Wir sind jetzt da wo der Pfeffer wächst: auf einer Vanille-Plantage auf dem Festland von Espiritu Santo. Aber der Reihe nach:

Schweren Herzens mussten wir vor einer Woche Aore Island verlassen. Wir hatten es dort richtig gut und dank dem Village und der einheimischen Buben hatten wir auch wieder einige soziale Kontakte. Marco hatte grosse Begeisterung für Kava entwickelt und ich ein untrügliches Gespür für die besten Papayas im Dschungel! Wir wurden dann auch noch auf ein kleines Dorffest eingeladen wo es – ihr ahnt es sicher schon – jede Menge Kava gab! Jeder im Dorf hatte etwas gekocht oder gebacken und für umgerechnet 60 Rappen konnte man sich dort ordentlich satt essen.

Dorffest auf Aore Island

Apropos essen: ich hatte ja schon mal erwähnt, dass das Öffnen einer Kokosnuss immer ein riesen Krampf ist. Und das hat der Marco mal dem Tony erzählt und ihn gefragt, wie er das macht. Nachdem die beiden nun Reggae-Musik auf ihren Smartphones getauscht haben, war da ein echtes Vertrauensverhältnis zwischen den beiden entstanden und da kam Tony eines Abends mit einem Holzknüppel und einer Kokosnuss vorbei und machte ein Kokosnuss-Show-Öffnen für uns. Und das ging so:

Kokosnuss schälen – zackzackzack, circa 30 Sekunden…
Der Junior darf die Nuss halbieren – mit Machete einmal klöng, circa 10 Sekunden…
Anschliessendes Fachsimpeln mit Austauschen von Kokosnussrezepten…

Das Ganze hat höchstens  1 Minute gedauert!!! Und wir brauchen jedesmal einen halben Vormittag. Auf jeden Fall ist man nach so einer Kokosnuss ziemlich satt und wir haben gehört, dass man sich sogar ausschliesslich von diesen Nüssen ernähren könnte, ohne irgendwelche Mangelerscheinungen. Die grosse Hungersnot wird es also in Vanuatu so schnell nicht geben. Die Nüsse liegen hier überall herum und man muss aufpassen, dass man nicht mal eine auf den Kopf kriegt.

An einem stürmisch-grauen Nachmittag (ja, auch im Paradies ist mal weniger gutes Wetter) beschloss ich, der ganzen Familie die Haare zu schneiden. Also suchte ich am Strand ein geschütztes Plätzchen, wo die heruntergefallenen Haare nicht stören würden. Ein Barhocker diente als Frisierstuhl – wir sind da flexibel.

Haare schneiden im Dschungel

Als erstes kamen die Buben dran und ich hatte gerade den zweiten Buben fast fertig, als ich Akled laut schreien hörte. Ich dachte schon es gibt Lämpe, weil wir da auf dem gepflegten Anwesen Haare schneiden, als ich merkte, dass sie nicht mit mir redete, sondern nach ihrem Sohn Adrian rief. Der tauchte dann auch kurze Zeit später auf – noch in Schuluniform – und schwups: sass auch der auf meinem Frisierstuhl!

Allerdings war das gar nicht so einfach, weil die Einheimischen – das glaubt ihr jetzt wahrscheinlich nicht – andere Haare haben als wir, mehr so wie Schäfchenwolle. Und da ist so ein europäisches Haarschneidegerät schnell mal überfordert. Aber Ende gut alles gut und Adrian – und vor allem Akled – war sehr zufrieden…

„Ich hab die Haare schön…“

Und nachdem ich beim Schnorcheln oft vor meinen eigenen Haaren erschrocken bin, weil ich sie für die Tentakel einer bösartigen Qualle hielt, habe ich mir nun auch die Haare abgeschnitten. Jetzt hängen sie mir nicht mehr vor der Taucherbrille herum. Oder wenn da mal wieder was herumhängt, sind es dann wirklich die befürchteten Tentakeln…

Weg mit den „Tentakeln“

Venui Vanilla auf Espiritu Santo

Und da sitzen wir nun frisch frisiert seit einer Woche auf einer Vanille Plantage auf Espiritu Santo, 20 Fahrminuten von Luganville entfernt. Und es lebt sich hier richtig gut. Wir haben ein sehr schönes Haus gemietet, mit Badewanne auf der Veranda und – jetzt werdet ihr staunen – einer Wasserrutschbahn für die Kids:

Unser Strand mit Wasserrutschbahn

Wir sind hier übrigens ganz alleine. Nur der Farmer und seine Frau leben ein paar Hundert Meter weiter in einem Haus auf einem Felsen. Und die Farm ist riesig – der Farmer fährt immer mit seinem Pickup drauf herum und wenn man ihn sucht muss man ihn anrufen.

Der Vanille-Farmer hat uns auch schon stolz seine Farm gezeigt – er ist mit Leib und Seele Farmer! Er baut neben Vanille auch noch andere Gewürze an, eben den besagten Pfeffer, Ingwer und Kurkuma.

Hier wächst der Pfeffer!

Aber Vanille hat’s natürlich auch und die muss nach streng genormten Qualitätsaspekten sorgsam sortiert werden:

Vanille sortiert

Und zwar von dieser Dame:

Da weiss man am Abend was macht gemacht hat…

Aber das Beste: auf der Farm gibt es massenhaft Früchte, und wir dürfen uns da nach Herzenslaune bedienen. Endlich mal keine Äpfel mehr! Jetzt gibt es Papayas, Zitronen, Limetten und Pampelmusen à discrétion!

Papaya!
Pampelmusen!!!

Der Pampelmusenbaum steht direkt hinter unserem Haus – das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: er ist extrem hoch und die besten Früchte wachsen – na wo wohl! Ganz oben natürlich. Daher ist die Pampelmusenernte immer harte Arbeit. Zum Glück habe ich im Haus diesen Teleskopstab mit Haken gefunden – eigentlich ist er zum Öffnen und Schliessen der hohen Fenster im Haus gedacht, aber so geht’s auch:

Pampelmusenernte mit Teleskopstab

Zur Plantage gehören ausserdem einige Kayaks und Standup-Paddles. Die dürfen wir auch gratis nutzen. Und das ist ein riesen Spass für die ganze Familie:

Daheim – auf allen sieben Weltmeeren!
Keine Haie in Sicht!
Romina hat ein neues Hobby…

Vis a vis von unserem Strand befinden sich einige kleinere unbewohnte Inseln. Die gehören alle einem ominösen Franzosen, der offenbar keine finanziellen Sorgen hat. Jedenfalls hat er für den Wiederaufbau von Notre Dame 500 Mio (keine Ahnung welche Währung, ist aber auch eigentlich egal…) gesponsert! Und ausserdem ist er mit Salma Hayek verheiratet. Potz! Wir befinden uns hier in illustrer Gesellschaft. Also um wieder zurück zum Thema zu kommen: besagter Franzose stellt hier gratis WLAN und hat der Vanille Farm den Zutritt zu der kleinen Insel vor unserer Nase erlaubt. Und da gehen wir jetzt ab und zu mal mit den Booten zu dieser Insel Schnorcheln und hoffen, dass uns Salma über den Weg läuft…

Lorenzo, im Hintergrund Rocchi Island 😉

Heute haben wir einen kleinen Wasserfall besucht – für alle die es interessiert: Tuffuntari Waterfall. Der liegt 10 Fahrminuten ins Landesinnere auf dem Grundstück von Reynold, einem Einheimischen, der hier aufgewachsen ist. Der Wasserfall ist zwar nicht riesig, aber dafür passt er gut auf’s Foto und man kann drauf herumklettern. Am Mittag brachte uns Reynold einen „kleinen“ Lunch. Also endlich konnten wir mal etwas anderes essen als Spaghetti, Pfannkuchen und Barbecue. Wir hatten extra für die Kids einige Cookies eingepackt, weil sie bei fremdem Essen immer extrem mäkelig sind. Aber die Sorge war total unbegründet. Den Kids hat es prima geschmeckt. Es wurde begeistert auf Kakaofrüchten gekätscht, Zuckerrohr gelutscht und bunte Chips gegessen. Die Cookies haben wir anschliessend wieder mit heimgenommen.

Tuffuntari Wasserfall mit den berühmten Klippenspringern
Eisfallklettern ist was für Nerds – wir machen Wasserfallklettern!

Reynold erzählte uns dann, dass heute ein Feiertag ist – Santo feiert die Unabhängigkeit respektive die Gründung der Provinz Sanma (SANto und MAla plus ein paar weitere Inselchen wie Aore). Und da gibt’s um die Ecke im Village ein kleines Fest – ob wir denn da nicht auch Lust hätten. Ja, was war das denn wieder für eine Frage… Im Village merkten wir dann schnell, dass das hier eine grössere Sache war, so viele Menschen hatten wir ja seit unserer Abreise aus der Schweiz nicht mehr gesehen! In der Dorfmitte gab‘s ein Fussballmatch und die meisten Leute hockten dort am Rand und guckten das Match. Allerdings nur bis wir dort auftauchten. Als einzige Weisse fielen wir etwas auf. Der Einzige, dem das gar nichts ausmachte, war unser Leonardo. Er hockte selbstbewusst hinten auf der Ladefläche vom Pickup (what else) und war auch nicht zu überreden, diesen Platz aufzugeben. Also gingen wir zu viert durchs Dorf und Leonardo blieb auf dem Auto hocken.

Mein Platz!

Marco war das Sight Seeing allerdings etwas unangenehm. Er meinte, wenn am Unabhängigkeitstag 5 Weisse durchs Dorf schleichen, könnte das schnell falsch verstanden werden.

Dorffest am Unabhängigkeitstag

Also beschlossen wir, es kurz zu machen, kauften einige Schleckstengel und zottelten zurück zum Auto – wo uns dann folgender Anblick erwartete:

„Endlich hört mir mal jemand zu!“

Da sass Leonardo gar nicht mehr alleine auf dem Pickup, die Dorfkinder hatten sich zu ihm auf die Ladefläche gesetzt. Leonardo war offenbar in bester Rede-Stimmung und gab – mit der ihm typischen Lautstärke – einige Räubergeschichten zum Besten und es wäre ihm offenbar nie in den Sinn gekommen, dass ihn hier niemand versteht. Na macht ja nichts, Hauptsache es hören alle aufmerksam zu. Nur der Dorfälteste, der in Sicht- und Hörweite auf einem klapperigen Stuhl sass, schüttelte schmunzelnd den Kopf. Die Weissen halt…

Und damit verabschieden wir uns mal für den Moment. Nächste Woche gehen wir noch einige Tage nach Luganville – das ist mit 13’000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Vanuatus. Von da wollen wir einige Day-Trips in den Norden machen und den berühmten „Million-Dollar-Point“ besuchen. Nicht wegen des Geldes, sondern weil die Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg dort ihr ganzes Kriegsmaterial im Meer versenkt haben und man ihm dort – unter Wasser – beim Rosten zusehen kann.

Anschliessend geht’s weiter nacht Tanna, einer kleineren Insel ganz im Süden. Tanna ist berühmt für seinen Vulkan. Er ist permantent aktiv und nur 400m hoch – das schafft auch Leonardo!

Und tschüss, bis zum nächsten Beitrag!