschiede sind ja auch frappant:
Am nächsten Tag war der Aal wieder da. Lorenzo war sofort begeistert und wollte den Aal anfassen und streicheln. Ich hoffe er streichelt in Zukunft nicht auch noch die gleich aussehende Schlange!
Musik aus dem Dschungel
Die Unterkunft bei Janet, die wir im Norden von Efate hatten, lag mitten im Dorf Paonangisu (wir wissen leider nicht wie man das ausspricht…). Jeden Abend nervten wir uns über laute Musik aus dem Dorf. Irgendwann stellte Marco jedoch anerkennend fest, dass die Musik richtig schön war. Es waren auch immer wieder die gleichen Lieder, die da gespielt wurden und eines fiel uns besonders auf, weil es besonders schön war. Am letzten Abend hatte Marco das Gefühl, er muss jetzt mal schauen, was das für eine Musik ist und vielleicht kann er sie bei sich irgendwo auf dem Smartphone laden. Also ging er im Dunkeln raus, immer der Musik nach. Etwa nach zehn Minuten stoppte die Musik und dann wurde wieder unser Lieblingslied gespielt. Nach einer Ewigkeit tauchte Marco aus der Finsternis wieder auf und grinste breit. Er erzählte mir, dass da mitten im Dorf ein Chor singt und der Chorchef die Lieder selber geschrieben hat und sie waren sogar schon in Südafrika und Australien mit ihrer Band und hatten dort Auftritte. Boah! Ein Chor – hier bei uns in Paonangisu! Also ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Marco hat einen Mitschnitt von unserem Lieblingslied gemacht und auf Youtube gestellt weil es noch unveröffentlicht war und wehe es gefällt euch nicht:
Auf den Spuren des 2. Weltkrieges
Eines Morgens ging ich mit Leonardo mit dem Kajak raus. Ich wollte bisschen an den Mangroven langfahren. Dabei entdeckten wir in den Mangroven ein eigenartiges rostiges Ding im flachen Wasser. Also holte ich Marco und der sah sofort mit geschultem Auge, dass es sich um den Motorblock einer Corsair F4U (ein Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg) handelte:
Wir fragten Janet, unsere Vermieterin. Sie meinte, dass das tatsächlich der Motor eines Flugzeuges aus dem 2. Weltkrieg sei. Es sind damals in den 40ger Jahren sogar zwei Flugzeuge in der Bucht abgestürzt. Das zweite ist noch da und liegt irgendwo draussen in der Bucht. Wir fanden schnell jemanden, der uns mit dem Boot dort hinbringen konnte. Wir hatten ja befürchtet, dass nach 70 Jahren Salzwasser nur noch ein Rosthaufen übrig sein würde. Aber nix da! Das Flugzeug war bestens erhalten, nur die Frontscheibe fehlte und eine Tragfläche war abgebrochen.
Für Leute die sich auskennen: es handelt sich wieder um eine amerikanische Corsair F4U.
Und für Planes-Fans: das ist der Skipper aus Disneys Planes.
Also haben wir uns dann alle mal hinters Steuer gesetzt und das ultimative Flugfeeling gesucht. Was schwierig war, bei all den Fischen und Korallen rundherum.
Die Piloten haben den Crash übrigens überlebt und konnten durchs flache Wasser ins Dorf laufen. Einer der Piloten ist dann sogar nach Jahren – der Krieg war längst vorbei – wieder zurückgekommen und hat sein Flugzeug noch einmal gestreichelt.
Wäsche waschen
Es kommen immer wieder Fragen, wie ich das mit dem Wäschewaschen mache. Eigentlich ist das keine grosse Sache. Wenn ich Glück habe, gibt es in der Unterkunft eine Waschmaschine:
Wenn keine Waschmaschine da ist, muss ich von Hand waschen – geht auch:
Und wenn es kein fliessend Wasser hat, geh ich an den Fluss waschen – genau wie die eingeborenen Frauen das machen:
Schlussbetrachtung
So, und damit bin ich am Ende unserer Erlebnisse hier in Vanuatu. Vielleicht zum Schluss noch einige Betrachtungen zu Vanuatu:
Laut Vereinten Nationen zählt Vanuatu zu den ärmsten Ländern der Welt. Was aus unserer Sicht völliger Blödsinn ist und daraus resultiert, dass der Armutsindex rein auf dem Bruttosozialprodukt eines Landes basiert. Aber niemand hier ist wirklich arm. Jeder hat immer genug zu essen und frieren muss auch niemand. Überall wachsen ganzjährig Früchte und das Meer ist voller Fische. Wir haben das oft mit Einheimischen diskutiert und die haben uns dann immer mitleidig angesehen, wenn wir ihnen erklärt haben, wie das bei uns läuft. Da kann sich niemand selbst versorgen. Wir sind auf Jobs angewiesen – die wir zumeist hassen – und hoffen, dass wir den nächsten Winter überleben – den wir auch zumeist hassen und den wir uns mit verklärten Vorstellungen von weisser Weihnacht und schneebedeckten Bergen vor blauem Himmel irgendwie schönzureden versuchen.
Aber zurück zu Vanuatu: da gibt es zum Glück noch den World Happyness Report. Und zumindest dort ist Vanuatu immer unter den top ten zu finden. Und dort gehört es auch hin: die Leute sind zufrieden, stolz auf ihr Land und zu jedem freundlich, was das Reisen in Vanuatu sehr angenehm macht.
Auch Umweltschutz ist in Vanuatu ein grosses Thema. Uns war schon zu Beginn hier aufgefallen, dass im Meer keine Plastiksäcke schwimmen. Und auch in den Geschäften gibt es keinerlei Plastiksäcke, auch nicht zum Kaufen. Plastiksäcke wurden in Vanuatu vor einigen Jahren verboten. Und das klappt tiptop! Jeder nimmt seine Gefässe zum Einkaufen selber mit und schon ist das Meer sauber. Ich versteh gar nicht, warum das in Europa so schwierig ist…
Und zum Schluss noch einige Impressionen von den Menschen hier:
28. Oktober 2019 um 11:23
Schlichtweg super und sehr interessant was ihr da jeden Tag erleben dürft.Weiterhin alles Gute und immer gut auf euch aufpassen (-:
Liebe Grüsse aus Ipsach.
28. Oktober 2019 um 20:13
Unglaublich was ihr da alles erlebt!!! Euch werden noch Schwimmhäute wachsen mit so viel schwimmen und tauchen! Geniesst es, der Ernst des Lebens fängt nächstes Jahr in der Schweiz wieder an!!!
Grüsse aus Nidau
Doris und Franz
29. Oktober 2019 um 12:24
Mit jedem neuen Beitrag übertriffst du dich selbst. Jetzt musst du es nur konsequent bis zum Ende führen und das Ganze den Reiseverlagen übergeben. Das wird bestimmt ein Bestseller und die kompletten Kosten der Reise sollten auf jeden Fall wieder eingespielt werden.
Also weiter so und beste Grüße vom Lieblingsbruder aus dem herbstlichen und stark abgekühlten (brrrr!!) Sachsen
29. Oktober 2019 um 22:21
Hallo Ihr Lieben, es macht schon ein bisschen Angst was Ihr für waghalsige Dinge erlebt mit Kobras, Klippen Sprüngen, Kanufahrten, altem Kriegsmaterial, Tsunamis……….etc. aber wie es scheint habt Ihr alle einen Riesenspass. Ich wünsche Euch einen guten Flug nach Fidschi, liebe Grüsse bis bald
Nonna